Juli POV
Zuhause schloss ich die Tür auf und ich wusste, jetzt musste ich ihm davon erzählen. Ich wusste aber auch, dass Jenny es nur gut gemeint hatte. Ganz gleich, ob ich es bis jetzt niemandem erzählt hatte, oder nicht. Niemand wusste davon. Niemand. Und jetzt wussten es zwei bekannte Schauspieler.
Sebastian saß auf der Couch, die Ellbogen auf den Knien, das Gesicht in den Händen vergraben. Als er hörte, wie ich den Schlüssel in die Kupferschale legte und meine feuchte Jacke auf die Heizung hängte, hob er den Kopf.
„Julie.." seine Stimme war heiser und gebrechlich. Ich hob die Hand und schüttelte den Kopf.
„Nicht. Ich muss mich entschuldigen." meinte ich ebenfalls leise und heiser, denn auch mein Geschrei bei Lorenz hatte meine Stimmbänder beeinträchtigt.
"Ich wusste das nicht...." flüsterte er und ich setzte mich neben ihn.
"Wie konntest du das auch? Ich hatte es niemandem erzählt. Jenny und Lorenz waren meine geliebten Personen von damals. Selbst Jenny hatte ich es erst viel später erzählt, weil ich über die Sache nicht reden konnte." erklärte ich und rieb meine Hände aneinander.
„Du musst es nicht sagen." versuchte er mich zu stoppen „Ich liebe dich auch so."
„Ich will es aber. Sonst überlege ich es mir wieder anders und... rede gar nicht mehr darüber." schluckte ich und die ganze Farbe wich aus meinem Gesicht.
"Wir können dir auch richtige Hilfe suchen..." versuchte er es erneut, doch ich schüttelte nur den Kopf.
"Das... es ist schon okay, Sebastian." ich nickte und lächelte falsch, dann atmete ich tief ein.
Jetzt war es so weit.
„Das...Ganze ist ein paar Jahre her. 2015. Ich hatte meinen ersten Freund mit 18 Jahren und bis dato war auch alles in Ordnung. Bis er eben anfing mich zu schlagen. Ich durfte keine anderen Männer anschauen, nicht lachen wenn einer seiner Kumpels ein Witz erzählte. Nicht ohne ihn Fernsehen schauen, es hätten ja zu viele nackte Männer auf dem Bildschirm laufen können. Irgendwann durfte ich nicht mehr arbeiten. Er ist weg gegangen und hat die Haustür abgeschlossen, Schlösser an die Fenster angebracht, dass ich ja nicht weg konnte. Meine Schwester und meinen Vater durfte ich schon gar nicht sehen. Und mit meiner damals besten Freundin durfte ich auch nicht weg. Es kam wie es kam, blaue Flecken, geprellte Schulter, gebrochenes Becken. Irgendwann wurde ich schwanger. Ich hatte es ihm anfangs nicht erzählt..."
Meine Stimme wurde zittrig und gebrochen. Es fühlte sich alles noch so real an. Jeder blaue Fleck, jede Prellung war noch da. Tief unter meiner Haut.
"Irgendwann hab ich es ihm dann erzählt. Er fand es nicht so toll, aber meinte, dass wir das schaffen." Ich atmete tief aus. „Komisch. Nach all dem hat er mich trotzdem wirklich geliebt. Auch wenn sich seine Liebe durch Schläge und Wut bemerkbar machte..." Kurz sah ich zu Sebastian, dann ganz schnell wieder auf meine Hände „Naja. Die ersten drei Monate waren geschafft. Der vierte kam und so langsam konnte man schon etwas von dem... Baby... sehen..."
Wieder schluckte ich und kämpfte gegen die vielen Tränen, die sich in meinen Augen stauten und nur darauf warteten, den gebrechlichen Weg zu überqueren.
„Es war ein Junge. Ich nannte ihn von Anfang an Noah. An dem Namen ist nichts besonderes. Aber..." Meine Stimme brach und die ersten Tränen kamen mit einem lauten Schluchzer aus mir heraus geschossen „...für mich war er besonders. Ich liebte dieses Kind. Und ich hoffte, dass mein Exfreund sich ändern würde, sobald er da wäre. Doch ich wurde dicker, dicker und im sechsten Monat war mein Bauch schon ziemlich groß. Es gefiel ihm nicht. Ganz und gar nicht. Nachts vergriff er sich ungewollt an mir. Jede verdammte Nacht. Dann... dann schlug er nachts auf mich ein. Er tat es wieder und wieder und... immer wieder. Er hörte nicht auf. Schlug immer weiter zu."
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Love Is All You Need
FanfictionJenny und Julia, zwei beste Freunde, zwei Körper, eine Seele wurden von Julias besten Kumpel, Lorenz, nach Stuttgart eingeladen, er hätte eine riesen Überraschung für die Beiden. Doch als Julia und Jenny in Stuttgart, Zuhause bei Lorenz, ankommen u...