LXIII

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Harry :

Das Ende vom Lied war, dass Louis und ich nach einer 11-Stunden-Reise beide nicht geschlafen hatten und einfach nur überdreht waren.

Als wir schließlich in unserem Hotelzimmer ankamen, war es sechs Uhr früh Londoner Zeit – Mitternacht in Holyfield – und wir waren alles, aber nicht müde.

„Ich will die Stadt sehen!“, rief ich aufgeregt und Louis lachte. „Okay, aber nicht sofort“. „Natürlich nicht sofort, wir packen aus, in einer Stunde gehen wir frühstücken und dann machen wir London unsicher“. „Alles klar“.

Und genau daran hielten wir uns auch.

Wir besuchten den Big Ben und den Buckingham Palace, fuhren mit dem London Eye, sahen uns die Tower Bridge und Westminster Abbey an. Und wir verbrachten zwei Stunden im Madame Tussauds.

Und dann, nach einem köstlichen Dinner im Hard Rock Cafe, waren wir schließlich todmüde und gingen schlafen.

Das Kingsizebett in unserem Hotelzimmer war megagemütlich und ich atmete genüsslich einmal tief durch. „Morgen will ich noch den Piccadilly Circus und den Zebrastreifen der Beatles sehen“, sagte ich und legte meinen Kopf auf Louis Brust. „Harry, wir sind für zwei Wochen hier und haben heute schon neunzig Prozent aller Touristenattraktionen gesehen“. „Du hast recht, was willst du denn morgen machen?“. „Ich will mich ausschlafen“. „Das lässt sich machen“. „Und dann will ich nach Doncaster fahren und meine Mum auf dem Friedhof besuchen“, sagte er und ich drehte mein Gesicht zu seinem, um ihm in die Augen zu sehen. „Okay, das machen wir“. „Danke Love“. „Nicht dafür“, flüsterte ich Louis zu und drückte ihm einen Kuss auf den Mund. „Ich würde jetzt echt gerne … du weißt schon … Shakalaka … aber ich bin viel zu müde dafür“. Louis gähnte herzhaft und ich lachte. „Schon gut, ich auch“.

Am nächsten Tag schliefen wir uns aus. Wir frühstückten ausgiebig und dann kümmerte Louis sich um ein Mietauto für uns.

Als wir dann in der Tiefgarage des Hotels allerdings vor einem schwarzen Mini Cooper standen, musste ich an Cameron Diaz in „The Holiday“ denken. Alleine der Gedanke daran, dass in England der Beifahrersitz der Fahrersitz war und umgekehrt, machte mich nervös. Das hatte mich gestern im Taxi auch schon ganz verrückt gemacht.

„Das ist nicht wahr!“, rief ich und Louis starrte mich überrascht an. „Was denn?“. „Ich werde dieses – was auch immer es ist – nicht fahren!“. „Das musst du auch nicht, aber ich“. „Kannst du das?“. „Jep, ich bin Engländer“. „Ja, schon klar, aber das ist doch kein Auto!“. „Ach was, der ist doch ganz süß“. „Süß? In diesem Einkaufswagen verlieren wir gegen JEDES andere Auto! Passen wir da zu zweit überhaupt hinein?“. „Klar“. „Ich bin mir da nicht so sicher, ich mit meinen langen Beinen … meine Knie werden sich in meine Brust drücken!“. „Oh Harry, du übertreibst, warum steigst du nicht einfach ein? Der ist grösser als er aussieht, glaub mir“. „Okay, von mir aus“. Notgedrungen stieg ich also ein. Louis tat es mir gleich und eine Minute später waren wir auch schon im Londoner Straßenverkehr unterwegs.

Allerdings war ich ein schlechter Beifahrer, denn ich wurde hysterisch. „Aufpassen!“, schrie ich alle zwei Minuten – bis Louis es nicht mehr mit mir aushielt. „Oh mein Gott, Harry! Wenn du willst, dass wir das hier überleben, dann musst du damit aufhören, ich kann so nicht fahren!“. „Pass auf!“. „Stopp!“. „Aber … aber … wir sind so klein und die anderen Autos sind so groß!“. „Hältst du mich für einen schlechten Autofahrer?“. „Nein, aber…“. „Dann lass mich einfach fahren! Noch sind wir in London, also mach Sightseeing! Dreh deinen Kopf nach links und sieh dir alles in Ruhe an, okay? Und vertrau mir einfach! Ich bin schon eine Million Mal von London nach Doncaster gefahren!“. „In so einem Auto?“. „Nein, aber das macht nichts, vertrau mir einfach“. „Aufpassen!“. „HARRY!“. „Sorry“, sagte ich und hielt dann lieber doch meinen Mund.

Louis:

“Halt die Klappe!”, rief ich irgendwann und blieb mit einer Vollbremsung auf dem Pannenstreifen stehen. Ich schäumte vor Wut, aber als ich mich zu Harry umwandte, sah ich, dass er in Schweiß gebadet war. „Du bist doch sonst nicht so ängstlich, warum jetzt auf einmal?“, fragte ich ihn gereizt. „Diese Sardinenbüchse hat absolut keine Knautschzone und du fährst wie ein Verrückter.“, sagte er beleidigt und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich fahre nicht anders als alle anderen. Warum vertraust du mir nicht einfach? Ich habe meinen Führerschein länger als du und bin fast den Großteil dieser Zeit im Linksverkehr unterwegs gewesen! Ich hab das im Griff! Wenn es zu schneien und hageln beginnt und wir mit dem Arsch voraus dahinrutschen, dann, aber wirklich erst dann, darfst du ausflippen, okay?“ Harry nickte eingeschnappt und starrte aus dem Beifahrerfenster.

Ich ordnete mich wieder in den Verkehr ein und da das Schweigen unbehaglich war, schaltete ich das Radio ein. „Where you lead… I will follow… Anywhere… That you tell me to…”, sang Carole King und ich stimmte mit ein. Was für ein geiler Zufall! Harry liebte die Gilmore Girls und den Titelsong im Radio zu hören, war eine Seltenheit.

Ich legte meine Hand auf Harrys Oberschenkel, aber er wischte sie weg. „Harold, komm schon, du kannst doch jetzt nicht die beleidigte Leberwurst spielen!“, spottete ich. „Ich spiele nicht, ich BIN beleidigt.“ „Warum?“ „Ich habe Angst um mein Leben und du nimmst mich nicht ernst!“ „Tu ich doch, aber du brauchst dich nicht zu fürchten, ich hab alles im Griff!“ „Tz.“, machte Harry nur und warf seine imaginären Haare über seine Schulter um mich zu ignorieren.

Wir schwiegen wieder, aber ohne Radio. Wenn er stur sein konnte, dann konnte ich es auch. Wäre ja gelacht, wenn er sturer als ich sein könnte!

Ich hielt an einer Raststätte und stieg aus. Ohne Worte. Ich zündete mir eine Zigarette an und kramte in meiner Hosentasche nach Kleingeld für den Getränkeautomaten. Harry blieb im Auto sitzen und ich überlegte kurz, ob ich ihm etwas zu trinken mitbringen sollte und entschied mich dann dafür, einer musste ja schließlich nachgeben. Auf dem Rückweg kam Harry mir schon entgegen.

„Es tut mir Leid, Babe, ich wollte dich nicht nerven!“, sagte er und ich winkte ab: „Es tut MIR Leid, ich hätte nicht so mit dir reden dürfen.“ „Ich liebe dich“, sagte Harry atemlos und im nächsten Moment küsste er mich. Ich hatte in jeder Hand eine Trinkflasche und in der Rechten zusätzlich meine Zigarette, aber ich ließ mich von ihm küssen. Aber das Vergnügen dauerte nicht lange, denn Harry schubste mich leicht von sich. „Du bist ein Arsch, Tomlinson.“, grummelte er, aber seine Augen funkelten dabei. „Du bist viel zu frech, ich überlege tatsächlich grade, ob ich dir mal den Hintern versohlen und dir Manieren beibringen sollte.“, grinste ich. Harry drehte sich zu mir um, denn er war schon auf dem Rückweg zum Wagen gewesen und hob seine Sonnenbrille an, um mich anzusehen.

„Und was hindert dich daran?“, fragte er mich. „Harold Fucking Styles!“, rief ich und starrte ihn sprachlos an!

Harry rückte seine Sonnenbrille wieder an den richtigen Platz und drehte beim Gehen seinen kleinen Arsch mehr als notwendig war!

Another WorldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt