Wo konnte man am besten versteckte Dinge finden, als an Orten, dessen Zugang uns verboten wurde? Dieser Meinung war zumindest ich und somit suchte ich direkt noch am nächsten Morgen in der Frühe nach einem Stadtplan. Diesen fand ich schnell in unserer Bibliothek, dabei bemerkte ich wie sich meine Arbeit doch auch in meinem Alltagsleben mir an der einen oder anderen Stelle aushielf. Nicht selten war es so, dass ich auch schon in der Vergangenheit bemerkt hatte, dass meine Arbeit auch auf andere Bereiche meines Lebens einen positiven Effekt hatte. Häufiger war ich eine gefragte Projektpartnerin in der Schulzeit gewesen und dies lag nicht unbedingt hauptsächlich daran, dass ich einen großen Teil der Arbeit gewissenhaft und gut erledigte, es lag auch an der schnellen Quellenfindung aus den Büchern der Bibliothek. Denn auch wenn wir eine sehr zukunftsorientierte Stadt waren und wir für die meisten Tätigkeiten in der Schule und im Beruf technische Geräte nutzten, wie zum Beispiel Computer, Smartphones und weiteres, war es zur Schulzeit sehr gern gesehen, wenn man als Quelle zum größten Teil Bücher und andere Quellen als Seiten aus dem Internet angab. Bei den meisten Lehrern gab dies Pluspunkte und bei ein Paar konnte man nur mit anderen Quellen überhaupt auf eine herausragende Punktzahl kommen.
Dennoch kamen stets nur wenige Schüler freiwillig in die Bibliothek und somit waren die meisten in meinem Alter immer noch nicht wirklich mit dem System dieser Halle vertraut. Dies war zwar meiner Meinung wirklich traurig, aber so war nun einmal der Verlauf der Geschichte.
Mit der Zeit verändern sich die Prioritäten der Menschen und nach und nach und damit veränderte sich auch die Gesellschaft und die Lebensweise.
Mit der Erfindung der zu hundert Prozent umweltfreundlichen Autos wurde in unserer Stadt die Nutzung des Autos gesteigert und damit hatte sich auch das Aussehen unserer Stadt verändert. Vorher gab es nur ein Drittel so viele größere Straßen für die Autos und mit der Erfindung der umweltfreundlichen Straßenbahn hatte sich unsere Stadt zum zweiten Mal verändert. Also sollte es keinen Wundern das die Erfindung des Internets und des Online-Lesens die Stellung von gedruckten Büchern nach hinten stellte. Wir wurden mit elektronischen Schulbüchern versorgt und dennoch mussten wir gedruckte Bücher als unsere Quellen bei Referaten und anderen Schulprojekten nutzen. Ich verstand die Unverständnis meiner ehemaligen Mitschülern und auch den Jugendlichen die noch zur Schule gingen. Es war einfach unverständlich und gleichzeitig teilte ich die Meinung der Lehrer. Ein echtes Buch zu lesen war wichtig und etwas anderes, als wenn man die Informationen nur aus dem Internet heraussuchte.
Meine Finger fuhren über die vermerkten Straßen und Gassen unserer Stadt. Jedes Gebäude und jeden Winkel hatte ich schon einmal mit meinen eigenen Augen gesehen. Den ein oder anderen Teil der Stadt kannte ich so gut wie meine Westentasche und doch oder vielleicht genau deswegen wusste ich einfach nicht, wo ich anfangen könnte zu suchen. Wo versteckten die Bösen, welche ich immer noch nicht anders definieren konnte, die schrecklichen Untiefen unserer Gesellschaft? Aber vielleicht ging ich die Sache auch einfach nicht ganz richtig an. Ich wusste theoretisch an welcher Stelle der Stadt ich etwas finden würde. Nur war dieser Ort unereichbar für mich. Selbst mein Vater der in der Stadtverwaltung arbeitete, war dieser Ort einer, den er nur selten betrat. Das einzige Mal an dem ich den Mittelpunkt unserer Stadt von innen gesehen hatte, war mit der Schule gewesen, als wir den Turm als Schulausflug besucht hatten. Wie kam ich also hinein und wie sollte ich dann an diese skuriosen Dokumente kommen? In meinem Kopf versuchte ich mir einen Plan auszudenken, währenddessen tippte ich duchgängig auf der Karte auf mein Ziel.
Irgendwann nahm jemand meinen Finger in seine Hände und stoppte somit meine konstante Bewegung. Ich schaute hoch und entdeckte Annabeth vor mir stehen. Sie lächelte mich an und wirkte auf einmal wie ein Engel auf mich, dies lag daran, dass ihr ganzes Haupt von der Sonne von hinten angestrahlt wurde und ich sie nur an ihrer Stimme erkennen konnte, da der Rest nur eine dunkle Silouette war. "Was macht denn meine liebste kleine Schwester mit diesem Stadtplan?"
Lachend zog sie mich auf die Füße und rief mich dazu auf den heutigen Nachmittag mit ihr zu verbringen. Ich sagte zu, doch gleichzeitig kroch mein schlechtes Gewissen in mir hoch, da dies bedeutete, dass ich den Laden heute nicht öffnen könnte. Dies tat mir direkt leid und so diskutierte ich mit meiner Schwester aus, dass wir sofort etwas zusammen unternehmen könnten. Dafür könnte ich später zumindest für ein oder zwei Stunden den Laden öffnen und glücklicherweise ließ sich meine Schwester von mir dazu überreden. Somit traten wir nach draußen, ich hatte mich mit meinem Arm bei ihr eingehakt und freute mich schon auf die Zeit mit meiner Schwester.
Wir entschieden uns dafür zusammen zu Mittag zu essen. Für diese Unternehmung suchten wir uns meinen Lieblingsinder aus. Nachdem wir uns gestärkt hatten, wollte Annabeth noch etwas durch die Stadt laufen, damit unsere Verdauung angeregt würde. Dabei plauderten wir über des und das. So erfuhr ich davon, dass Annabeth und ihr Mann sich dazu entschieden haben, dass sie Kinder wollen und schon angefangen haben es zu probieren. Bisher schien es aber noch nicht so, als wäre sie schon schwanger, erzählte sie lachend. Dazu musste man aber erwähnen, dass sie sich erst vor einer Woche dazu entschieden haben. Diese Zusatzinformation brachte mich so sehr zum Lachen, dass ich mich kurzzeitig verschluckte.
"Wie kam es zu diesem Entschluss?" fragte ich dann, als ich wieder normal atmen konnte.
"Eigentlich wollten wir es schon länger, nur hatte es nie jemand von uns beiden angesprochen, aber dann wurde er befördert und dann kam es irgendwie dazu." sie zuckte mit ihren Schultern.
"Er wurde befördert?"
Sie nickte. "Nun arbeitet er im Turm als zweiter Assistent für den Vizepräsidenten. Also immer noch nicht die höchste Stelle, aber das kann ja noch werden. Der ehemalige erste Assistent gehört jetzt zum Rat."
Dies waren nicht nur fantastische Neuigkeiten für die Familie, sondern vor allem für sie war diese Information Gold wert. Denn in ihrem Kopf hatte sie sich längst einen Plan zurecht gelegt. Nun wusste sie genau, wie sie in den Turm kommen würde.
DU LIEST GERADE
Paradise
Science FictionWie sieht das Paradies aus? Ich kann es euch sagen. Im Paradies gibt es genau fünf Regeln. Brichts du eine davon, dann verschwindest du aus unseren Reihen. Diese Regeln machen das Paradies aus. Sie machen es perfekt. Kein Ort der Welt ist so wie uns...