Kapitel 37

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Am nächsten Morgen sah alles schon wieder ganz anders aus. Vor allem die Erlebnisse des gestrigen Abend erschienen mir auf einmal ganz anders. Erst jetzt fiel mir beispielsweise auf, wie knapp wir nur entwischt waren und wie viel Glück wir eigentlich hatten. Diese Erkenntnisse brachten mich zum Aufwachen. So stand ich schließlich auf, obwohl mir der Blick auf die Uhr eröffnete, dass es noch viel zu früh zum aufstehen war. Auch die Welt außerhalb der Fenster zeigte, wie früh es noch war und dass es wohl besser wäre mich noch ein weiteres Mal hinzulegen. Aber dies versuchte ich erst gar nicht, da ich schließlich schon wusste, dass ich sowieso nicht mehr einschlafen könnte. Es wäre also nur verschwendete Zeit. Zeit, welche ich wohl mit besserem verbringen könnte. So lief ich zu aller erst in die Küche des Mannes und schaute mir die Dinge an, welche ich in seinem Kühlschrank fand. Wenn er schon so freudlich war uns zu retten, konnten wir uns schließlich immerhin revanchieren. Deswegen würde ich für uns ein Frühstück zaubern oder zumindest würde ich es versuchen, denn der Blick in den Kühlschrank offenbarte wie ungern ihr Retter wohl einkaufen ging. Somit entschied ich mich dafür genau dies zuerst zu tun.
Nachdem ich dies getan hatte und auch das Frühstück fertig kreirt hatte, wachten auch die zwei Männer auf. Ohne ein freundlichen Wort ließen sich beide auf einen Stuhl nieder und begannen sich das Essen in den Mund zu stopfen. Ein bisschen empörte mich dieses Verhalten, doch ich schluckte die Worte der Empörung einfach wieder runter. Es lag nicht an mir sie zu erziehen. Dafür war es längst zu spät.
"Ich wollte mich noch einmal für ihre Gastfreundschaft bei ihnen bedanken. Es war sehr freundlich von ihnen uns für die Nacht hier aufzunehmen." freundlich lächelte ich und begann erst dann selbst mit dem Essen.
Nach diesem verabschiedeten sich Miles und ich und machten uns auf den Weg nach Hause.
Dort wurde ich schon sehnsüchtig von meinen Eltern und meiner Schwester erwartet und dies meinte ich wortwörtlich so. Die drei standen direkt vor mir, sobald ich durch die Tür in das Haus eintrat
"Wo warst du Cyana?" begann meine Mutter direkt.
Sofort versuchte ich das noch zu retten, was noch zu retten war und antwortete möglichst ausweichend. "Ich war bei einem Freund."
"Wer ist dieser Mann denn immerhin scheinst du in letzten Wochen viel Zeit mit ihm zu verbringen?" unterbrach mich mein Vater.
"Ich denke nicht, dass ihr ihn kennt."
"Vor allem warum verhälst du dich so anders? Seit wann interessiert dich mein Mann?" übernahm Annabeth das Wort und verstärkte bei mir das Gefühl in einem Verhör zu sitzen nochmals.
Da meine vorherige Argumentationsweise nicht wirklich zu funktionieren schien, entschied ich mich meine Position um hundertachtzig Grad zu drehen. Nun war ich eher auf Konfrontation aus, als auf Verteidigung. "Ich dachte, dass ihr euch scheinbar wohl nicht mehr trennt und es damit Zeit wird mich ihm anzunähern."
Dies schien aber genauso wenig zu bringen, denn nun verdunkelte sich die helle Haus meiner Schwester und ihr Gesicht lief rot an. Es sah ganz so aus, als hätte ich einen Schalter bei ihr umgelegt. Zu Beginn ihrer Beziehung mit Alexander war ich vollkommen gegen diese und verhielt mich, sagen wir mal nicht so perfekt.
Auf einmal streckte Annabeth ihren Rücken durch, hob ihr Kinn und drehte sich um. Verwirrt blickte ich ihr hinter und wannte mich dann wieder meinen Eltern zu.
Meine Mutter schaute mich mit einem so überheblichen Blick an, wie sie ihn sonst nur Fremden zuwarf. "Ich verbiete dir den Umgang mit diesem Unbekannten, bis wir ihn kennen gelernt und abgesegnet haben."
Was nahmen sie sich das Recht heraus mir dies zu verbieten? Ich war erwachsen!
Dies sagte ich ihnen auch und lief dann voller Wut hoch in mein Zimmer. Es sah noch genauso aus, wie ich es gestern verlassen hatte. Vielleicht wurde es langsam Zeit mein Geschenk anzunehmen. Also öffnete ich Fabians Truhe und schaute hinein. Ganz oben lag ein Brief. Meine Finger umgriffen ihn und rissen ihn auf.
"Liebste Cyana, ich bin nicht erfreut, dass du diesen Brief nun ließt. Immerhin bedeutet dies, dass mir etwas Schreckliches zugestoßen sein muss. Doch gleichzeitig war mir dies schließlich schon klar, weswegen du ihn überhaupt lesen kannst. Aber ich schweife ab. Du bist wie eine Tochter für mich Cyana und ich danke dir dafür. Es tut mir leid dich verloren zu haben und es tut mir leid dich hiermit in etwas Verbotenes reinzuziehen. Trotzdem muss ich es machen, ich habe leider keine andere Wahl. Du bist wohl neben mir die Einzige, die überhaupt noch weiß oder zumindest etwas davon gelesen hat, wie es vor der Stadt in den Leben der Menschen aussah. Du weißt, dass es schon immer machthungrige Menschen gab und ich muss dir auch sagen, dass sich dies wohl auch niemals ändern wird. So gibt es sie auch jetzt hier in Paradies. Jahrelang versuchte ich den bösen Machenschaften dieser Personen auf die Schliche zu kommen. Doch der Silberne Turm ist leider wie der größter Tresor, doch ich bitte dich hiermit mein Vermächtnis aufzunehmen. Stellte die Bösen und finde heraus, was unsere Erbauer für ein Geheimnis besaßen, denn ich weiß, dass sie eins besaßen. Fabian."
Seine Worte erschreckten mich, doch gleichzeitig verwunderten sie mich nicht allzu sehr. Unter dem Brief fand ich ein Buch. Sein Tagebuch.
Neugierde befiel mich und so begann ich zu lesen. Sofort erkannte ich seine Schrift und sanft strich ich über die erste Seite. Seit langem hatte ich ihn nicht mehr so sehr vermisst, wie in diesem Moment. Doch vielleicht würden mich seine Worte irgendwie aufmuntern.

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