Julia pov
Jenny war mittlerweile wieder eingeschlafen und Sebastian und ich saßen nebeneinander. Als er sah, wie verzweifelt ich im Regen nach meiner besten Freundin suchte und laut ihren Namen rief, während ich selbst kurz vor der Verzweiflung stand, nachdem mir Chris erzählt hatte, dass sie abgehauen war, half er mir, ohne dass ich ihn darum gebeten hatte, was nicht selbstverständlich war nach unserem letzten Aufeinandertreffen. Irgendwann hatten wir sie auf einer großen Wiese gefunden, die ungefähr 15 Minuten von dem Drehort lag, nass, unterkühlt und einsam, vor allem einsam und bewusstlos, nicht ansprechbar. Ich hatte im Gefühl, dass etwas Schreckliches passiert sein musste, Chris wollte es mir nicht sagen und ohne Grund lief sie nicht davon.
Nun lag sie auf dem Bett heiser und leicht erkältet, was kein Wunder war, sie musste eine halbe Ewigkeit im Regen und Wind gelegen haben und sie konnte froh sein, wenn sich dazu nicht auch noch eine Blasenentzündung gesellen würde. Ihre Augen waren geschwollen vom vielen Weinen und ihr Körper immer noch kühl von dem kalten Regen, er wollte sich kaum mehr aufwärmen trotz des Pullis, der ausgeschalteten Klimaanlage und der dicken Decke, die über ihr lag.
Egal was zwischen Jenny und Chris war, ich musste ihn darauf ansprechen, auch warum Slate aus seinem Trailer gerannt ist und ich hoffte inständig von ihm, dass er keinen Blödsinn gemacht hatte, nicht der Blödsinn, von dem Jenny mir eben noch erzählt hatte. Auch wenn ich es ihm nicht zutraute, meine beste Freundin suchte nicht einfach so das Weite. Sollte er wirklich Mist gebaut haben, dann Gnade ihm Gott.
"Tut mir leid, was ich gestern zu dir gesagt habe." fing Sebastian an und rieb sich die Handflächen, denn auch ihm war wohl noch entsprechend kalt. Auch er hatte sich keine warme Dusche gegönnt, lediglich trockene Klamotten. "Ich wollte nur, dass du verstehst, dass ich dich sehr gerne habe."
"Ich verstehe schon." seufzte ich und verschränkte meine Arme vor meiner Brust, um auch meine Wärme irgendwie in mir behalten zu können. "Margarita und du seid sehr lange zusammen, so etwas gibt man nicht für eine irgendeine dahergelaufene Frau auf."
"Du bist nicht irgendeine dahergelaufene Frau." brummte er nun und drehte mein Gesicht zu sich, welches ich zu meiner besten Freundin gedreht hatte und so war ich gezwungen, in seine meerblauen Augen zu schauen, in denen ich mich immer wieder verlor. "Es ist nur... dass du mir wichtig bist, ist klar, aber sie eben auch. Ich weiß einfach nicht, was ich fühlen soll und vor allem, für wen ich was fühlen soll."
"Bitte Sebastian, lass das." beendete ich seine Rede, denn wir kamen so einfach nicht weiter und er verletzte mich nur ständig mehr damit. "Du weißt gar nicht, was du damit anrichtest. Das ist jetzt nicht böse gemeint, aber ich kann das so nicht. Ich will dir auch gar nicht die Zeit dafür nehmen, ich will nur, dass du, solange du nicht weißt, was du willst, dich fern von mir hältst, denn es fällt mir immer schwerer dir zu widerstehen. Und das weißt du. Sobald du mir zu nahe kommst, gebe ich mich dir hin und ich habe Angst, dass du das ausnutzt, wenn du Spaß haben willst. Das halte ich nicht aus, tut mir leid, ich bin dir wirklich gern so nahe, aber ich bin kein Spielzeug, das musst du dir merken." Ich stand auf und lief zur Tür, fest entschlossen, dieses Gespräch nun zu beenden, denn es zerbrach mich. "Ich rede mit Chris, pass auf sie auf." sprach ich leise und verließ den Trailer.
Der Weg zu Chris' - und offiziell auch Jennys Trailer - fiel mir unheimlich schwer. Physisch wie psychisch. Der Boden war nass und feucht vom vielen Regen und meine Beine drohten unter der Last meiner Schultern zusammenzubrechen, die sich auf mir ausbreitete, denn das mit Seb war nicht einfach zu verdauen, nicht im Geringsten. Ich hoffte, dass zwischen ihm und Slate nichts gewesen war, denn wenn doch würde ich ihn eigenhändig kastrieren. Denn sollte der Fall der Fälle doch zugetroffen sein, dann war's das mit Amerika, ich würde Jenny nicht überreden können, hier zu bleiben. Und um nichts in der Welt würde ich meine beste Freundin alleine zurück gehen lassen, da spielte es auch keine Rolle, dass Sebastian und ich ein paar Meinungsverschiedenheiten hatten, die ungeklärt waren, denn meine beste Freundin war wichtiger als der Mann, der mir seit Jahren schlaflose Nächte bereitete.
An Chris' Trailer angekommen, klopfte ich. Wütend und hoffend, dass da nichts war, denn ich hatte meinen Gefallen an Amerika gefunden und Jenny war so glücklich mit ihm gewesen. Chris liebte sie, so sagte er es zumindest und ich glaubte ihm. Seiner Gesundheit zuliebe sollte das auch besser so sein. Es dauerte nicht, lange da öffnete der Blonde seine Tür und schaute mich perplex an.
"Können wir reden?" fragte ich und trat ein, ohne eine Antwort abzuwarten, denn ein Nein gab es für mich in diesem Fall nicht.
"Klar, komm ruhig rein." kam eher sarkastisch als ich bereits durch die Tür gelaufen war und mich gegen die Küchenzeile lehnte, um ihn böse anzuschauen.
"Was ist dazwischen Jenny und dir gelaufen? Und ich meine jetzt nicht meine beste Freundin. Die wir übrigens wieder gefunden haben, falls es dich interessiert." keifte ich ihn nun an und meine Hände verschränkten sich schon fast automatisch vor meiner Brust.
"War nichts und wird auch nie wieder etwas sein." meinte der Blonde nun sporadisch, in seinen Augen sah ich Verzweiflung und ich meinte auch zu sehen, dass sie rot und etwas geschwollen waren, weil er geweint hatte
"Warum ist meine beste Freundin dann aus deinem Trailer gerannt und vor allem weg?" ballte ich meine Hände nun zu Fäusten.
"Jenny hat mich geküsst. Sie kam herein und fragt ob wir reden können, so wie du. Ich sagte darauf, dass ich nicht will und sie doch bitte gehen soll, aber ich wollte nicht handgreiflich werden, weil schlechte Presse immer schlecht ist und ich kenne sie, sie würde mit sowas sofort an die Öffentlichkeit. Sie hat mir erklärt, wie sehr sie mich liebt und dass das mit Jenny, also deiner besten Freundin ja nur eine Ablenkung wäre, weil sie auch Jenny heißt und ich mich ja nur an sie erinnern will, sie ersetzen will. Ich habe dann versucht, ihr klar zu machen, dass deine beste Freundin meine Seelenverwandte ist und ich alles für sie tun würde, weil ich sie aufrichtig und mit ganzem Herzen liebe. Das hat ihr nicht gepasst, kurz darauf hat sie mich geküsst mit der Begründung, dass ich nur eine Erinnerung an ihre und meine Beziehung bräuchte, um zu verstehen, dass ich sie vermisse."
"Und das soll ich dir glauben?" fragte ich wieder und brummte leicht. "Chris bitte, lüg mich nicht an. Jenny will zurück nach Deutschland, sobald sie wieder fit ist und so wie ich sie kenne, wir sie heute noch, sobald sie wieder aufrecht sitzen kann, einen Flug nach Stuttgart buchen und Tante Anna Bescheid geben, dass sie die Wohnung zurück möchte. Sie hat genug gelitten und eine Wahrheit verdient. Die ganze Wahrheit. Das bist du ihr schuldig, das weißt du. Wenn du sie wirklich liebst, kämpfe um sie, oder du hast sie für immer verloren."
"Ich schwöre dir Julia, da ist nichts gewesen, denkst du ich hätte Lust auf Slate? Sie hat mich geküsst und in dem Moment wo ich sie raus schicken wollte, kam meine Freundin und hat das Ende des Kusses mitbekommen. Ich bin nicht stolz drauf, die Zeichen nicht besser gedeutet zu haben, aber jetzt ist es zu spät."
"Na schön, ich glaube dir. Aber du musst mit Jenny selbst reden. Ich kann das nicht für dich übernehmen, ich habe genug Probleme. Und nein, das Problem heißt nicht Sebastian."
"Aber Margarita. Jeder hier sieht, wie es dir geht. Viele fragen, warum du dich zurückziehst. Jenny und ich sagen zwar immer, dass es dir heute nicht gut geht aber lange können wir nicht mehr für euch lügen, für dich lügen. Jenny gibt ihr Bestes für dich, damit es nicht auffliegt, aber du kannst nicht so weitermachen, sonst wird Anthony dich bald vom Gelände verweisen, weil du und dein Trailer unnötig Geld kosten, ich hab ihn schon mit Joe darüber reden hören." Er schwieg kurz, um seine Worte sacken zu lassen. "Ich sollte das klären und zwar schnell." wechselte er das Thema und verließ den Trailer. "Aber zuerst muss ich meinen Kopf frei bekommen, ich muss meine Gedanken sortieren, bevor ich sie erzähle. Danke, dass du mir glaubst. Wenn das alles geklärt ist, werde ich mit Sebastian reden."
"Konzentriere dich auf deine Beziehung!" rief ich ihm nach, damit er ja nicht auf die Idee kam, sich in meine Sachen einzumischen, denn das war eine Sache zwischen mir und Seb. Er wusste jetzt, dass ich ihn liebte, die Entscheidung lag ganz bei ihm, was er daraus machte, das konnte niemand beeinflussen, auch nicht der blonde Schauspieler, den meine beste Freundin so sehr verehrte. "Und lass mich mit meinem Schrott alleine." sprach ich, als die Tür wieder ins Schloss fiel und Stille mich umgab.

DU LIEST GERADE
Love Is All You Need
FanficJenny und Julia, zwei beste Freunde, zwei Körper, eine Seele wurden von Julias besten Kumpel, Lorenz, nach Stuttgart eingeladen, er hätte eine riesen Überraschung für die Beiden. Doch als Julia und Jenny in Stuttgart, Zuhause bei Lorenz, ankommen u...