Another World

LXXXV

Louis:

Lily hatte mir ein Stäbchen überreicht. Pregnancy test, las ich und nickte. Jep, genau was ich mir gedacht hatte.

„Lily?“, fragte ich. Lily sah mich an und begann im nächsten Moment irre zu lachen. Dann schnappte sie sich meine Tasse und warf sie an die Wand.

„Lily, sprich mit mir!“ Sie schüttelte nur den Kopf. Ich sah erneut auf den Teststreifen und darauf war nicht beschrieben, was zwei Linien bedeuteten. „Hast du die Packung noch?“ „Nope.“, antwortete sie und nahm sich meine Zigaretten. „Lil…“ „Shut up, shut the fuck up!“, schrie sie mich an und begann wieder zu weinen. Eigentlich konnte das nur bedeuten, dass sie schwanger war, aber warum hatte sie sich dann eine Zigarette angezündet?

Es klopfte an der Tür und ich ging hin. Zayn stand vor mir. „Ich hab Lily gesehen, ist alles okay mit ihr? Sie sah nicht gut aus. Und ich hab einen Knall gehört…“ „Ich denke, dass es im Moment am besten ist, wenn du wieder gehst.“ „Warum, Louis? Was ist los?“ „Ich weiß es nicht, aber ich finde es raus und dann komm ich zu dir, okay?“ „Verdammt! Das gefällt mir nicht, lass mich mit ihr reden!“ „Nein. Vertrau mir.“ „Ist sie okay?“ „Ich weiß es nicht. Gib mir noch etwas Zeit, ich rede mit ihr.“ „Okay. Aber dann kommst du sofort runter.“ „Natürlich.“ Ich machte die Tür wieder zu und kehrte zu Lily zurück.

Sie saß auf der Kücheninsel und starrte mich mit großen Augen an. „Wieso schert es ihn jetzt? Die ganze Zeit geht er mir aus dem Weg.“ „Weil wir ihm gesagt haben, dass er es tun soll.“ „Er ist ein Heuchler.“ „Warum?“ „Wie konnte er mir so sehr wehtun, wenn er mich doch angeblich liebt? Wie konnte er es zulassen? War ihm ein verdammter Orgasmus wichtiger als ich?“

„Ich bin wieder da!“, hörten wir Harry rufen und einen Moment später kam er zu uns. „Was ist los?“, fragte er verwirrt und starrte Lily an. „Wir fragen uns gerade, was Zayn geritten hat.“, antwortete ich. „Naja, diese unbekannte Dame war es sicher nicht.“, antwortete er und begann die Einkäufe in die verschiedenen Kästen und Schubladen zu räumen. Er sah Lily nicht, aber ich, und bei seiner Antwort liefen ihr wieder Tränen über die Wangen. „Harry…“ „Hm?“ „Harry, sieh mich an.“, sagte ich und endlich drehte er sich um und sah mich an. Ich deutete nur auf Lily und sofort war er alarmiert. Er sah sie skeptisch an, aber sagte nichts. Stattdessen nahm er sie einfach nur in den Arm. Lily lehnte sich an ihn und schluchzte in sein Shirt.

Da ich gerade absolut keine Aufmerksamkeit bekam, beschloss ich den Schwangerschaftstest zu googeln, vielleicht würde ich dann schlauer, was das Ergebnis betraf. Und wie ich es befürchtet hatte, war das Ergebnis eindeutig.

Ich wartete bis Lily sich ausgeheult hatte und sagte dann: „Harry, Lily muss dir was sagen.“ Lily nickte und Harry wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht. „Egal was es ist, ich liebe dich!“ Obwohl Harry es gut gemeint hatte, begann Lily wieder zu schluchzen, sagte aber noch zu mir: „Geh bitte und hol Zayn.“

Gesagt, getan. Drei Minuten später war ich mit Zayn zurück und er sah Lily schockiert an. „Was, zur Hölle, geht hier vor?“, fragte er wütend. „Ich bin schwanger.“, sagte Lily leise.

Zayn starrte sie sprachlos an und im nächsten Moment verließ er fluchtartig die Wohnung.

Harry :

Wutentbrannt folgte ich Zayn, bis ich ihn vor dem Stadtpavillon einholte. Verdammt, er war ganz schön schnell!

„Du Arschloch!“, rief ich und baute mich vor ihm auf. „Harry, ich…“. „NEIN! Du gehst einfach? So nicht! Du wirst jetzt gefälligst für Lily da sein!“. „Aber ich … ich kann jetzt nicht Vater werden“. „Es geht nicht darum, ob du kannst, Zayn, du WIRST Vater, ob du willst oder nicht“, sagte ich leise, damit nicht ganz Holyfield mich hörte. „Aber Lily und ich sind nicht zusammen“. „Und wessen Schuld ist das?“. „Meine“, sagte er wie aus der Pistole geschossen. „Richtig, und jetzt machst du alles noch schlimmer, du Vollidiot“. „Scheiße!“, rief er und strich sich aufgebracht mit seiner Hand durch die nicht vorhandenen Haare, was irgendwie lustig aussah. Ich hätte mir das Lachen verhalten müssen wenn ich nicht so wütend auf ihn gewesen wäre.

„Warum hast du das getan?“, fragte ich Zayn und er blickte mich todtraurig an. „Was?“. „Du weißt, was ich meine“, sagte ich und er atmete einmal tief durch. „Ich weiß es nicht, Harry, aber ich bereue es jede einzelne Sekunde. „Ich verstehe es einfach nicht! Man lässt sich doch nicht irrtümlich einen blasen, wie konnte dir das nur passieren?“. „Ich weiß es nicht!“, rief er verzweifelt. „Du willst Lily doch zurück, oder?“. „Ja, natürlich“. „Tja, der erste Schritt in die richtige Richtung ist es, wenn du sie jetzt nicht im Stich lässt“. „Ich hatte nicht vor, sie im Stich zu lassen, ich wollte einfach nur einen Moment für mich alleine, um diese Hiobsbotschaft zu verdauen“. „Sie braucht dich jetzt, Zayn“, sagte ich – und das funktionierte.

Wortlos drehte Zayn sich um, um wieder zurück zur Wohnung zu gehen. „Ich bleibe hier, schickst du mir Louis?“. „Jep“.

Ich setzte mich auf eine Parkbank und wartete auf Louis, der fünf Minuten später auch kam und sich neben mich setzte.

„Krass“, sagte er nur. „Ja, ich kann es gar nicht fassen“. „Ich auch nicht“. „Wie fühlst du dich?“. „Ganz gut“. „Wir können zum Doktor gehen, er wollte zwar heute zu uns kommen, aber trotzdem“. „Es geht mir gut, Love“. „Okay“.

Und so warteten wir. Zwischendurch bekamen wir Besuch von Jane, aber wir erzählten ihr nicht, dass Lily schwanger war. Das musste Lily selbst tun.

Irgendwann sahen wir dann Zayn aus der Autowerkstatt kommen. Er ging in die andere Richtung. Wenn er alleine sein wollte, okay. Hauptsache, er hatte mit Lilly gesprochen, und jetzt war ich dran. Also gingen Louis und ich wieder zurück in die Wohnung.

Ich fand Lily im Schlafzimmer wie ein Häufchen Elend auf dem Bett liegen, aber wenigstens weinte sie nicht mehr.

„Ich werde also Onkel“, stellte ich fest und setzte mich zu ihr. „Jep“. „Ich finde das einfach großartig!“, rief ich freudig und sie verdrehte genervt ihre Augen, aber ich sah ihr an, dass sie sich das Grinsen verhalten musste.

Gut so! Wenn ich Lily mit meiner Freude anstecken konnte, dann war es mir Recht.

Ich wollte sie unbedingt zum Lachen bringen, also sprang ich auf und tänzelte vor mich hin. „Ich werde Onkel! Und Jane wird so neidisch auf dich sein, weil du die erste von euch zwei bist! Aber dann wird sie dich auslachen, weil du fett wirst!“. Und es funktionierte. Lily lachte.

Gottseidank!

„Wie weit bist du überhaupt?“. „Keine Ahnung, ich fahre morgen zu meiner Frauenärztin nach Tuscaloosa“. „Was? Du weißt es noch gar nicht sicher?“. „Ein Schwangerschaftstest ist doch heutzutage sicher, oder?“. „Ich denke schon“. „Eben“, sagte Lily und ich schwang wieder meine Hüften. Und dann schrie ich durch die ganze Wohnung : „LOUIS, ICH WERDE ONKEL!“.