XXV

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Harry :

Am nächsten Tag begleitete Louis mich zur Arbeit, um Amy kennenzulernen.

„Hey Boss“, sagte ich und Amy strahlte mich an. Bis sie Louis sah, denn dann war ich für sie vergessen. „Du bist also unser 400. Holyfieldianer“, sagte sie und umarmte ihn herzlich. „Jep, und du bist Amy, ich wollte dich kennenlernen“. „Das freut mich aber“. „Mich auch“. Ich ging zu meinem Schreibtisch, setzte mich hin und beobachtete die beiden. „Und was machst du beruflich, mein Lieber?“. „Ich schreibe auch, aber Bücher“. „Oooooh, interessant, ein Schreibtalent kann ich hier immer gut gebrauchen“. „Ehrlich?“. Louis blickte mich fragend an und ich nickte ihm wortlos zu. „Klar, wenn du willst, kannst du für mich arbeiten, dann hätte ich auch immer was für meine Augen“, sagte Amy und er lachte. „Danke, ich werde darüber nachdenken“. „Okay, willst du einen Kaffee?“. „Ja, gerne“. Amy ging zur Kaffeemaschine und Louis strahlte mich an. „Hättest du was dagegen, wenn ich dein Arbeitskollege wäre?“. „Nein, überhaupt nicht“, sagte ich wahrheitsgemäß. Ich konnte mir sogar sehr gut vorstellen, mit ihm zusammenzuarbeiten. „Cool“.

Eine halbe Stunde später verabschiedete Louis sich von Amy und mir und ging. Ich hatte ihm das Versprechen abgenommen, mich das mit Jake heute alleine erledigen zu lassen. Bei Titball durfte man nichts riskieren, er war unberechenbar, also musste ich eben einfach nach seiner Pfeife tanzen.

Um 12:00 Uhr ging ich also hinaus zu Jake, der bereits auf mich wartete. Wenigstens war er pünktlich. „Styles!“. „Ich bin da, also was willst du?“, fragte ich ihn ohne Umschweife und er grinste mich schmierig an. „Ich will 2000 Dollar“. „2000?“. „Jep“. Ich hatte 5000 Dollar gespart, also war es okay für mich, aber das musste Jake ja nicht wissen. Also tat ich so, als würde ich angestrengt darüber nachdenken, ob ich es mir leisten konnte. „Und wenn ich dir das Geld gebe, dann hältst du dicht?“. „Ja Mann, darauf kannst du einen lassen, aber ich will es sofort“. „Jetzt?“. „Bist du begriffsstutzig, oder was? Natürlich jetzt!“, rief er und ich atmete resigniert einmal tief durch. „Okay okay, du kriegst es, gehen wir zum Geldautomaten“. „So gefällst du mir, Styles“. „Klappe Titball, lass uns einfach gehen“.

Es gefiel mir überhaupt nicht, Jake einfach so 2000 Dollar in die Hand zu drücken, aber ich hatte keine Wahl. Und wenn er Louis und mich dafür in Ruhe lassen würde, dann war es mir das wert.

Ich gab ihm also das Geld und hoffte inständig, das ganze Problem damit zu lösen.

Dann rief ich sofort Louis an. „Und?“. „Er wollte 2000 Dollar“. „Was?“. „Ja, ich habe ihm das Geld gegeben“. „Fuck Harry, du hast ihm einfach so 2000 Dollar gegeben?“. „Klar, ich hatte doch gar keine Wahl“. „Aber … aber … 2000 Dollar!“. „Es ist doch nur Geld, okay? Dafür hält er dicht“. „Hoffentlich“. „Ich hoffe es auch“. „Wenn nicht, dann muss ich diesen Mistkerl verprügeln, das ist dir klar, oder?“. „Jep“. „Ich liebe dich, Love“. „Ich dich auch, Lou, bis später“. „Ja, bye“. „Bye“.

Louis:

Die Höhe von Titballs Forderung machte mich echt sprachlos. Wie dreist war dieser Mensch? Für mich stand aber fest, dass ich Harry die Hälfte des Geldes zurückgeben würde. Immerhin betraf es mich genauso.

Während ich auf Harrys Rückkehr wartete, klopfte es an der Wohnungstür. Ich war nicht wenig erstaunt, als Robin vor mir stand. „Ist Harry auch da?“ „Nein, noch nicht.“ „Okay. Kann ich mit dir reden?“ „Klar, komm rein.“ Ich bat Harrys Stiefvater in die Küche und setzte Kaffee auf. „Anne hat mit mir geredet und ich muss gestehen, dass ich ihre Freude nicht so ganz teilen kann.“ Geschockt sah ich Robin an, aber er hob abwehrend die Hände. „Versteh mich nicht falsch, Harry ist mein Sohn und ich liebe ihn. Wenn er glücklich ist, dann bin ich es auch, aber ich mache mir Sorgen.“ Ich stellte Robin eine Tasse Kaffee hin. „Ich lebe schon ewig in dieser Stadt, ich weiß wie die Leute ticken. Gerade solche Typen wie dieser Titball. So ein Arschloch gibt es immer wieder, aber dieses Spezielle hat es auf Harry abgesehen. Anne weiß nichts davon, aber Harry kam oft heulend und blutend aus der Schule zu mir und hat mir alles erzählt. Aber die Erwachsenen sind nicht besser und auf gar keinen Fall möchte ich erleben, wie sie hinter eurem Rücken tuscheln und die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Ich stehe auf jeden Fall hinter euch, aber ich mach mir halt einfach große Sorgen.“ Ich nickte: „Ich mache mir auch Sorgen, Harry hat es nicht verdient, dass schlecht über ihn geredet wird.“ „Deshalb möchte ich euch auch ganz dringend dazu raten, dass ihr Liam und Zayn und vielleicht sogar Niall einweiht. Je mehr Leute Bescheid wissen und auf eurer Seite stehen, umso leichter wird es mit der restlichen Stadt.“

Ich setzte mich mit meinem Kaffee Robin gegenüber und rieb mir müde das Gesicht. „Ich hatte keine Ahnung, wie schlimm es ist, als ich herkam. Ich liebe Harry und ich würde am liebsten rausgehen und es der ganzen Welt verkünden. Aber Harry hat Bedenken und je mehr ich vom Kleinstadtleben mitbekomme, umso besser versteh ich ihn. Ich bin aber deiner Meinung, Zayn und Liam müssen es möglichst bald erfahren. Harry fürchtet sich einfach vor der Reaktion der beiden.“ Robin seufzte und sagte: „Verständlich, schließlich macht das Outing ihn ja fast zu einem anderen Menschen, aber sie lieben ihn. Jeder der ihn kennt, liebt ihn.“ „Sie lieben die Hetero-Version von Harry.“ Robin nickte und trank einen Schluck Kaffee. „Dabei kennen diese Leute ihn, seit er ein Baby war, er ist doch noch immer derselbe Harry wie immer. Nur, dass er glücklicher ist, seit du da bist und wenn sie sich dran stören, dass du ein Mann bist, dann sollten sie sich schämen!“, er redete sich richtig in Rage!

Ich überlegte kurz und traf dann eine Entscheidung. „Robin, ich brauche deine Hilfe, aber ich weiß nicht, wie wir das anstellen sollen, vor allem, weil ich nicht will, dass Harry sofort erfährt, dass du Bescheid weißt.“ „Was ist los, Louis?“ „Du hast nicht so Unrecht mit Titball. Er erpresst Harry.“ Robin wurde fahl im Gesicht. „Er hat uns beim Tanzen in Tuscaloosa gesehen und heute hat er von Harry zweitausend Dollar bekommen.“ Robin schlug mit einer Faust auf den Tisch. „Diese Mistsau! Wie kommt er darauf, dass er das so einfach tun kann! Ich rede mit dem Sheriff!“ „Nein, Robin, denn dann wird Titball es vor der ganzen Stadt hinausposaunen und egal ob man ihm glaubt oder nicht, die Leute werden reden.“ „Aber was können wir tun?“ „Ich weiß es nicht.“

Wir hörten die Wohnungstür und Harry kam herein. „Hey Robin!“, er lächelte, als wäre nichts gewesen und ich sah, dass Robin sich bemühte, sich nichts anmerken zu lassen.

„Robin macht sich Sorgen.“ „Ich will Liam und Zayn nicht einweihen, noch nicht!“, Harry hatte sofort gewusst, auf was ich hinauswollte. „Harry, sei doch vernünftig. Ich rede mit deiner Mum, damit sie alle zum Essen zu uns einlädt und dann sag es ihnen bitte. Wenn sie dann auch nur einen Mucks von sich geben, dann stehen wir zu sechst vor ihnen und sie haben keine Chance.“ Harry schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht! Versteht ihr das denn nicht? Ich. Habe. Angst! Eine Scheißangst!“ „Aber wir sind für dich da!“, antwortete Robin. „Nein! Ich will nicht!“ „Dann lass mich mit ihnen reden.“, bat ich ihn, aber jetzt war Harry einfach nur mehr stur. „Nein, kein Sterbenswörtchen!“ „Sei doch vernünftig, Harry!“, Robin fuhr ihn an. „Sie werden mich hassen! Zayn erzählt es Trisha, Trisha redet mit Mum, irgendwer belauscht sie und dann ist die Kacke am Dampfen, ich will das nicht!“ „Harry, beruhig dich doch.“, ich wollte nach seiner Hand greifen, aber er entzog sich mir. „Lasst mich in Ruhe!“, rief er aufgebracht und verließ die Wohnung wieder.

In diesem Moment war ich so wütend auf diese ganze Situation, wütend auf Harry und seinen Sturkopf, die Ohnmacht, die ich fühlte, Ärger auf Titball… Ich schoss meine Tasse gegen die Wand und ein brauner Fleck breitete sich auf der weißen Farbe aus. Dann begann ich zu schluchzen. Ich hatte auch Angst, Angst um unsere Sicherheit, vor der Zukunft. „Louis, alles ist gut.“, sagte Robin und umarmte mich.

„Wie soll es nur weitergehen?“, fragte ich ihn, nachdem ich den Kaffeefleck an der Wand mit Bleiche verschwinden hatte lassen. „Wir könnten eine Intervention machen. Oder es Liam und Zayn einfach sagen und Harry erst danach einweihen.“ „Das würde er uns nie verzeihen.“, sagte ich und fügte dann hinzu: „Ich geh ihn suchen.“ „Okay. Ich bin in der Werkstatt, sag mir Bescheid, wenn du ihn gefunden hast.“ „Mach ich.“

Dann machte ich mich auf die Suche nach Harry.

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