Der finale Schlag

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POV Julia

Als Evans die Maske betrat und Pratt ihm folgte, seufzte ich erleichtert. Ich wusste ja, dass es schwierig werden würde, aber mit so einer Nummer hatte ich tatsächlich nicht gerechnet. Naja, gut. Ich war darauf vorbereitet, ich kannte ja meine beste Freundin. Als dann auch Slate aus ihrem Rattenloch gekrochen kam und sich mit einer blonden Frau unterhielt, die ich in der gesamten Drehzeit, die ich mit Sebastian erlebt habe, noch nie gesehen hatte, runzelte ich die Stirn und wechselte vom einen Fuß auf den nächsten. Hatte Evans sie nicht vor einer Woche noch abgeschossen?

Sebastian müsste eigentlich gleich aus der Maskerade kommen. Reiß dich so lange zusammen, Julia. Du kannst das und du schaffst das. Du willst es vielleicht nicht schaffen, aber du musst es schaffen. Für deine beste Freundin. Gott bewahre, wenn Sebastian das mitbekäme, würde der Teufel in der Hölle schmoren.

Ich hatte im versprochen, mich zusammenzureißen, jetzt wo ich wusste, dass sie auch am Set sein würde. Womit ich allerdings nicht gerechnet hatte, war die anhaltende Wut auf sie in mir. Ich war immer noch sauer auf Sebastian, weil er mir verheimlicht hatte, es zu wissen. Egal wie lange es her war, ich war nachtragend und das wusste er auch. Was er damit anfangen würde, war nicht mein Problem. Vielleicht jetzt noch nicht.

Slates schrilles Lachen drang an mein Ohr und ich schüttelte mich kurz. Wie konnte Evans das nur aushalten? Gut, vielleicht war die Frage überbewertet, immerhin liebte er dieses komische Ding. Zu 5%. Der Rest war pure Abhängigkeit der Schlange.

Wenn Augen töten könnten, bräuchtest du einen Waffenschein.

Endlich kam Sebastian aus der Maske, stellte sich vor mich und lachte leise, ehe er meine Haare hinter meine Ohren streifte.

„Ich wüsste auch, was zuerst drauf gehen würde." knurrte ich leise und grinste, weil er so witzig seine Augenbrauen in die Höhe zog. „Du solltest mich ernst nehmen, bevor ich dich auch noch töte. Die Lebensversicherung kassiere ich so oder so."

„Sei nicht so verbittert." seufzte er und ich drehte den Kopf zur Seite, als er meine Wange küssen wollte und fing seinen Kuss ab. „Das macht dich unsexy."

„Dieses Wort gibt es in meinem Wortschatz nicht." sagte ich und lehnte meine Stirn gegen seine Brust. In all der Zeit war er meine einzige Stütze. Er war da, als Jenny weg war. Als ich dachte, ich würde sie nie wieder sehen. Nur durch ihn hatte ich den Glauben zu mir wiedergefunden und zu unserer tiefen Freundschaft, die durch nichts kaputt gehen kann. So wie auch seine Freundschaft zu Evans, die ich wohl oder übel akzeptieren musste. Ich wusste, dass Chris auch anders konnte. Ich kannte ihn besser, als er glaubte zu wissen. Aber Slate hatte ihn gebrochen und wenn er sich nicht selbst reparieren wollte und auf Sebastian hören wollte, dann war das nicht unsere Baustelle. Seb wusste, dass Chris sich fangen würde und ich wusste, dass es dann längst zu spät sein würde. Es war bereits jetzt zu spät und es war schon zu spät, als er Slate wieder in sein Leben ließ.

„Ich muss zum Set. Kann ich auf deine Unterstützung zählen?" fragte meine große Liebe mich und ich nickte.

„Du kannst immer auf mich zählen, Liebster." grinste ich und verlor mich einen Moment in seinen Augen. Sanft legte er seine Hände an meine Wangen und lächelte mir entgegen, ohne seine Lippen zu bewegen.

„Ich kann es kaum erwarten, dich in dem schönsten Kleid der Welt zu sehen und dich meine Frau nennen zu können. Ich liebe dich." sagte er leise, weil diese Worte nur für mich bestimmt waren und für wenige Sekunden setzte mein Herz aus, ehe es raste und seine Lippen sich auf meinen verloren.

„Ich liebe dich auch." antwortete ich, als er sich von mir löst. „Gib dein bestes, Soldier!" rief ich ihm noch nach und im selben Moment kam endlich Jenny aus dem Masken-Trailer, die zuerst kreidebleich wirkte und dann aussah, als würde sie jeden Moment zusammenbrechen. Zeit für eine Zigarette. 

„Hier." Sagte ich und reichte ihr eine Kippe, die ich bereits angezündet hatte. Ekelhaftes Zeug, aber jede Sekunde zählte, wenn es danach ging.

„Danke." sprach sie leise und tief holte ich Luft.

„Egal was passiert, du bist gerade nicht Jenny und das ist auch nicht Evans, das ist dein Drehpartner und ihr habt nichts gemeinsam, bis auf die wenigen Szenen und Trainingseinheiten."

Sie nickte und wie ein Coach hob ich einen Daumen nach oben.

„Wenn du eine Auszeit brauchst, zwinkerst du mir zu und ich lenke Joe für einen Moment ab. Es ist praktisch gut mit ihm zu stehen."

„Er wirft dich nur nicht vom Platz, weil Sebastian sein bester Soldier ist und niemand einen perfekten Ersatz finden kann." konterte sie und ich zuckte mit den Schultern, ehe ich lachte.

"So kann man es auch nennen."

Jenny warf ihre Kippe zu Boden, trat sie aus und nickte.

„Ich schaffe das." motivierte sie sich und ich nickte.

„Weißt du noch, als wir in Deutschland genau auf den Moment gewartet haben? Jetzt ist er endlich da und du bist die Beste auf dem Gebiet."

Wieder nickte sie und ich lief mit ihr zum Set, wo Sebastian gerade eingewiesen wurde und Hemsworth hinter ihm irgendwelche Fratzen zog, um ihn von seiner Arbeit abzulenken und Jeremy mit seinem Bogen und Text beschäftigt war. Es war die Szene vor Jennys und Evans und Sebastian hatte mir versprochen, Jenny beizustehen wie ich ihm. Pratt machte sie scheinbar glücklich und das zählte.

Joe zog nun auch Jenny mit in den Kreis und Sebastian zwinkerte mir zu, ehe er Hemsworth den Hammer abnahm und einen Schlag auf den Hinterkopf verpasste, aber nicht ernst genommen werden konnte, weil Chris einfach viel größer war.

„Okay, ihr habt euren Dialog im Kopf? Ich will die Szene nicht mehrmals drehen, wir hängen jetzt schon ziemlich weit hinten und haben keine Zeit für dumme Scherze und Ausfälle." wurde Russo ernst und ich stellte mich abseits, damit ich ihn im Blick hatte und nachdem seine Szene fertig gedreht war, ging er mit Jeremy und Chris Hemsworth auf die gegenüberliegende Seite, damit Jenny und Chris ihre Szene beginnen konnten.

Unmittelbar wenige Meter neben mir stand Slate mit dieser Frau von vor einer Stunde und redete wieder aufgebracht in einem ruhigen Ton. Dazu gesellte sich ein Kameramann, den ich zuvor nicht gesehen hatte aber Joe sagte ja, dass er einen Praktikanten hätte.

Die erste Szene bekamen sie gut rein und ich war mir sicher, dass sie es schaffen würde. Vielleicht sollte ich mir einen Kaffee gönnen, immerhin wird das ein langer Tag und ich hatte die Nacht kaum geschlafen, was nicht an Sebastian lag, sondern eher an dem Drehbuch was ich gerade schrieb. Joe und Anthony hatten mich in eine Idee eingeweiht und ehrlich gesagt war ich richtig angetan davon. Sie hatten es auch nur mir erzählt und mich gefragt, ob ich es für sie schreiben könnte. Wieso auch nicht? Das Schreiben war schon immer mein Ding gewesen. Noch wusste niemand etwas davon, selbst Sebastian hatte ich außen vorgelassen, was auch gut so war. Er und Pratt hatten beide eine wichtige Hauptrolle und ich wusste ja, wie gerne mein Freund über unfertige Dinge quasselte.

Nachdem ich meinen Kaffee aus dem Trailer geholt hatte, einen Schluck getrunken hatte und zurück zum Set lief, sah ich wie Pratt und Evans auf der grünen Fläche herum sprangen und so taten, als würden sie mit irgendwelchen Aliens kämpfen, sah ich, wie Slate auf Jenny zeigte.

„Das Problem habe ich schnell beseitigt. Er hat mir innerhalb von wenigen Tagen erneut aus den Händen gefressen und ist mir nicht mehr von der Seite gewichen, während er seiner Schlampe kein Ton von mir sagte."

Okay. Jetzt reichte es mir aber wirklich! Ich ließ meinen Kaffee fallen, lief in großen Schritten auf Slate zu, tippte sie an ihrer gebrechlichen Schulter an, die ich ihr nur zu gerne brechen würde und als sie den Kopf zu mir drehte und mich so abwertend ansah, konnte ich mich nicht länger beherrschen und holte aus. Im nächsten Moment landete meine Hand so hart auf ihrer Wange, dass ihr Kopf zur Seite flog und der Knall den ganzen Cast zum schweigen brachte.

Endlich habe ich meinen finalen Schlag ausgeführt. Endlich habe ich sie erwischt. Endlich.

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