Kapitel 20

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Es war etwas anderes in seinen zu liegen, als zum Beispiel den Armen von meinen Eltern oder auch in den Armen von Fabian. Die Umarmung fühlte sich etwas anders an. Jede Umarmung war sich im  Großen und Ganzen ähnlich. Sie sollte einem das Gefühl von Zuneigung vermitteln. Wenn man traurig ist, sollten Umarmungen das Gefühl geben, dass alles wieder gut werden würde. Insgesamt gaben uns Umarmungen das Gefühl nicht allein zu sein. Aber diese Umarmung war anders. Natürlich fühlte es sich gut an und auch war es so, als sagte mir diese Umarmung, dass es nur besser werden konnte.
Doch diese Umarmung gab mir noch ein anderes Gefühl, ein Gefühl von Sicherheit.
Vielleicht sollte ich nicht soviel über dies eine Umarmung nachdenken. Es war nur eine einfache Umarmung. Es war nur eine einfache Umarmung. Nichts anderes außer eine einfache, langweilige Umarmung.
Da konnte kein Gefühl von Schutz, Sicherheit oder Zuneigung in einer langweiligen Umarmung sein. Außerdem mochte ich den Unbekannten, noch kannte ich ihn wirklich. Also konnte ich mich nicht sicher fühlen bei ihm, oder?
Leider war dieses Gefühl der Umarmung auch noch da, als er begann sich wieder von mir zu lösen. Mit ihm verlor sich auch die Wärme, die sich unter meine Haut geschlichen hatte. Ohne die Auggen zu öffnen, die ich wohl geschlossen  haben musste, während er mich in seine Arme genommen hatte, wusste ich genau, wo er gerade war.
Ich brauchte nur einen kleinen Miment mit ihm und ich wusste direkt, dass ich von nun wahrscheinlich weitere Monate brauchte, um ihn wieder realtiv zu vergessen. Obwohl mir klar wurde, dass ich ihn nicht vergessen hatte, ich hatte ihn vielleicht verdrängt hatte, doch in diesem Moment konnte ich mir nicht denken, dass ich ihn überhaupt jemals vergessen könnte.
Nicht weil ich ihn besonders gut kannte, oder mochte, ich konnte ihn nicht vergessen, da ich so viel noch von ihm wissen wollte. Ich konnte ihn nicht vergessen, weil ich es nicht wollte. Ihn besser kennenzulernen war das Einzige, was ich tun wollte.
"Du kannst deine Augen wieder öffnen." er lachte leicht.
Sofort fingen meine Wangen an rötlich zu leuchten. Zumindest konnte ich mir das so zusammenreimen, als ich spürte, wie meine Wangen immer wärmer wurden. Auch dies war ziemlich ungewöhnlich für mich. Normalerweise wurde ich nie rot, wirklich nie.
Komplimente prallten meistens einfach so an mir ab, außerdem ist mir sogut wie gar nichts peinlich und somit wurde ich eigentlich auch nie rot. Das war eine ganz logische Schussfolgerung. Dennoch war dieser Moment mir gerade komischerweise  ziemlich peinlich gewesen und dabei hatte ich nur vergessen meine Augen zu öffnen.
"Wie heißt du eigentlich?" fragte ich und versuchte meine leichte Röte damit zu vertuschen.
"Warum willst du das wissen?"
"Weil ich dich nicht mehr "den unbekannten Jungen" in meinen Gedanken nennen möchte, dies wäre doch mal eine super Möglichkeit mich darüber aufzuklären."
"Findest du nicht, dass 'dein Retter' besser zu mir passen würde?" er lachte.
Nun fiel mir erst auf wie schön sein Lachen klang. Ein bisschen so wie brechende Wellen aus dem Ozean.
"Wie kommst du darauf?"
"Naja, ich habe dich immerhin schon mehrere Male gerettet, oder nicht? Deswegen dachte ich, dass der Name besser zu mir passen würde, als der unbekannte Junge."
Leicht schüttelte ich meinen Kopf, als mir auffiel, dass ich das selbst vor nicht einmal zehn Minuten auch gedacht hatte.
"Nein dafür müsste ich das Gefühl haben, dass ich einer netten Person gegenüberstehe. Wie soll ich sagen, deine Ausstrahlung ist eher die eines bösen Bubens."
"Böser Bube, wer spricht denn bitte heute noch so?"
"Ich spreche so. Also warum hast du mich aufgehalten?"
Er zuckte nur mit seinen Schultern und drehte sich um. Erst konnte ich es nicht glauben, doch er ging wirklich einfach weg. Ihne irgendetwas zu sagen. Verwirrt blieb ich erst einmal für ein paar Minuten stehen und schaute ihm einfach hinterher.
Doch dann fiel mir auf, dass er es wirklich ernst meinte. Erst dann setzte ich mich in Bewegung und lief ihm hinterher.
Es dauerte nicht lange und schon hatte ich ihn wieder eingeholt. Das lag auch nur daran, dass er ganz zufällig nur gegangen und ich gelaufen war. Dannach musste ich erstmal ein bisschen wieder zu Puste kommen, weswegen mein Atem etwas schneller als gewöhnlich ging. Aber er schaute mich nicht einmal an. Kein Wort, noch ein kleinster Seitenblick seinerseits.
Dass er mich ignorierte, machte mich, wenn ich ehrlich war, schon ein kleines bisschen wütend. Doch ich war kein Mensch, der deswegen gleich an die Decke ging. Ich war eher jemand, der einfach nur neben ihm herlief und ihn auch ignorierte. Man sollte doch schließlich immer das Gleiche mit dem Gleichen vergelten, so hieß es doch, oder zumindest irgendwie in dieser Art.
Ich achtete nicht auf ihn noch achtete  ich auf die Umgebung. Mein Blick haftete einfach nur durchgängig auf meinen Füßen. Es war ein bisschen so, als würde ich meine Schuhe durchlöchern wollen, aber ich schaffte es natürlich nicht. Immerhin hatte ich schließlich keine Superkräfte, wie Laseraugen oder soetwas ähnliches.
Aber dann blieben wie stehen. Oder genauer blieb er stehen und ich lief halb ihn ihn rein. Zum Glück bemerkte ich ihn doch noch und blieb in der allerletzten Sekunde stehen.
Da erkannte ich die Straße unter meinen Füßen und schaute wieder hoch. Wir standen vor Fabians Laden.

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