Avengers 4

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POV Jenny

Die Monate vergingen als eines Morgens zwei Skripte im Briefkasten lagen, mit einem Zettel daran, dass Joe uns bald in Atlanta erwarte - besser gesagt in 12 Tagen. Er hatte also nicht zu viel versprochen und mir eine Rolle gegeben, sogar eine, die recht viel Text hatte. Ich überflog die Zeilen schnell und fand raus, dass ich eine deutsche Agentin von S.H.I.E.L.D. spielen würde, die nach dem Snap überlebt hatte und den Avengers beigetreten war. Ich arbeitete nahe mit Tony Stark zusammen, ebenso mit Natasha Romanoff und Steve Rogers. Kurz schluckte ich, als ich den Namen las, aber ich fasste mich schnell wieder und las weiter. Es war ein sehr aufgeweckter Charakter, der im Inneren ziemlich depressiv zu sein schien, dadurch, dass im Snap die meisten ihrer Freunde und Bekannten verschwunden waren. Die perfekte Rolle für mich.

"Baby, die Skripte sind da." rief ich und lief, mit den Augen immer noch tief in meinem Skript, Richtung Bad, wo mein Freund sein musste, denn er hatte sich vor 20 Minuten unter die Dusche begeben. Ich schob die Tür auf und blieb unter dem Türrahmen stehen und sah, als ich endlich meine Augen vom Skript löste, meinen Freund nur mit einem Handtuch bekleidet vor dem Spiegel stehen und sich rasieren. Das Drehbuch war komplett vergessen und fiel mir aus der Hand, bevor ich auf ihn zulief, ihn von hinten umarmte und meine Hände über seinen Körper wandern ließ. Er zeigte sich zuerst unbeeindruckt, doch keine Minute später seufzte er und drehte sich um, bevor er mir das große T-Shirt, welches ich trug, über den Kopf zog. Und kaum 3 Minuten später waren wir im Schlafzimmer verschwunden.

"Weißt du, wir müssen das ausnutzen, so lang wir noch können. Wir haben bald einen langen Dreh vor uns." rechtfertigte Chris sich, als ich mich daran machte, meine Unterhose und das Shirt zu suchen, welches ich noch trug, bevor wir es wieder trieben wie die Karnickel. Wenn es ihn glücklich machte, warum auch nicht.

"Weißt du, ich werde mich davon gar nicht stören lassen, dass wir den ganzen Tag drehen. Abends ist immer noch genug Zeit für ein bisschen Spaß." 

Ich zwinkerte ihm zu und küsste ihn, bevor ich zu meinem Drehbuch lief und es aufhob, als mir ein Zettel auffiel, der zwischen den Seiten steckte.

Habe dir einen der etwas größeren Trailer am Rande des Trailerparks reserviert, damit du deine Ruhe hast und auch gut und gerne Mal rausschlüpfen und Sport machen kannst, ohne, dass dich groß jemand sieht. Freue mich schon auf die Zusammenarbeit mit dir!

Joe

Ich grinste tief in mich rein. Stelle dich einmal mit dem Regisseur gut und dir stehen alle Tore offen.

Zwei Wochen später standen wir mit unseren gepackten Koffern in Atlanta, bereit für den Dreh. Joe informierte uns über das erste Briefing, bevor ich in meinem Trailer verschwand und die Koffer notdürftig ausräumte. Viel Zeit blieb uns nicht, da für den finalen Teil der Avengers-Reihe alles eng geplant war, da es viel zu drehen gab. Und trotz dass wir ungefähr 10 Monate für den Dreh hatten war das weniger Zeit, wie man im ersten Moment dachte.

"Babe, bist du fertig?" grinste mich mein Freund an, nachdem er geklopft hatte und nahm meine Hand fest in seiner, bevor er mich küsste. Ich seufzte und widerstand dem Drang, mich mit ihm auf das Bett zu legen und nie wieder aufzustehen - dafür war ich leider Gottes nicht hier. Müde war ich trotzdem. Ich erwiderte den Kuss und nickte dann, bevor wir in Richtung Haupthaus gingen und den Besprechungsraum aufsuchten. Drin kamen mir schon Julia und Sebastian entgegen, meine beste Freundin begrüßte mich überschwänglich und drückte mich an sich.

"Ich weiß nicht, wie du auf ihn reagieren wirst, du hast ihn seit der Trennung nicht mehr gesehen, deswegen warne ich dich vor: Evans sitzt da hinten neben Mackie. Er redet nicht viel, ist sehr ruhig." flüsterte sie mir ins Ohr während sie mich drückte und ich schüttelte grinsend den Kopf.

"Glaub mir, da bin ich schon lang drüber..."

Genau in diesem Moment sah ich ihn und genau dann fühlte es sich an wie ein Schlag in die Magengrube und in die Fresse gleichzeitig. Dort saß er, Jeremy unweit von ihm. Er sah ausgemergelt aus, müde, alleine. Der Mann, für den ich alles stehen und liegen gelassen habe, den Mann, den ich einst einmal heiraten wollte. Ich war noch lang nicht darüber weg, schoss es mir durch den Kopf. Alles, was ich gemacht hatte, war, es zu verdrängen. Ich hatte nicht die Zeit zum Trauern gehabt, nicht die Zeit zum weinen, zum sinnlos Klamotten kaufen und zum Schokoeis mit der besten Freundin essen. Ich mochte Chris, meinen Freund, keine Frage, und er hatte die Trennung einfacher gemacht, doch ich hätte auch mir mehr Zeit geben müssen, um meinen Verlust würdig überstehen zu können. Ich hätte mich nie von ihm zu irgendwas hätte drängen lassen dürfen, nie etwas überstürzen dürfen. Julia merkte sofort, was los war, kramte eine Schachtel Zigaretten aus ihrer Tasche und lächelte mich an.

"Gehen wir noch schnell eine Rauchen?"

Perplex schaute ich sie an und nickte nur. Sie zog mich raus und bevor ich irgendetwas sagen konnte, zog sie mich in ihre Arme und ich fing an zu weinen. Das erste Mal seit Monaten, dass ich wieder zuließ, das zu fühlen, was ich fühlte. Und trotzdem war meine einzige Angst, dass Pratt mich sah. Er durfte das nicht wissen.

"Ich wusste es, du bist noch nicht darüber weg. Ich kenne dich, Honey. Du kannst mich nicht anlügen. Ich wusste von Anfang an, dass alles, was du sagst, gelogen ist. Ich hab es dir angesehen, bei dem Interview schon, welches du bei Fallon gegeben hast vor ein paar Monaten."

Zitternd kramte ich nach meiner Zigarettenschachtel, nahm mir eine und zündete sie mir an, bevor mein Blick auf die Schachtel fiel. Route 66. Die Marke, die ich, seitdem ich hier her gekommen war, geraucht hatte. Die Lieblingsmarke von Evans.

"Ich hätte mir mehr Zeit geben müssen. Auch wenn ich Chris mag und ich froh bin, ihn zu haben, ich hätte mehr Zeit gebraucht. Lange Shoppingtouren mit dir, viel ungesundes Essen und viele Nächte, in denen ich weinend bei dir auf der Couch liege und nicht mehr weiter weiß. Ich habe das nicht durchgemacht, ich habe das Buch Evans nie geschlossen, ich hab es offen liegen lassen, bevor ich am Epilog angekommen war."

Immer noch zitternd zog ich an der Zigarette und ließ den Qualm eine kurze Weile in meiner Lunge, bis ich ihn langsam Ausstoß.

"Das holen wir nach, soweit es die Dreharbeiten zulassen. Ich muss dich jedoch vorwarnen, du hast auf der Erde viele Szenen mit Evans und Chris wird nicht immer dabei sein. Du musst stark sein. Ich bin für dich da so sehr ich kann. Wir schaffen das, Honey."

Ich nickte, wischte mir die Tränen von der Wange und zog wieder an meiner Zigarette. Das Nikotin beruhigte mich sichtlich und ich wusste ab diesem Moment, dass diese Dreharbeiten viel Geld in Zigaretten und Ben & Jerry's fließen würde.

"Seit wann rauchst du eigentlich?" fiel mein Blick erneut auf die Schachtel von meiner besten Freundin und zog eine Augenbraue hoch, weil sie sich noch keine angezündet hatte.

"Ich rauche nicht." grinste sie. "Ich wusste, dass du Probleme haben wirst, wenn du ihn siehst. Also habe ich eine deiner Schachteln, die du Mal bei mir vergessen hast, gesäubert und Kaugummizigaretten reingetan."

Ich schlug mir die Hand vor den Kopf und fing an zu lachen.

"Du verrücktes Huhn. Wie sehr ich dich liebe. Und wie sehr ich dich vermisst habe."

Ich drückte die Zigarette im Aschenbecher aus und atmete tief durch.

"Bereit für Qual, Kampf, Mord, Blut und Totschlag?" fragte mich meine beste Freundin weiterhin grinsend.

"Klar, was auch sonst. Die reine Weste ist eh nicht mehr rein."

Lachend und Arm in Arm liefen wir nach drin.

Love Is All You NeedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt