Kapitel Fünfzehn ~ Sturrkopf

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Ich weiß nicht warum, aber die letzten Tage war Noah nicht im Büro und obwohl es mir egal sein könnte, weil das für mich weniger Arbeit bedeutet hat, mache ich mir Sorgen.

Dafür hatte ich in so gut wie jeder Pause Vio an der Backe. Sie ist eigentlich ja ganz nett und sowas, aber sie redet, wie ein Wasserfall über alles was ihr gerade in den Sinn kommt und deswegen frustriert es mich, dass ich sie auch heute noch sehen muss. Vielleicht sehe ich das ganze auch zu eng, wer weiß.

„Guten Morgen", brumme ich, noch immer im Schlafanzug, während der Rest meiner Familie schon sehr festlich aussieht.

Meine miese Laune will ich nicht hinterfragen, weshalb ich es einfach auf diesen Tag schiebe. Und auf die Tatsache, dass Bailey heute heiraten wird.

Josy redet momentan wieder mit mir. Zwar beschränken wir uns auf das nötigste, aber ich bin schon froh darüber, dass sie mich nicht mehr an keift.

„Und du willst wirklich nicht mitkommen?", Papa sieht mich an, als wolle er nur noch mal auf Nummer sicher gehen, damit er ohne schlechtes Gewissen hinfahren kann.

Sollen sie doch alle an ihrem schlechten Gewissen ersticken und am besten noch zur Hölle fahren.

„Vorher soll mich ein Laster überfahren", murrend gieße ich mir eine Tasse Kaffee ein.

„Das wäre mal eine Idee", wirft Josy grinsend ein und lässt sich neben mich auf einen Stuhl fallen.

„Ey", keife ich zickig zurück. Soviel zu dem Vorhaben, dass wir uns nicht mehr gegenseitig ankeifen.

Josy sieht mit ihrem langen, rosafarbenen Kleid und ihren braunen, lockigen Haaren nicht mehr aus wie sechzehn. Ehrlich gesagt sieht sie verdammt hübsch aus.

Ein Klingeln lässt Josy sofort von ihrem Stuhl hüpfen und mit einem Riesen Lächeln zur Tür eilen. Ich brauche nicht wirklich zu überlegen um zu wissen, wer dort vor der Tür steht.

Natürlich geht Kyle mit ihr zur Hochzeit. Das ist was Freunde für ihre Freundinnen tun. Egal ob sie wissen was passiert ist oder nicht.

Jedoch kommt Josy nicht mit Kyle im Gepäck wieder, sondern mit jemand anderem. Ihr Gesichtsausdruck ist mindestens genauso verwirrt wie meiner, als ich sehe, wer dort um die Ecke kommt.

„Noah?", frage ich verwirrt. Die Augen meiner Mutter weiten sich, genauso wie die meines Vaters.

„Mr und Mrs. Scales", mit einem charmanten Lächeln nickt er in die Richtung meiner Eltern, die immer noch regungslos in der Küche stehen.

Anders als sonst, wenn ich Noah gesehen habe, trägt er diesmal keinen Anzug, sondern lediglich ein paar Jeans, ein Hemd und darüber einen Mantel. Sofort ist es mir peinlich mit zerzausten Haaren, Mundgeruch und meinem pinken Pyjama hier zu sitzen.

Endlich lösen sich auch meine Eltern aus ihrer Starre, denn sie beide Grüßen ihn zurück und Mama geht sogar so weit, ihn in den Arm zu nehmen als wären sie alte Freunde.

„Eigentlich wollte ich dich abholen, um mit dir ein Outfit für heute Abend zu besorgen, aber ich gehe davon aus, dass du meine E-Mail nicht gelesen hast", grinsend kommt der blonde Schopf auf mich zu und setzt sich wie selbstverständlich auf den Stuhl, auf dem Josy bis gerade eben noch saß.

Das war Absicht von ihm. Pure Absicht. Wer zur Hölle schreibt heute noch E-Mails. Erst recht, wenn er die Nummer des anderen, woher auch immer, hat? Skeptisch sehe ich Noah an, hoffe das alleine durch die Kraft meiner Gedanken sein Kopf explodiert.

Aber natürlich ist das zum Scheitern verurteilt.

„Ich habe schon was für heute Abend", brumme ich erbost und klammere mich wie ein Affe an meine Kaffeetasse.

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