Überraschung

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Julia Pov

"Jenny..." gähnend stand ich auf, löste mein rotes Haar aus dem engen Zopf und schüttelte meinen Kopf. Es war sieben Uhr, Zeit zum aufstehen. Heute würde ich, nach fast zwei Jahren, meinen besten Kumpel Lorenz wieder sehen. Ich kannte ihn schon mein halbes Leben und durch ihn hatte ich mir Träume setzen und verwirklichen können, die ich sonst immer nur geträumt habe. Vor einigen Wochen hat er sein Praktikum bei den Russo Brüdern beendet und seinen Festvertrag unterschrieben. Kurz darauf kam eine Nachricht, dass wir heute bei ihm auftauchen sollten, er hätte angeblich eine Überraschung für Jenny und mich. Seit ihrem 18. Geburtstag wohnten sie bei mir was ich meinem besten Kumpel natürlich verriet. Oft hatten wir mit ihm über Skype Videochat gesprochen und er hat uns seine Arbeit gezeigt.

Nach der Dusche schlüpfte ich in gemütliche Kleidung. Zuerst wollte ich Jenny wecken, denn sie brauchte die Zeit, um aufzuwachen, das wusste ich, dann zum Bäcker, um uns Frühstück und Wegproviant zu besorgen und dann zum Zug, um uns auf die ungefähr 40 minütige Fahrt von Mannheim nach Stuttgart zu begeben. Gähnend lief ich an die Schlafzimmertür meiner besten Freundin und trat, ohne vorher anzuklopfen, schwungvoll ein. "Jenny, aufstehen."

Müde öffnete sie ihre Augen und sah zu auf ihr Handydisplay, welches sie mit einem kurzen Knopfdrücken zum Aufleuchten brachte. Ihre Augen mussten sich an die Helligkeit erst noch gewöhnen und blinzelnd brummend sah sie zu mir.

"Hast du schon mal auf die Uhr gesehen?" brummte sie und drehte sich auf die andere Seite, während sie sich unter ihrem Kissen vergrub und es auf ihren Kopf drückte.

"Ach, hast du die Uhr gelernt?" ein weiteres dunkles Brummen und ein Kuscheltier flog mir entgegen welches sie neben sich liegen hatte. „Wir müssen nach Stuttgart. Schon vergessen?"

"Es ist dein Kumpel..." 

"Der eine Überraschung für uns beide hat. Als geh duschen und mach dich fertig. Ich hol uns in der Zeit Frühstück und Wegproviant." beendete ich ihren Satz, den sie scheinbar mittendrin vergaß zu beenden und wieder in eine Art Halbschlaf verfiel.

„Wie kann man um diese Uhrzeit nur so fit sein!" schrie sie mir fluchend nach und ich hörte sie wild aus dem Bett springen, nachdem die Wut, dass ich sie geweckt hatte, überwog.

Ich schloss lachend die Tür hinter mir, schnappte mir die Haustürschlüssel, meine Geldbörse und verließ das Haus, in der Hoffnung, noch warme Brötchen beim Becker ergattern zu können.

Der Weg zum Bäcker war nicht weit. Zwei mal rechts abbiegen und einmal links, an dem blauen Haus vorbei dann konnte ich die Schlange bereits sehen. Genervt stöhnte ich auf und fluchte alle möglichen Worte zusammen. Eigentlich hatte ich nur vor, dort rein zu spazieren, Brötchen und Süßgebäck zu kaufen und sofort wieder nach Hause zu laufen wollen - Was auch meine Jogginghose, das nasse, locker zusammen gebundene Haar, keine Schminke und weites Shirt erklärte. Stattdessen musste ich 20 Minuten darauf warten, überhaupt etwas kaufen zu können. Von den Blicken der gestressten Bürger ganz zu schweigen.

Wieder Zuhause angekommen, Brötchen und Marmeladetaschen im Schlepptau, wartete meine beste Freundin bereits, frisch geduscht und murrend mit zwei Tassen Kaffee, auf mich und das Frühstück.

„Du hast aber lange gebraucht."

„Die Schlange war wieder endlos." seufzte ich „Aber ich hab noch alles bekommen."

Sie drückte mir eine Tasse in die Hand und lächelte. „Milch, Zucker und Kaba, wie du es am Liebsten hast und bestimmt widerlich schmecken muss."

„Hab dich auch lieb." lachte ich, kippte den Einkauf in einen Frühstückskorb und stellte ihn auf den Tisch, ehe ich meinen Kaffee entgegen nahm und einen Kräftigen Schluck nahm.

Love Is All You NeedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt