Julia Pov
Wie gebannt starrte Omama auf meinen Ring und seufzte. Als ob sie davon nichts gewusst hatte. Die Frau konnte mir nichts vormachen. Warum sonst hätte Sebastian mit ihr in Kontakt stehen sollen, wenn nicht um diese ganze Sache zu planen?
"Ah, ich würde mir das noch einmal überlegen, Sebastian." sprach mein Opa und ich hob erschrocken den Kopf. Was hatte er denn jetzt vor? "Die wirst du nie wieder los."
"Na das hoffe ich doch." lachte er leise, zog mich aus den Händen meiner Oma, drehte mich zu sich und presste seine Lippen auf meine. Und wieder gab er mir dieses Gefühl, was mir kein anderer geben konnte. Das Gefühl, dass ich einfach richtig war, wenn ich bei ihm war. Es gab kein Falsch, wenn er bei mir war, es gab nur richtig. Und das tat so gut. Er war der Erste, bei dem ich mich so sicher fühlte und das bedeutete mir so viel.
"Bei Odins Bart." lachte Opa und schüttelte den Kopf. "Es gibt keine Rücknahmegarantie, wenn du sie hast, dann hast du sie."
"Ich will sie auch gar nicht hergeben." antwortete mein Verlobter und folgte meinem Opa in die Küche. Ich liebte die Dynamik die er mit meiner Familie hatte. Es machte alles so herrlich einfach, denn zwar war mein Leben auf den Kopf gestellt worden, seitdem ich ihn kannte, aber plötzlich machte alles einen Sinn.
"Schleimer." sprach ich leise und half Oma die neuen Vorhänge aufzuhängen, denn mit ihrem Rücken konnte sie das nicht mehr so einwandfrei.
"Wie wollt ihr es eigentlich machen?" fragte sie mich und verwirrt hob ich eine Augenbraue an, denn mein Kopf ging in eine ganz andere Richtung.
"Oma...?" fragte ich verwirrt und schaute sie von oben herab an, denn durch die Leiter stand ich fast doppelt so hoch wie sie.
"Eure Hochzeit." seufzte sie und ich verfluchte meine Denkweise. Was hatte Sebastian nur aus mir gemacht? "Macht ihr es traditionell?"
"Also kirchlich kann und will ich nicht." Oma reichte mir den nächsten Vorhang und ich schob ihn über die große Stange. "Entweder wir machen es traditionell heidnisch oder im privaten Kreis."
"Letztendlich müsst ihr das wissen." sprach Opa aus der Küche und schnitt mit Sebastian das Kalbsfleisch, welches den Tag über im Schmortopf verbracht hatte. "Aber bitte noch so lange wir leben."
Lachend warf ich ihm einen Ring für den Vorhang an den Kopf, doch verfehlte ihn um Meter, was vermutlich auch besser so war.
"Opa, ihr werdet sicher noch leben. So lange wollen wir nicht warten." antwortete ich, bevor ich den Ring wieder fing, den Seb mir zuschmiss und den Vorhang richtig befestigte.
"Das hast du bei deinem letzten Freund auch gesagt. Gut, er war ein Vollidiot, aber du hast es auch gesagt." zuckte Oma mit den Schultern und half mir, von der Leiter zu steigen, als alles befestigt war. "Aber mit Sebastian bin ich zufrieden."
"Na wenn du wenigstens das bist." lächelte ich, lief an Sebastian vorbei und küsste seine Wange.
"Deine Oma und ich gehen später noch zu Steven, wollt ihr mit?" fragte Opa und überreichte Sebastian die Oberschale.
"Wir bleiben hier." entschied ich. "Wir sind hier her gekommen um von den vielen Menschen weg zu kommen und etwas Ruhe zu haben. Sag Steven aber einen lieben Gruß."
"Es ist viel passiert was erst einmal sacken muss, daheim in New York, aber danke für das Angebot." fügte Sebastian an und schob mit Omas Hilfe das Fleisch in den Ofen, was erneut schmoren würde. Es war das Geheimrezept meiner Großeltern und das Fleisch zerging einem dabei auf der Zunge, wenn es erst einmal fertig war.
"Gut." grinste Oma und wischte sich die Hände an einem Handtuch ab. "Ich packe euch ein paar Sachen in einen Korb, dann könnt ihr runter zum Fluss und dort auf die Berge sehen. Etwas entspannter gibt es nicht."
Auf Sebastian einredend öffnete die den Picknickkorb und legte ein großes Tuch hinein.
"Oma bitte." seufzte ich. "Ich mache das selbst. Du und Opa kocht jetzt und ich zeige Sebastian den Hof okay?"
Gezwungenermaßen nahm ich ihr den Korb weg und stellte ihn bei Seite.
"Okay okay, ist ja gut." ließ sie sich abwimmeln. "Du bist nur so selten hier, da will ich dir auch mal wieder etwas Gutes tun."
"Zuerst geh ich duschen." lachte mein Verlobter und verließ die Küche. "Dann zeigst du mir den Hof."
Lächelnd sah ich ihn an und folgte ihm nach oben, doch er zuckte nur mit den Schultern. Dann lachte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Du wirst doch eh wieder dreckig." antwortete ich grinsend, weil ich wusste, was ich ihm zeigen wollte. Mitunter die ganzen Tiere, die man hier fand und ich wollte sie mal wieder füttern. Und so wie ich mich kannte, würden wir den Mittag auf der Weide bei den Rindern verbringen.
"Ich weiß." flüsterte er in mein Ohr und legte die linke Hand auf meine Schulter. "Aber unter der Dusche hört man dich nicht so arg."
Und mit einem Schlag wurde ich knallrot. Der Kerl konnte einfach nicht seine Finger bei sich behalten. Und wenn ich so darüber nachdachte, den ersten Sex mit meinem Verlobten unter der Dusche zu haben, brannte mein ganzer Körper. Kurz schaute ich mich nach meinen Großeltern um, doch da hörte ich schon die Haustüre. Sie würden wohl noch etwas Arbeit auf dem Hof erledigen, bevor sie Steven besuchen würden.
"Mich kann man überall hören." flüsterte ich zurück und er grinste dreckig.
"Dann muss ich dir wohl den Mund zu halten." konterte er und zog mich weiter die Treppe hoch. Im Bad schloss er hinter mir schnell die Tür und entledigte sich seiner Weste und dem grauen Shirt.
"Du hast es aber eilig." lachte ich leise und mein Verlobter zog mich an den Handgelenken zu sich.
"Und du bist immer noch zu angezogen." hauchte der Dunkelhaarige leise und zog mir das Shirt über den Kopf.
"Hey, das ist unser erster Sex als verlobtes Paar." lachte ich leise und öffnete den Knopf an seiner Hose. "Das müssen wir genießen."
"Das erste mal von vielen weiteren." sagte er, während er mein Gesicht in seine Hände legte, meinen Kopf an sich zog und meine Lippen in einen wilden Kuss verstrickte.
***
Spät am Abend, Oma und Opa waren noch beim Nachbarn, lagen wir auf der Couch in meinem Zimmer und sahen uns, eng aneinander gekuschelt, einen typischen irischen Film an. Ich lag an Sebastians Brust gelehnt, den rechten Arm um seinen Rücken gelegt, die Linke auf seiner Brust, während Sebastian mich mit seiner linken Hand gegen seinen warmen Körper presste und seine rechte Hand durch mein Haar strich.
"Das ist ja fast noch besser wie Bora Bora." sprach er leise und ich lachte.
"Nur ohne Strand, Sonne und warmes Wasser." ergänzte ich und sah kurz zu ihm hoch.
"Wer braucht schon Sonne, wenn ich dich haben kann." lächelnd sah er zu mir und küsste meine Stirn. "Das ist mir sogar viel lieber."
"Na dann solltest du unseren Trip in die Sonne absagen. Vielleicht ist das auch besser, hier kennt dich keiner und wir können wie zwei normale Menschen leben"
"Sind wir das nicht?" fragte er lachend und setzte sich etwas auf.
"Natürlich, aber nicht in den Augen der anderen." ergänzte ich mich.
"Dann sollten wir unseren Urlaub umbuchen." antwortete er leise und sanft. Fast so, als würde er jeden Moment einschlafen. Was er dann auch wenige Minuten später tat. Der Jetlag war noch nicht draußen und wir erst ein paar Stunden hier. Es dauerte auch keine fünf Minuten, da war auch ich eingeschlafen. Die letzten Tage waren einfach zu viel Emotionen und Glück. Nicht, dass ich es nicht wollte, aber immer glücklich sein war anstrengend, vor allem, wenn die Sorge um meine beste Freundin wieder zurückkam. Und das tat sie, vor allem im Schlaf.
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Love Is All You Need
FanficJenny und Julia, zwei beste Freunde, zwei Körper, eine Seele wurden von Julias besten Kumpel, Lorenz, nach Stuttgart eingeladen, er hätte eine riesen Überraschung für die Beiden. Doch als Julia und Jenny in Stuttgart, Zuhause bei Lorenz, ankommen u...