LXXXI

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Louis:

Vom Auto aus rief ich Lily an und verabredete mich mit ihr bei Starbucks.

Sie wartete bereits auf mich, hatte aber zwei Kaffeebecher in der Hand. Ehe ich aussteigen konnte, stieg sie ein. „Was hältst du davon, wenn wir uns ein wenig in den Park setzen? Dort können wir uns unterhalten und ein wenig entspannen. Brody sperrt in der Zwischenzeit das Hole auf und wenn du Lust hast, kannst du ja bevor du nach Holyfield zurückfährst, noch auf ein Bier mitkommen.“, sagte sie, nachdem ich sie zur Begrüßung auf die Wange geküsst hatte.

„Park klingt gut, aber du musst mir sagen, wo ich hinfahren soll.“ „Klar.“ Ich startete den Motor erneut und reihte mich wieder in den Verkehr ein.

Im Park setzten wir uns an einen Tisch und Lily holte aus ihrer Tasche noch ein paar Muffins und Donuts. „Hast du Zayn gesehen?“, fragte sie mich nach ein paar Augenblicken. „Ja.“ „Wie geht es ihm?“ Mich überraschte ihre Frage, aber vorerst antwortete ich ihr einfach: „Beschissen.“ „Einerseits vergönne ich es ihm, andererseits tut er mir Leid. Aber er hat sich die Scheiße selber eingebrockt.“ „Aber du liebst ihn noch?“ „Das werde ich immer tun, aber die Frage ist, ob es noch für eine Beziehung reicht und ob ich ihm je wieder vertrauen kann. Ich kenn ihn schon so lange, ich kenne ihn in und auswendig und genau deshalb war es so ein Schock für mich.“ „Auch wenn er es gar nicht tun wollte?“ „Er hätte sie stoppen können und hat es nicht getan, ich kann nicht anders, ich muss immer wieder daran denken, mein Hirn spult die Szene wieder und wieder ab und Zayn reagiert nie, er sagt nichts, sondern lässt sie einfach machen. Wieso hat er sie nicht gestoppt?“, Lily war eindeutig verzweifelt und den Tränen nahe.

„Ich war noch nie in der Situation, dass es passiert wäre ohne dass ich es wollte, deshalb kann ich dir diese Frage nicht beantworten, aber ich denke, dass es auch keinen Sinn macht, sich ständig zu fragen, warum er reagiert hat, wie er reagiert hat. Irgendwie, auch wenn es unmöglich scheint, musst du es abharken. Oder du entscheidest dich gegen eine Zukunft mit ihm. Aber, und ich will mich nicht auf seine Seite stellen, er bereut es. Und wenn du dich fragst, warum es passiert ist, er tut es auch.“ Lily nickte und zündete sich eine Zigarette an.

„Du hast Harry also gefragt…“, stellte sie grinsend fest. „Wurde ja auch Zeit, oder?“, antwortete ich mit einer Gegenfrage und fuhr dann fort: „Ich möchte, dass du meine Trauzeugin wirst.“ „Natürlich!“, rief sie begeistert und strahlte mich an. „Und ich werde die beste Schwägerin, die du dir nur wünschen kannst!“ „Davon geh ich aus!“, lachte ich und schnappte mir einen Blueberrymuffin. „Und wie werdet ihr heiraten?“ „Keine Ahnung, wir haben noch nichts entschieden.“ Lily nickte lächelnd und im nächsten Moment begann sie zu weinen.

Ich stand auf und ging um den Tisch herum, um mich neben sie zu setzen. Lily lehnte sich an mich und ich schlang meine Arme um sie. „Eigentlich will ich nach Hause und zu Zayn, aber ich kann einfach nicht. Ich kann ihn nicht ansehen oder berühren oder hören. Aber ich vermisse ihn.“, sagte sie irgendwann leise. „Warum kommst du nicht zurück? Du wohnst bei Robin und Anne, gehst wieder arbeiten und siehst ihn zumindest hin und wieder.“ „Ich würde gerne heim fahren.“, gab sie zu und ich atmete erleichtert auf.

Wir tranken gemütlich unseren Kaffee aus und dann fuhren wir zum Glory Hole, wo Lily mit Brody sprach und er hatte kein Problem damit, dass er sich wieder selber um das Lokal kümmern musste. Danach fuhren wir zur Wohnung der beiden um Lilys Sachen zu holen.

Lafayette öffnete uns die Tür und als ich ihn ansah, grinste er. „Flenn mich nicht voll, Hooker!“, sagte er, ließ aber zu, dass ich ihn umarmte. „Wie gehts dir?“ „Gesundheitlich nicht schlecht, aber die Stimmung rundum macht mich fertig.“, gestand er. „Hilfst du Brody im Hole?“ „Bitch please, ich lass ihn doch nicht alleine mit den ganzen Tunten!“, rief er und verabschiedete sich dann.

Lily stopfte ihre Sachen in eine Reisetasche und nahm dann ihren Autoschlüssel. „Ich bleib hinter dir.“, sagte ich und sie nickte. „Sag Harry aber noch nichts, ich möchte ihn überraschen.“ „Okay.“

Harry:

Was sollte ich jetzt tun? Mich einfach umdrehen und wieder gehen oder mich bemerkbar machen? Ich entschied mich für Ersteres. Aber als dann Naomi ein Bein um Nialls Hintern schlang und er aufstöhnte, räusperte ich mich laut und deutlich. Niall löste sich von Naomi und drehte sich zu mir um. „Sorry, ich wollte euch zwei nicht stören“, sagte ich und Naomi sprang auf den Fußboden. „Das tust du aber“, stellte sie fest. „Ich gehe wieder“. „Nein, ist schon gut“, sagte Niall zu mir, und dann zu ihr : „Sei nett“. Wortlos nickte sie ihm zu und ging zur Frauentoilette.

„Alsooooo…“, sagte Niall unsicher und ich setzte mich auf einen Barhocker. „Hast du ein Bier für mich?“. „Klar“. „Wie lange läuft das mit Naomi denn schon?“. „Seit zwei Wochen, sie ist toll, wenn man sie kennt“. „Ich kenne sie doch“. „Ich weiß“, sagte er und stellte mein Bier vor mir auf die Theke. „Es freut mich für dich, wenn sie dich glücklich macht, ehrlich“, sagte ich und meinte es auch so. Ich wusste, dass Naomi im Grunde genommen kein schlechter Mensch war und wenn sie sich durch Niall positiv veränderte, dann war es mir Recht. „Danke Mann“.

Naomi kam wieder zu uns und stellte sich neben mich. „Kann ich mit dir reden?“, fragte sie mich. „Okay, klar“. „Ich lasse euch alleine“, verkündete Niall uns und verschwand ins Büro. Und jetzt fiel mir auch auf, dass Naomi ganz normal angezogen und sogar ungeschminkt war. „Harry, ich…“, sagte sie, aber ich unterbrach sie. „Es tut mir Leid!“, rief ich und sah etwas in ihrem Gesicht, das mir nicht gefiel. Sie war verletzt. ICH hatte sie verletzt. „Was tut dir leid?“. „Dass es mit dir und mir nicht funktioniert hat, ich wollte dir nie wehtun“. „Du warst es ja nicht alleine“. „Was?“. „Jane, Liam, Lily und Zayn waren meine Freunde, ich mochte sie sehr, und dann wollten sie plötzlich nichts mehr mit mir zu tun haben, das hat mir auch wehgetan“.

Scheiße, sie hatte Recht!

„Es tut mir Leid, ehrlich“. „Ich weiß, dass du schwul bist“, sagte Naomi und ich musste mich zusammenreißen, um nicht vom Hocker zu fallen. „Wie bitte?“. „Jake hat es mir gesagt, als er noch mit mir zusammen war“. „Und du hast es für dich behalten?“. „Klar, warum auch nicht? Ich bin vielleicht die Stadtschlampe, aber kein Unmensch, okay? Und außerdem war ich sogar erleichtert darüber, denn so kann ich mir einreden, dass es nur daran lag, dass aus dir und mir nichts geworden ist“. Sie grinste mich schief an und ich lachte. „Danke, das ist nett von dir“. „Kein Problem“. „Und wenn du jetzt mit Niall zusammen bist, dann können wir alle auch wieder befreundet sein“. „Ja, es wäre ganz cool, Louis richtig kennenzulernen, denn er scheint dich ja sehr glücklich zu machen“. „Ja, das tut er“. „Das freut mich für dich“. „Danke“.

Ich trank noch gemütlich mein Bier aus – und dann ging ich zum Haus von Mum und Robin.

Wieder zuhause dachte ich über meinen „Heiratsantrag“ für Louis nach. Er würde immer derjenige bleiben, der MICH gefragt hatte, aber ich wollte ihm den Ehering meines Großvaters auch nicht einfach in die Hand drücken. Ein bisschen romantisch musste es schon sein.

Allerdings kam ich nicht dazu, richtig darüber nachzudenken, weil plötzlich die Wohnungstür aufging.

Louis kam zu mir ins Wohnzimmer, und hinter ihm Lily. „Schwesterherz!“, rief ich freudig, ging zu ihr und umarmte sie herzlich. „Hey Harry“. „Du bist hier“. „Jep“. „Bleibst du auch?“. „Ja, ich will nicht, dass Miss Denise mich feuert“. „Wie cool, das freut mich, willst du einen Kaffee?“. „Ja, sehr gerne“. „Okay“.

Ich ging in die Küche und eine Minute später folgte Louis mir.

„Robin will, dass Lily zu ihm und Anne zieht, aber sie kann doch auch hier bei uns bleiben, oder?“, fragte er mich und ich nickte ihm zu. „Klar, ich glaube, dass sie sich bei uns wohler fühlen würde“. „Das denke ich auch“. „Kannst du bitte Liam anrufen, Baby? Er soll nach der Arbeit hierherkommen, Jane kommt ja sowieso, und ich koche uns ein Abendessen“. „Okay, Love“. „Danke“, sagte ich und drückte ihm einen Kuss auf den Mund.

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