Mein Tagesrhytmus pendelte sich schnell wieder ein. Ich ging immer um halb zwölf los und traf dann um zwölf bei der Bücherei ein. Dort räumte ich Bücher ein, stand hinter dem Thresen und verlieh Bücher. Am liebsten mochte ich es die neuen Bücher in das System einzulesen und danach einzusortieren. Früher machte es mehr Spaß die Bücher zu verleihen, als die Neuen einzusortieren.
Doch mit den Jahren kamen immer weniger Menschen in die Bücherei. Es war traurig, aber es war nun einmal so. Scheinbar wurden Bücher immer uninteressanter. Dem war auch meiner Meinung nach so. Immer weniger neue interessante Bücher wurden der Auswahl der Bibliothek hinzugefügt. Mit dem neusten Gesetz über Büber wurde es verboten als Autor zu arbeiten, solange es sich bei den Geschichte um Bellestrik handelt. Dadurch bekamen wir keine neue Romane oder andere unterhaltende Geschichten. Dadurch, dass es keine neuen Bücher gab, wurde es unnötig in die Bibliothek zu kommen. Die einzigen Besucher, die noch kamen, waren alte Senioren, die nichts besseres zu tun hatten, als die Bücherei zu besuchen, Studenten, die für ihr Studium die Sachbücher der Bibliothek brauchen, und manchmal noch ein paar andere arbeitende Personen, die die Sachbücher von Zeit zu Zeit mal ausleihen.
Doch wenn ich ehrlich war, war ich trotzdem immer gerne an diesem Ort. Für mich strahlte die Bücherei immer noch das selbe aus, wie vor ein paar Jahren. Schon in meiner Kindheit verbrachte ich so gut wie jeden zweiten Nachmittag in den Hallen. Ich liebte den Geruch der Bücher und mochte es durch die Reihen der Regale zu streifen.
Dann strich ich über die Bücher und konnte das Papier unter meinen Fingern spüren. Irgendwie fühlte sich das gut an, es fühlte sich an wie die Wahrheit. Jedes der Bücher war noch nicht alt.
In meiner Kindheit gab es viel mehr alte Bücher, doch innerhalb weniger Wochen verschwand jedes dieser Bücher aus den Regalen. Ich wusste nicht, wo die Bücher hingebracht wurden, doch eins wusste ich, dass sie weg gebracht wurden, lag an irgendeinem neuen Gesetz der Regierung.
Noch vor ein paar Tagen hätte ich mich an soetwas nicht erinnert, hätte mich nicht gewundert, warum diese alten Bücher, die ich damals noch nicht lesen konnte, aussortiert wurden.
Doch es hatte sich etwas verändert. Bisher wusste ich noch nicht woran es lag, aber ich wusste, dass ich zum ersten Mal in meinem ganzen Leben eine Entscheidung der Regierunghinterfragte. Das allein war ein Verrat an das Paradies. Ich wollte so nicht denken. Nicht ich, ich war doch die in meiner Familie, die sich am strengsten an die Regeln gehalten hatte, mit der kleinen Ausnahme, dass ich mich nicht an die typische Kleiderordnung hielt.
Doch es war mir egal. Denn ich liebte meine Stadt trotzdem, auch wenn ich an so kleinen Entscheidungen der Regierung zweifelte.
Meine Gedanken konnte ich zum Glück während meiner Arbeit von dem Geschehen letzten Sonntag ablenken. Insgesamt versuchte ich alles um nicht an diesen Tag denken zu müssen. Somit versuchte ich niemals auch nur eine noch so kleine Sekunde nichts zu tun zu haben. Ich wollte nicht, dass ich nichts zu tun hatte, denn dann konnte ich nicht anders, als daran zu denken. Meine Gedanken kreisten nur so um diesen einen Tag und genau das regte mich auf.
Warum konnten mich diese Fragen und Gedanken nicht einfach in Ruhe zu lassen? Ich wollte meine kostbare Zeit nicht damit verschwenden. Der Mann interessierte mich doch nicht. Die Unwürdige wurde gerettet und ich sollte einfach hoffen, dass es das erste und letzte Mal war, dass ein Wächter eine solche Tat vollbringen zu versucht.
Alles ist gut verlaufen und ich könnte das alles einfach vergessen. Meine Augen vor dem Geschehen im Nordviertel verschließen.
"Guten Tag, ich suche ein Buch."
"Dann sind Sie hier genau richtig."
Ich wendete mich dem Besucher gar nicht richtig zu. Es war wahrscheinlich irgendein Student, der mich von meiner Arbeit ablenken wollte, weil es ihm Spaß machte. Das passierte häufiger. Meine Schwester sagte immer, dass sie das machten, weil sie mich hübsch fanden. Doch mich interessierten solche Idioten nicht. Ich wollte nur meine Arbeit erleidgen, später Medizin studieren und den Menschen helfen. Deswegen ließ ich mich von dem Typen ablenken und stellte das nächste Buch in das Regal.
"Ähm sorry, aber ich bin immernoch da und ich bin immernoch auf der Suche nach einem Buch."
"Und ich sage ihnen, dass Sie hier die beste Chance haben ein Buch zu finden."
Wieder ließ ich mich nicht dazu herab mich umzudrehen. Schnell holte ich das nächste Sachbuch aus dem Karton hervor und lief weiter zum nächsten Regal. Es war ein Buch über die Tätigkeiten der Bewohner von Paradise.
Nicht sehr interessant.
"Wie langweilig. Hättest du nicht Lust mal etwas mit mir trinken zu gehen?"
"Nein, habe ich nicht. Ich kann Ihnen aber helfen das Buch zu finden."
"Gut, ich suche einen Roman."
"Meinetwegen. Die meisten wurden vor einem halben Jahr aussortiert, wenn Sie aber nach einem etwas Älteren suchen, haben Sie dort hinten sie beste Chance." kurz zeigte ich auf ein Regal ganz hinten in der Bibliothek und holte dann das nächste Buch hervor. Ich hoffte einfach darauf, dass der Mann endlich verschwand. Meist waren die Männer nie so hartnäckig wie der heute.
"Warum siezt du mich eigentlich?"
"Die Frage ist doch wohl eher, warum siezen Sie mich eigentlich nicht?"
Ich drehte mich um und lief zum Thresen zurück. Nun waren alle neuen Bücher wieder einsortiert und somit hatte ich die Aufgabe erledigt. Den Mann ließ ich also einfach stehen. Noch einmal hoffte ich, dass er mich endlich in Ruhe ließ und das tat er. Keiner folgte mir und ich konnte den Rest der Schicht vollkommen konzentriert arbeiten.
Nach der Schicht verabschiedete ich mich von den beiden netten Bibliothekarinnen. Das waren zwei alte Seniorinnen, die in und für die Bücherei lebten.
Als ich durch die Eingagstür trat, knurrte mein Magen, ich hatte schon seit heute Morgen nichts mehr gegessen und jetzt war es schon drei Uhr nachmittags. Vielleicht könnte ich etwas auf dem Weg nach Hause kaufen und dann auf dem Weg essen.
Das wäre wohl das Beste. Sonst würde ich wahrscheinlich noch verhungern.
"Du scheinst Hunger zu haben. Wir könnten etwas essen gehen."
Die Stimme des Mannes von heute. Schon wieder war er hier.
"Dafür brauche ich Sie nicht."
"Komm schon Kleine, du und ich, was hälst du davon?"
"Es gibt kein Sie und ich. Lassen Sie mich einfach in Ruhe." ich schlug seine Hand weg und schob mich an dir vorbei.
Doch er hielt mich wieder fest und ich konnte mich nicht wieder befreien. Es tat langsam schon weh. Ich würde wahrscheinlich einen blauen Feck behalten.
"Sie hat geagt, dass Sie sie in Ruhe lassen sollen! Sie sind doch nicht etwa taub?"
Erschrocken drehte ich mich um. Das war die Stimme des Unbekannten.
Und dort stand er. Oben auf einem Dach und schaute auf mich hinab. Wie er dort stand, ganz so als wäre er ein geheimer Rächer. Ich wusste nicht, woher er kam, aber ich war wirklich froh ihn zu sehen. Vor allem als dann seine Faust in der Fresse des Idioten landete. Kurz darauf verließ mich der Schmerz an meinem Handgelenk und schon ging es mir besser.
"Danke."
"Da hab ich dich wohl schon zum zweiten Mal gerettet." er drehte sich wieder um und kletterte an der Hauswand empor.
Verwirrt machte ich mich auf den Weg nach Hause. Was war das gerade eben?
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Paradise
Science FictionWie sieht das Paradies aus? Ich kann es euch sagen. Im Paradies gibt es genau fünf Regeln. Brichts du eine davon, dann verschwindest du aus unseren Reihen. Diese Regeln machen das Paradies aus. Sie machen es perfekt. Kein Ort der Welt ist so wie uns...