Es war eine Schlüsselkarte. So unglaublich es mir auch in diesem Moment erschien, dort lag die Möglichkeit für mich überallhin zukommen. Genau in dem Augenblick, indem ich die Karte mit meinen Fingern umschloss und die Schublade schloss, hörte ich das Geräusch von klackernden Schuhen ganz in der Nähe. Die Sekretärin kam zurück und bis dahin musste ich verschwunden sein, sodass ihr nicht auffiel, dass ich ihre Karte gerade an mich genommen hatte.
Mit einem leisen Geräusch schloss sich die Schublade, doch ich drehte mich nicht mehr um. Entschlossen schritt ich auf den Fahrstuhl zu und drückte auf den Knopf. Nichts tat sich.
Wieder versuchte ich es und wieder tat sich nichts. Fluchend überlegte ich, was ich sonst machen könnte, denn mir war bewusst, dass in jeder Sekunde die Sekretärin kommen würde und ich war mir dazu noch ziemlich sicher, dass sie ganz bestimmt ihre Schlüsselkarte suchen würde. Wütend darüber, dass ich so schnell, nachdem ich doch dachte, dass ich vielleicht einmal in meinem Leben wirklich Glück gehabt hatte, wieder verloren hatte, holte ich die Karte hervor und schaute sie mir genauer an. Drei verschiedene Zeichen waren auf der Karte verzeichnet. Ich kannte diese Zeichen zwar nicht, aber ich wusste ungefähr, was sie bedeuteten. Diese Karte hatte scheinbar nicht nur die eine Funktion den Fahrstuhl auf eine bestimmte Etage zu bringen. Wie es aussah, war sie noch für andere Zwecke gut, doch diese würde ich wohl nicht heraus finden. Hinter der einzigen anderen Tür auf dieser Etage neben der Tür zu dem Büro meines Schwagers, hörte ich die Stimme der Sekretärin und an der runtergedrückten Klinke erkannte ich, dass diese kruz davor war zu ihrem Thresen zurückzukehren. Verzweifelt drückte ich die Schlüssekarte auf den Knopf zum Fahrstuhl. Erst passierte nichts, doch als ich die Karte leicht bewegte, da ich sie eigentlich vom Knopf wegbewegen wollte, ertönte ein leises fast überhörbares Geräusch. Nicht einmal fünf Sekunden später öffnete sich die Schiebetür zum Fahrstuhl und ich konnte eintreten. Hektisch drückte ich mehrmals auf den Knopf zum Erdgeschoss. Genau richtig, denn in dem Moment, indem sich die Tür vollkommen schloss, sah ich noch, wie die Sekretärin den Raum betrat. Erleichtert ließ ich mich gegen die Wand sinken und schloss meine Augen. Nun hatte ich theoretisch mehrere Möglichkeiten. Entweder ich verließ dieses Gebäude so schnell wie möglich oder ich fuhr nun mit meinen Beobachtungen fort. Doch mein Bauchgefühl sagte mir, dass es besser wäre zu verschwinden. Meine Neugierde aber zwang mich fast zum Ausprobieren der Schlüsselkarte. Ich überlegte. Wäre es nicht besser, noch einmal zurückzukehren. Immerhin hatte ich nun mit der Karte die Möglichkeit mir immer wieder den Zutritt zu dem Gebäude zu verschaffen.
Aber Ausprobieren schadete wiederrum auch nichts. Bevor ich wirklich weiter nachgedacht hatte, war die Karte schon auf den Sensor im Fahrstuhl gedrückt und der Knopf zur zwanzigsten Etage gedrückt.
Der Sensor scannte die Karte ein und ein Knacken ertönte. Dann tauchte sich der Fahrstuhl in rotes Licht und stoppte.
"Willkommen Miss Hellervill. Dieser Bereich ist für Sie nicht zugänglich. Ich muss Sie darüber in Kenntniss setzen, dass Ihnen nur die Fahrt zu den ersten fünf und der fünfzehnten Etage erlaubt ist. Wir bitten um ihre Verständnis. Müssen Sie durch einen Auftrag dagegen in eine von Ihnen unzugängliche Etage setzen Sie sich bitte mit dem Sicherheitspersonal in Kontakt, welche Sie dann zu ihrem Ziel geleiten wird." sprach eine Stimme von irendwo.
Ich vermutete, dass es sich um eine Computerstimme handelte, doch ich konnte nirgendwo den Lautsprecher entdecken.
Nachdem ein weiteres Mal das Knacken ertönte wurde das Licht in dem Fahrstuhl wieder normal und der Fahrstuhl fuhr weiter nach unten.
Kurz darauf öffnete sich die Tür und ich erkannte, dass ich unten in der Empfangshalle angekommen war.
Ich trat hinaus und schaute zum Empfangsthresen. Die Dame dahinter schaute mich misstrauisch an, weswegen ich mich nochmal umdrehte und so tat als würde ich mich von Einem der Sicherheitsleute verabschieden und bedanken.
Danach machte ich mich daran das Gebäude wirklich so schnell es geht zu verlassen. Auch wenn ich nicht viel gesehen hatte, war dieser Besuch wirklich aufschlussreich gewesen.
Nun war mir klar, dass selbst die Leute, die im Turm arbeiteten, nie mehr sahen, als ihnen erlaubt war zu sehen. Auch ihr Schwager würde bis zu seiner nächsten Beförderung wohl nicht viel mehr sehen als sein Büro und den Rest der fünfzehnten Etage. Dabei schien es egal, wie hoch sein Posten in der Stadt auch erscheinen mochte. Er war genauso unwissend, wie der Rest der Stadt.
Nur schien ihm dies komplett egal zu sein, genuso wie dem Rest der Stadt. Aber mich störte es. Denn nach diesem Besuch war mir klarer denn je, dass der Präsident etwas zu verbergen hatte und nun war ich mir auch fast zu hundert Prozent sicher, dass hier in dieser Stadt etwas Schlimmes lief. Ich wusste nur noch nicht genau, was genau das Problem war.
Nachdem ich mich mehrere hundert Meter von dem Turm entfernt hatte, holte ich die Karte hervor und untersuchte sie genauer. Drei Symbole waren, wie ich schon bei der ersten Untersuchung bemerkt hatte, auf ihr verzeichnet. Das Eine war wohl eindeutig für den Fahrstuhl gedacht. Es zeigte einen Ring, welcher an drei Stellen unterbrochen war. In dem Inneren des Ringes war eine kleine Spirale gemalt. Sie endete in dem oberen Loch des Kreises und begann in einem Kreis in der Mitte. Durchbrochen wurde auch diese Spirale, dieses Mal waren es zwei Striche, welche von den Enden des oberen Loches abgingen und am gegenüberliegenden Rand des Ringes wieder endeten. Den Kreis in der Mitte ließen die Linien unberührt. Auch die Ziffer 15 konnte ich in der Spirale entziffern. Dies zeigte das Symbol zum Öffnen und Benutzen des Fahrstuhles. Die Ziffer 15 zeigte dem Sensor im Fahrstuhl, auf welcher Etage der Besitzer arbeitete. Auf die Etagen eins bis fünf kam man wahrscheinlich immer, sodass man keine spezielle Schlüsselkarte dafür benötigte.
Die anderen beiden Symbole blieben mir hingegen ein Rätsel. Auch diese wurden von einem Ring eingeschlossen. Aber wohingegen man die Striche, den Kreis und die Ziffer auf dem ersten Symbol leicht dem Fahrstuhl zuschreiben konnte, waren diese Symbole zwar beide perfekt symetrisch und waren sehr speziell in ihrer Art.
Meine Augen auf die Karte gerichtet machte ich mich auf den Weg nach Hause. Mir erschien es so, als wäre mein Tag schon gelaufen. Doch dies erschien mir sogar ein wenig logisch, da ich wohl seit langen nicht mehr solch einer psychischen Belastung ausgesetzt war. Alles in mir schrie nach meinem Bett und Ruhe. Ausnahmsweise hörte ich auf die Stimme in mir und hoffte einfach, dass die Bewohner des Nordviertels es mir nicht allzu stark verübeln würden, wenn ich sie am heutigen Tag einmal versetzte.Na da hat die liebe Cyana mal etwas schönes gefunden, was ihr die Schlüsselkarte wohl noch alles bringt...
~Liv
DU LIEST GERADE
Paradise
Science FictionWie sieht das Paradies aus? Ich kann es euch sagen. Im Paradies gibt es genau fünf Regeln. Brichts du eine davon, dann verschwindest du aus unseren Reihen. Diese Regeln machen das Paradies aus. Sie machen es perfekt. Kein Ort der Welt ist so wie uns...