Kapitel 47

19 2 0
                                    

Die Frage, welche mich in den folgenden Stunden beschäftigte war, wie ich denn nun meinen Freund aus den Fängen der Regierung befreien könnte. Dazu müsste ich nämlich erst einmal in Erfahrungen bringen, wo er sich zum jetztigen Zeitpunkt befand. Aber ich wusste nicht wirklich, wie ich die Antwort auf diese Frage bekommen könnte.
Möglicherweise wusste mein Vater ein bisschen etwas zu den Gebäuden der Wächter, doch ich war mir dieser Sache mehr als nur unsicher. Doch ich hatte nicht vor auch nur die kleinste Möglichkeit offen zu lassen. Nur wer wagt, kann auch wirklich gewinnen und ich würde sagen, dass man Vater zu einem Prozent zumindest die Grundinformationen besaß.
Schlussendlich stellte sich für mich heraus, dass es nicht nur ein Prozent war, sondern dass mein Vater wirklich von den meisten Gebäuden und Standorten die Lage und auch dessen Aufgaben Bescheid weiß. "Natürlich bin ich Klaren über diese Dinge. Warum sollte ich soetwas auch nicht wissen? Immerhin gehört die Instandhaltung dieser Gebäude zu dem Aufgabenbereich meiner Abteilung."
"Aber ich dachte immer du gehörst zu den Menschen unserer Stadt, welche hier die Entscheidungen fällen? Jetzt sprichts du davon, dass du davon zur Putzkolonne zu gehören." beteiligte sich auch meine Mutter an unserem Gespräch am Frühstückstisch.
"Nein, ich bin doch nicht in solch einer niederen Position. Dennoch habe ich einen gewissen Anteil der Putzkolonne. Aber in der Realität stehe ich wohl ganz oben über den lieben Putzfrauen. Meine persönliche Aufgabe ist es die Menschen, welche die Entscheidungen treffen zu bewirten und zu umsorgen. Was ich dir damit sagen möchte ist, dass mein Aufgabenbereich die Überprüfung von der Einhaltung der Regeln innerhalb der Gastronomie und Unterhaltung beispielsweise in dem Thema Hygiene ist. Deswegen habe auch ich ein gewisses Mitbestimmungsrecht zu den Regeln und Gesetzten unserer Stadt, aber ich bin nur einer von vielen."
So erfuhr ich das erste Mal nach fünf Jahren genau in welchem Bereich mein Vater seit seiner Beförderung arbeitete, doch auch gleichzeitig war mir die Möglichkeit auf eine Antwort meiner Frage vor Augen gezeigt worden. "Und kannst du mir jetzt meine Frage beantworten, Vater?"
"Die Frage ist doch aber, warum du wissen möchtest, wo die Angeklagten ihre Stunden bis zur Gerichtsverhandlung warten?"
Wie immer konnte ich dies nicht beantworten und somit musste sich mein Vater mit der Reaktion eines Schulterzuckens zufrieden stellen. Meine Eltern waren damit eindeutig nicht wirklich zufrieden. Aber ich hatte nicht wirklich vor auf die fragende Blicke noch weitere Antworten zu geben außer diese kurze Bewegung. Doch mal wieder hatte ich die Standhaftigkeit meiner Eltern überschäzt, denn mein Vater beantwortete mir kurz darauf sogar endlich meine ursprüngliche Frage.
Noch an diesem Nachmittag machte ich mich zu dem genannten Haus auf. Er befand sich am Rande der Stadt und es war eindeutig nicht von weitem als Gefängnis oder Polizeistation neben konnte. Aber dies war immerhin auch der Ort der düsteren Geheimnisse unserer Straßen.
Ich blieb zuerst nur einmal vor dem Gebäude stehen und begutachtete die Fenster und die Umgebung. Danach trat ich ein. Das Erste, was mir in Auge fiel, war die Dunkelheit in dem Flur.
Auch wenn es ein paar Lampen in dem Raum an der Decke gab, so warfen sie dennoch nur ein bisschen Licht zwischen die Wände.
Am Ende des Raumes lag eine Tür und genau auf diese lief ich dann zu. Meine Schritte hallten lauter als gedacht durch das Haus. Meine einzige Hoffnung war, dass mich dennoch niemand hörte. Aber diese Hoffnung machte sich zunichte, als ich Fußschritte von dem Raum hinter der noch geschlossenen Raum hallen hörte. Mir war vollkommen klar, dass sich mir hier keine Möglichkeit zum Verstecken bot und ich entweder entdeckt werden würde oder ich mich innerhalb von Sekunden vom Acker machen musste.
Schlussendlich entschied ich mich logischerweise für die Flucht. Ich rammte meinen Fuß in den Boden und machte eine schnelle Kehrtwendung. Gerade als ich durch die klapprige Eingangstür gesprintet bin, hörte ich jemanden hinter mir brüllen. Doch ich dachte logischerweise gar nicht daran dem Befehl des Mannes stehen zu bleiben zu befolgen. Dank Miles hatte sich in den letzten Wochen meine Sportlichkeit und Ausdauer um ein ganzes Stück verbessert und so hatte ich nicht allzu große Probleme meinen Verfolgen, wenn er mich überhaupt verfolgte, was ich nicht wissen konnte, da ich mir nicht die Zeit nahm über meinen Rücken zu schauen, abzuhängen.
Erst am Abend kehrte ich wieder zurück zu dem Gebäude.
Nun war sowohl die Straße außerhalb des Hauses als auch der Flur stockdüster. Aber da ich schon vorher dazu gezwungen war meine Augen an das wenige Licht zu gewöhnen, konnte ich mich zumindest teilweise die Umrisse zu erkennen. Dieses Mal hinderte mich die Geräusche meiner Schritte nicht daran den Flur zu durchstreifen. Ich hatte auch wohl rückblickend gesehen Glück gehabt, denn schlussendlich hätte ich zur früheren Stunde das Problem, dass ich null vorbereitet gewesen wäre, gehabt. Nun hatte ich dieses Problem beseitigt und hatte eine Tasche voller nützlicher Gegenstände zum  Einbrechen mitgebracht.
Die folgende Tür stellte mich für das erste Schloss, welches geöffnet werden musste. Dies dauerte nur wenige Minuten und schon konnte ich in den nächsten Raum vordringen.
"Miles!"
Erleichterung überflutete mein Herz und ich stürmte auf die Gitterstäbe zu. Meine Finger griffen nach seinen und ich freute mich seine Wärme zu spüren.
Ihm ging es gut. Keine meiner Vorstellung schienen zumindest zu einhundert Prozent der Wahrheit zu entsprechen. Dennoch konnte ich die Müdigkeit in seinen Augen erkennen. Die Schrammen auf seinem Gesicht und der blaue Fleck auf seiner Schulter waren nur die ersten sichtbaren Verletzungen, welche man ihm zugefügt hatten.
Auch sein Freund und dessen Freundin sahen mehr als nur mitgenommen aus.
"Ich hole euch hier raus."
Meine Aussage brachte Miles zum Lachen, doch ich konnte seine Reaktion nicht wirklich verstehen. Aber ich war nicht Cyana, wenn mich so etwas verunsichern könnte. Somit nahm ich meine Tasche von den Schultern und begann in ihr herum zu kramen. Aber das Schloss der Tür war unmöglich zu öffnen.
"Da kannst du lange herum probieren. Diese Tür ist mit einer Zahlenkombination geschützt." half der unbekannte Freund mir aus, bevor ich noch mehr Zeit mit komischen Gegenständen vertrödelte.
Nun war ich nicht mehr erleichtert, denn was brachte es mir zu wissen, wo Miles war, wenn ich ihn es nicht schaffte ihn aus diesem Gefängnis zu befreien?

ParadiseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt