LXIX

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Louis:

Dieser Store Hier hatte Mum mir meine ersten Fußballschuhe gekauft. Diese Schuhe trug ich in der Woche vor dem ersten Training sogar im Bett! Ich hatte sie angebettelt, mir dieselben Schuhe zu kaufen, wie sie meine Helden im Fernsehen trugen und sie hatte lange gespart, um mir diesen Traum zu erfüllen.

Binnen weniger Minuten hatte ich einen Arm voller Klamotten und Harry, der hinter mir her war, hatte auch einiges zum Anprobieren ausgesucht. Im Endeffekt war nicht viel dahinter, aber es war eben einfach Adidas. Ich suchte mir zwei Track Jackets aus, dazu noch eine graue und eine schwarze Hose und natürlich neue Neos und zwei Hoodies – einen blauen und einen simplen Schwarzen mit den drei Streifen drauf. Harry grinste, als er meine Auswahl sah. Und wovon willst du das bezahlen?, fragte er mich. Ich hab eine Kundenkarte und noch ein bisschen Guthaben drauf. Aber es ist zu viel! Ich schnaubte und sah, dass er nur zwei Teile in der Hand hatte. Ach komm schon, Hazza, ich brauch das! Ich sah ihn an und probierte meinen besten Augenaufschlag. Lou! Lass das!, heulte er und ich lächelte. Du brauchst auch so ein Superstar Track Jacket. Louis! Du brauchst das aber! Damit du es dann tragen kannst! Ich trage gerne deine Sachen. Ich würde deine auch tragen, aber sie passen mir nicht!

Eine viertel Stunde später standen wir an der Kasse und mir wurde übel. Je mehr der Preis stieg, umso stärker wurde mein Brechreiz. Ich reichte meine Kundenkarte über den Counter und dazu gleich meine Visa. Anders als erwartet gab meine KK nichts mehr her, sondern es wurde nur ein offener Betrag angezeigt. Verdammt! Verdammtes Onlineshopping! Meine Kreditkarte deckte beide Beträge nicht. Also begann ich, feuerrot im Gesicht aus Scham, den Haufen zu durchsuchen und trennte mich von einem der Track Jackets. Und danach war der Preis noch immer um achtzehn Pfund zu hoch. Also sortierte ich auch noch den blauen Hoodie aus. Dieses wundervolle, royalblaue Ding! Aber danach war dann alles okay. Ich nahm meine Kreditkarte wieder entgegen und da ich mich echt beschissen fühlte, murmelte ich Harry zu, dass ich draußen auf ihn warten würde, weil ich jetzt eine Zigarette brauchte.

Ich schämte mich auch vor Harry, oder gerade vor Harry. Immer wenn es um Sportklamotten ging, verlor ich den Rahmen aus den Augen und eigentlich hätte ich das ganze Zeug, bis auf die Schuhe, nicht gebraucht, aber andererseits liebte ich diese Marke und ich hatte in Tuscaloosa noch nicht mal einen Store gesehen. In Amerika musste ich alles online bestellen und das mochte ich nicht.

Oh Mann, ich gehe nie wieder mit dir in so ein Geschäft. Du bist verrückt., grinste Harry als er endlich nachkam. Aber er drückte mir den Hoodie in die Hand. Hier, aber gewöhn dich nicht dran., sagte er. Oh Hazza, danke! Danke!, rief ich und fiel ihm um den Hals. Aber nur, weil er dir so gut steht. Kann es sein, dass du ihn mir ausziehen willst?, antwortete ich ebenso grinsend. Und sah im Schaufenster das grüne Gegenstück zu meinem Hoodie. OH MEIN GOTT! Den musst du haben!, rief ich und zeigte auf das moosgrüne Ding. Louis! Der kostet fünfzig Pfund! Egal! Ich kauf ihn dir! Du konntest nicht mal deinen eigenen bezahlen! Dann leih ich mir eben das Geld von dir und kaufe ihn für dich! Es ist doch nur ein Pullover! Nein, das ist DER PERFEKTE Pullover für dich!

Harry holte seine Geldtasche aus seiner Hosentasche und gab mir das Geld. Ich liebe dich!, sagte ich euphorisch und lief in den Shop um den Hoodie für ihn zu kaufen.

Harry:

Louis kaufte mir den grünen Hoodie – und dann gingen wir zum Piccadilly Circus.

Direkt gegenüber war ein Starbucks und obwohl es Februar war, setzten wir uns in den Gastgarten. Du hast ein Adidas Suchtproblem, stellte ich fest und Louis grinste mich breit an. Ich weiß. Ich drückte ihm einen Kuss auf den Mund – und wurde prompt von dem Mann neben uns böse angestarrt. Also tat ich das, was jeder schwule Mann in dieser Situation tat : Schwul sein. Ich liebe dich, mein Quietscheentchen!, rief ich eine Oktave höher und Louis spielte sofort mit. Ich dich auch, mein Bananencremetörtchen!. Ich musste mir das Lachen verhalten, schaffte es aber, ernst zu bleiben. Wer ist mein Zuckerpopöchen?. Ich!, rief Louis begeistert und ich nickte ihm heftig zu. Ja, du! Du bist sooooo niedlich, mein süßes Klammeräffchen!. Der Typ neben uns verdrehte genervt seine Augen, stand auf und ging. Und Louis und ich bekamen einen Lachkrampf.

Als wir uns wieder beruhigt hatten, nahm ich mein Telefon in die Hand und facetimte Lily. Sie nahm meinen Anruf an und ihr wunderschönes Gesicht strahlte uns an. Hey, ihr zwei!. Hey, sagten Louis und ich unisono. Wie ist London?. Es ist großartig, wir haben gestern Prinz Harry getroffen, erzählte ich ihr und sie lachte. Never in your wildest dreams. Doch, es stimmt, wir haben sogar mit ihm geredet, gab Louis mir Recht. Whaaaaat?! Was habt ihr mit ihm geredet?. Er hat Harry vom Selbstmord abgehalten, sagte er und Lily runzelte ihre Stirn. Seid ihr euch sicher, dass ihr in London seid und nicht in Amsterdam? Wart ihr in einem Coffeeshop?. Wortlos drehte ich mein Telefon um, so dass sie den Piccadilly Circus sah. Okay okay, sagte sie.

Louis und ich unterhielten uns noch fünf Minuten mit Lily – und dann beendete ich den Anruf wieder.

Hand in Hand saßen wir da und beobachteten die Menschen auf dem Piccadilly Circus.

Bis ich plötzlich eine splitternackte Frau sah. Siehst du dasselbe wie ich?, fragte ich Louis und er nickte vor sich hin. Jep. Warum macht die das?. Keine Ahnung. WAS genau macht die da überhaupt?. Ich weiß es nicht, sie steht einfach nur da, oder?. Ja, das ist eigenartig, sagte ich. Warum gehen wir nicht einfach zu ihr hin?. Okay.

Also gingen wir über die Straße zum Piccadilly Circus und stellten uns vor diese Frau, um zu sehen, warum sie splitternackt in einer Menschenmenge stand. Do you wanna touch my vagina?, fragte sie uns – und ich war schockiert! Und? Willst du?, fragte Louis mich und grinste mich süffisant an. Was? NEIN!. Ich auch nicht. Entschuldigung, aber warum tun sie das?, fragte ich die Frau. Ich bin Performance Künstlerin und demonstriere hier die Emanzipation der Frau. Die Emanzipation der Frau?. Ja, weil ich selbst für mich entscheide, von wem ich mich anfassen lasse und von wem nicht. Ich verstehe, sagte ich, obwohl ich es nicht verstand. Aber okay, Kunst war eben subjektiv. Viel Spaß noch, sagte Louis, nahm meine Hand in seine und ging mit mir weg.

Was machen wir jetzt?, fragte ich ihn, ließ seine Hand los und schlang im Gehen meinen Arm um seinen Rücken. Du willst doch den Zebrastreifen sehen, oder?. Ja!. Okay, sagte er und drückte mir einen Kuss auf den Mund. Wann willst du nach Dublin fahren?. Warum nicht morgen?. Okay, aber wir brauchen ein neues Mietauto, in diesem Einkaufswagen können wir nicht acht Stunden fahren. Du hast recht, ich kümmere mich heute noch darum. Danke Baby. Kein Problem, Hazza, ich miete uns einfach einen Land Rover. Sehr gut, das ist mein Mann!, rief ich und Louis schlug mir mit seiner Handfläche einmal auf den Hintern. Ist DAS dein Mann?. Louis! Nicht in der Öffentlichkeit!. Okay okay, sorry!.

Another WorldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt