Sanft wischte ich mir die Tränen von meinen Wangen. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich angefangen hatte zu weinen. Dabei konnte ich mir nicht einmal wirklich erklären, weswegen ich weinte. Nie war ich einer dieser Mädchen gewesen, welche bei der kleinsten Gelegenheit zu einem Springbrunnen wurden. Aber nun weinte ich alleine in meinem Zimmer auf Grund eines einfachen Tagebuches.
Doch genau genommen war der letzte Eintrag zum Teil zumindest ein Brief an mich selbst gewesen. Es tat weh zu wissen, dass er wirklich fort war. Das er wohl fest genommen wurde. Wie er selbst gesagt hatte, hatte ihn Satan wieder gefunden. Ich war mir nur nicht wirklich sicher, wer dieser Satan nun sein sollte. Scheinbar befand er sich in einem sehr hohen Rang unter den Wächtern. Wäre es möglich, dass dieser Mr. Fellers mir gar nicht so unbekannt war? Ich selbst konnte mir diese Frage nicht beantworten, aber ich hatte eine Idee, wo ich sie möglicherweise finden konnte. Es war ein Werktag und durch den Hausarrest hatten meine Eltern bei der Bibliothek angerufen, dass ich zumindest für diese Woche nicht kommen könnte. Mein Vater war sich wohl ziemlich sicher, dass ich dies verkraften könnte oder aber auch er dachte, dass ich die Zeit, in der ich bei meiner Arbeit sein müsste, dafür nutzen könnte Miles zu sehen. Ich musste wieder einmal mit dem Kopf schütteln, als ich in meinen Gedanken wieder die Stimme meines Vaters hörte. "Diesen Verbrecher wirst du nie wieder sehen!"
Leise lachte ich auf. Miles war kein Verbrecher. Fabian war es möglicherweise aus der Sicht der Regierung. Also wenn von Miles und mir einer wirklich kriminell war, dann war das wohl eher ich.
An der Treppe lauschte ich, ob irgendwer sich im Moment im Haus befand. Leise hörte ich in der Küche unsere Haushälterin und Köchin etwas machen. Ansonsten hörte ich rein gar nichts. Es wäre wohl beängsitgend still im Haus, würde unten Mrs. Susan nicht leise vor sich hin singen.
Vorsichtig schlich ich die große Treppe hinab und hielt vor der Haustür. Ganz um keinen Laut bedacht versuchte ich die Klinke herunter zu drücken und die Tür zu öffnen. Es funktionierte nicht. Sie war abgeschlossen. Das wäre auch zu schön gewesen, wenn ich so leicht aus meinem Arrest entkommen könnte.
Doch zu meinem Glück war dies nur ein Test probehalber gewesen. Ich musste für mein eigentliches Vorhaben nämlich gar nicht das Haus verlassen. Aber es war schließlich nichts dabei sich zu vergewissern, dass man wirklich eingesperrt war im eigenen Haus.
Ich setzte eine fröhliche Laune auf und hüpfte in die Küche. Freundlich begrüßte ich Mrs. Susan und schnappte mir einen Apfel aus der Schale. Danach lief ich wieder zurück in den Flur. Dieses Mal lief ich lauter die Treppe hinauf und schloss eine der Türen oben genauso etwas lauter als eigentlich notwendig. Erst dann schlich ich mich wieder still und heimlich die Stufen hinunter.
Im Erdgeschoss wieder angekommen huschte ich schnell an der Küchentür vorbei und lief dann immer noch auf Zehenspitzen den Flur entlang. Ich kam an der Esszimmertür vorbei, dann an der Tür zum Wohnzimmer und schließlich sah ich die Tür zu meinem Zielort.
Auch hier probierte ich probehalber aus die Tür zu öffnen, doch auch dieses Mal funktionierte es nicht. Eine Sache war ein bisschen anders, als bei der Haustür. Ich wollte wirklich diese Tür öffnen, ich musste diese Tür öffnen. Denn ich musste für mein Vorhaben in den Raum dahinter.
Also begann ich zu überlegen, wo mein Vater seinen Ersatzschlüssel lagern könnte. Mich zu fragen, wo der Hauptschlüssel war, wäre unnötig, denn diese Frage war leicht mit an dem Schlüsselbund meines Vaters zu beantworten.
Doch ich hatte nicht umsonst mein ganzes Leben mit ihm verbracht. Ich sollte mir doch denken können, wo mein Vater soetwas versteckte. Wäre es jeder andere Schlüssel so würde ich auf die Schubladen seines Schreibtisches in seinem Büro sagen, aber es war der Schlüssel zum Büro. Warum sollte man den dann im Büro verstecken, das machte keinen Sinn und somit musste er irgendwo anders zu finden sein.
Zuerst versuchte ich es im Schlafzimmer meiner Eltern, aber dort befand sich im Groben nur ihr Bett und der Kleiderschrank mit den Klamotten meiner Mutter. Also musste ich weiter überlegen. Auf gut Glück versuchte ich es im Esszimmer.
Aber auch dort befand sich nicht viel. Insgesamt fiel mir zum ersten Mal in meinem Leben auf, wie spartanisch unser ganzes Haus eingerichtet war. Alles war sehr sauber und karg gehalten. Doch mit dieser Tatsache beschäftigte ich mich nur für vielleicht eine Sekunde. Denn als nächstes nahm ich mir das Wohnzimmer vor. Penibel darauf bedacht still zu sein und Susan nicht von dem Gedanken abzurbingen, dass ich oben in meinem Zimmer saß, begutachtete ich zuerst den Raum.
Mir fiel eine Schublade unter unserem Sofatisch auf, welche ich direkt durchsuchte. Dabei stellte sich heraus, dass diese vor allem von meiner Mutter zur Aufbewahrung ihrer Zeitschriften genutzt wurde. Ich wollte fluchen, doch gerade so noch schaffte ich mich wieder an mein Vorhaben unentdeckt zu bleiben zu erinnern.
Nun blieb in dem Raum eigentlich nur noch die Komode übrig. Auch wenn ich wenig überzeugt war, dass ich dort zum Schluss Glück haben werde. Allerdings stellte sich diese Komode als der richtige Ort heraus. Zumindest die leicht versteckte Schublade in der untertersten Schublade des Möbelstückes.
Dort befanden sich alleirlei Dinge darunter auch ein einziger Schlüsselbund mit zwei Schlüsseln. einem ziemlich winzigen und einem normalen Schlüssel.
Ich hätte schreinen können vor Glück, aber auch das konnte ich unterdrücken.
Der größere Schlüssel passte perfekt in das Schlüsselloch und ohne ein Geräusch zu verursachen öffnete sich die Tür.
Meine Finger drückten direkt gegen die Tasten des Bildschirmes und er leuchtete auf. Zu allererst beantwortete ich mir meine Frage. Ich tippte Mr. Fellers in das Suchfeld und schon erschien ein mir sehr bekanntes Bild.
Mr. Gregory Fellers war nicht nur der Satan und Bösewicht aus Fabians Tagebuch. Er war auch der Mann, welcher Fabians Laden mit seinen Männers leer geräumt hatte.
Neugierig klickte ich mich weiter durch die Seite der Wächter. Eine Internetseite, welche es ganz bestimmt nicht auf den normalen Screen-Computers der Stadt zu finden gab.
Dabei fand ich noch ein weiteres bekanntes Gesicht. Der liebe Herr Vergewaltiger hieß scheinbar Klaus Hammrich und war in der Position unter Mr. Fellers.
Abscheu kam in mir hoch und ich entschied mich, dass mich die Namen der Wächter eigentlich nicht wirklich interessierten, sondern ihre Verbrechen. Mein Vater gehörte der Regierung an, zumindest irgendwie, als einer der unteren Personen.
Möglicherweise fanden sich noch weitere interessante Dinge in den Dateien seines Computers.
Tatsächlich gab es drei mit Kennwort geschützte Dateien. Auch wenn ich eigentlich keine Ahnung von den Passwörtern hatte, probierte ich dennoch ein bisschen hin und her.
Nach zehn Minuten hatte ich wirklich eine Datei öffnen können.
In der Datei waren einfach nur viele Zahlen abgespeichert. Darunter fand sich eine Zahlenreihe, welche mir irgendwie bekannt vorkam. Schnell befahl ich dem Computer die Seiten der Datei auszudrucken.
Während der Drucker langsam das bedruckte Papier ausspuckte, hörte ich plötzlich die Stimme meiner Mutter im Haus. Wo auch immer sie vorher gewesen war, war sie nun wieder zurück gekommen.
Hastig schnappte ich mir die Blätter und hastete aus dem Büro. Das Papier stopfte ich mir dabei unter meine Kleidung. Gerade noch rechtzeitig schlüpfte ich noch ins Wohnzimmer, bevor meine Mutter wieder aus der Küche kam und mich somit im Flur entdeckt hätte. Mal wieder war das Glück mir hold gewesen.
DU LIEST GERADE
Paradise
Science FictionWie sieht das Paradies aus? Ich kann es euch sagen. Im Paradies gibt es genau fünf Regeln. Brichts du eine davon, dann verschwindest du aus unseren Reihen. Diese Regeln machen das Paradies aus. Sie machen es perfekt. Kein Ort der Welt ist so wie uns...