Briefe

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Julia Pov

Als ich am nächsten Morgen die Treppe zur Küche herunter lief, saß Sebastian leichenblass auf dem Stuhl. Sein Kaffee auf dem Tisch, einen Brief in der Hand.

„Ist er das?" fragte ich, umarmte seine Schultern von hinten und küsste seine Wange. Er sollte sich auf keinen Fall alleine fühlen. Stumm und leicht zitternd, nickte er.

„Ich..." Er schluckte. „Ich weiß nicht wie..."

„Ist schon in Ordnung, Schatz. Soll ich Chris anrufen?" wieder nickte er. Ich küsste sein Haar ein letztes mal, dann lief ich die Treppen wieder nach oben und holte das Telefon. Die Nummer seines besten Freundes war auf der Kurzwahltaste. Und keine drei Sekunden später ging auch schon der Blonde ans Telefon.

„Evans?" meldete er sich, obwohl er genau wusste, dass ich anrief.

„Firma Schwarz und Dunkel, guten Tag oder gute Nacht, je nachdem, wie sie wollen. Ich grüße Sie, Herr Evans." versuchte ich Sebastian aufzumuntern, setzte mich auf seinen Schoß und sofort schlang er die Arme grinsend um mich.

„Julie. Was willst du?" lachte Chris und ich hörte, wie er Jenny küsste. Sie war nie weit von ihm und sie verdiente es.

„Der Brief ist da. Würdest du ihn auf machen?" fragte ich nun und ich sah, wie sich Sebs Blick verdunkelte.

„Bring das scheiß Ding vorbei!" schrie meine beste Freundin. „Ich stürz mich drauf."

Ihre Motivation am Morgen war wirklich unvergleichlich und sie brachte mich damit immer zum Lachen.

„So wie auf mich?" fragte Chris und ich konnte ihn grinsen hören. Nach den Worten war mir schon klar, was die beiden gestern getrieben hatten.

„Boah, Leute." seufzte ich und sie lachten. „Wann können wir kommen?"

„Darf Jenny sich noch anziehen?" fragte Chris und seufzte laut hörbar. „Wir waren gerade beschäftigt."

„Oh..." schluckte ich. Hatte ich es doch gewusst. „Sollen wir später vorbei kommen?"

Ich verkniff mir mein Lachen und lehnte mich an Sebastian, welcher sofort meine nackten Schultern küsste.

„Du weißt genau, dass ich sie jetzt nicht mehr ins Bett bekomme, bevor sie diesen verdammten Brief gelesen hat."

„Tja, Evans." seufzte ich gespielt „Du willst sie heiraten. Das ist jetzt nicht mehr mein Problem." breit grinste ich und fuhr durch mein Haar.

„Fick dich, Julie." lachte Jenny und legte auf. Da wäre ich auch hellwach und motiviert, aber die Probleme, die uns Margarita beschaffen hatte, hielten uns auf trapp. 

„Also. Käffchen?" fragte ich Sebastian. Dieser sah mich nur an und starrte dann wieder auf den Brief.

„Ich bekomm nicht einmal meinen runter." sprach er leise und ich strich über seine Wange, ehe ich das Telefon bei Seite legte.

„Also auch kein Frühstück?" fragte ich und stand auf.

„Nein. Auch wenn du dazu zählst." grinste er, zog mich an meiner Hüfte an sich und küsste mich schnell. „Zieh dich an, ich mach dir einen Kaffee to Go. Extra süß?"

„Bitte." lächelte ich, legte die Hände an seine Wangen und küsste langsam seine vollen und weichen Lippen. Ich könnte sie den ganzen Tag küssen. Von früh bis spät und am nächsten morgen wieder bis in die Nacht hinein. Die Treppenstufen ins Schlafzimmer joggte ich hinauf. Ich wusste nicht so recht, welches Outfit bei diesem Anlass gemäß war, also entschied ich mich für ein blaues Top und eine graue Jeans.

„Schatz?!" rief ich runter und band meine Haare zusammen.

„Hm?" kam es von unten und lief die Treppe wieder hinab. Sebastian kam mir mit einem Becher Kaffee entgegen und ich nahm ihn ihm ab.

„Wir können." lächelnd schüttelte er den Kopf und lief zur Haustür.

„Ich könnte kurz vor dem Sterben sein. Du bringst immer wieder ein Lächeln in mein Gesicht. Ich könnte Vater eines fremden Kindes sein. Und dennoch muss ich lächeln, weil du, mein Vollidiot, mich dazu bringst." sprach er und gab mir einen Klaps auf den Hintern, als ich mit dem Brief und meinem Kaffee durch die Tür trat.

„Weißt du, wie man das nennt, Sebbie?" fragte ich säuselnd.

„Wie denn?" fragte er verwirrt und schloss die Tür ab.

„Liebe."

Als er sich umdrehte, küsste ich ihn schnell und griff mit meiner freien Hand nach seiner. Keine fünf Minuten später kamen wir auch bei Chris und meiner besten Freundin an, welche uns schon am Fenster beobachtete und höchst persönlich die Tür öffnete.

„Gib das Ding her." sprach sie und riss mir den Brief aus der Hand. Sie würde ihn öffnen und sauer sein, wenn man es ihr verbat. Sie war manchmal selbst noch ein kleines Kind, aber man konnte ihr das absolut nicht übel nehmen.

„Tut mir Leid." entschuldigte sich Chris und schloss die Tür hinter uns seufzend. „Aber seit sie weiß, dass dieser Brief da ist, muss sie ihn unbedingt haben."

„Das ist schon Okay." sagte Sebastian und begrüßte seinen Freund. „Dann muss ich ihn nicht öffnen."

„Ich hätte ihn auch öffnen können." zuckte ich mit den Schultern.

„Nein. Denn, wenn etwas schlechtes in diesem Ding steht, dann will ich nicht, dass du es zuerst erfährst. Und dass wir uns streiten."

„Warum sollten wir uns streiten?" fragte ich Sebastian und setzte mich zu Jenny, die bereits ungeduldig auf ihrem Stuhl umher rutschte.

„Da hat er Recht, Süße." sprach sie und sah Chris zu, wie er sich neben sie setzte und die Hand auf ihren Oberschenkel legte. Die Beiden waren einfach unzertrennlich. Und wer weiß, ich hoffte es zumindest, vielleicht war ihre Liebe unvergänglich.

„Wie dem auch sei." räusperte sich Chris. „Wir... sollten ihn jetzt auf machen."

„Bevor du ihn öffnest..." unterbrach Sebastian meine beste Freundin und sie senkte ihre Hände beleidigt „...solltest du wissen Schatz, egal was in dem Brief steht, ich werde dich nicht verlassen. Ich weiß, dass das deine größte Angst ist. Ich hab dein Tagebuch gelesen, bitte hass mich dafür nicht." er sah mich an und ich schmunzelte.

„Ich weiß. Ich hoffe aber auch, dass du die Stelle gelesen hast, wo ich nieder geschrieben habe, dass du meine große Liebe bist. Und ich dir jeden Fehler verzeihen würde. Denn ich bin nur mit dir vollständig. Und nur mit dir kann ich sein, wer ich bin. Du bist meine Familie, meine-"

Sebastian unterbrach mich mit einem Kuss und Jenny seufzte erleichtert.

„Danke. Ich dachte schon, sie hält niemals die Klappe."

Und als hätte sie in ihrem Leben nichts anderes gemacht, riss sie den Brief auf und zog den Inhalt heraus. Ihr kurzer Blick zu dem Kind verriet mir, dass sie den Kleinen bereits tief in ihr Herz eingeschlossen hatte. Sie tat mir irgendwie Leid. Gehörte dieses Kind nicht Sebastian, musste sie es her geben. Gehörte es zu ihm, dann ebenfalls. Ich lächelte sie an, als sie zu mir sah und sie atmete tief aus.

„Aufgepasst." sie räusperte sich „Also.. .Sehr geehrter bla bla bla, den Scheiß kennen wir ja alle, geboren in; wissen wir, wo ist das Wichtige?" sie blätterte um und riss ihre Augen auf! „Ahh, da sind wir zuhause. Also Sebastian Stan, du bist zu... 99,9%... nicht der Vater. Herzlichen Glückwunsch." sie senkte den Brief und sah ihn an. Erleichtert atmete er aus und ließ den Kopf in seine Hände fallen. Ich sah zu ihm und lächelte. Jetzt musste er sich nur noch damit abfinden, dass er so gut wie niemals, keine eigene Familie haben konnte...

Love Is All You NeedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt