Klärung

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POV Jenny

So beruhigend wie das Ergebnis war, so sank mein Herz immer tiefer. Ich wusste, dass ich den Kleinen nie hätte behalten können, egal, was rausgekommen wäre. Und ich hatte das immer irgendwo gewusst, war ja klar. Wäre das Kind von Sebastian, hätte er es mitgenommen, in diesem Fall wird es Margarita wieder abholen müssen. Aber trotzdem war es für mich schwer, den kleinen Racker wieder herzugeben. Vielleicht war er nicht mein eigener Sohn, aber ich hatte ihn immer so behandelt. Er lag mir am Herzen und er verdiente das alles nicht - als Mittel benutzt zu werden, um eine alte Beziehung möglicherweise wieder aufleben zu lassen ist das absolut Letzte.

"Ich werde auf jeden Fall Margarita schreiben, dass sie ihren Sohn wieder abholen soll." hörte ich Seb sagen, nachdem er sich mit meinem Verlobten und Julie über das weitere Vorgehen unterhielt. "Kann ja nicht sein, dass die mir ihren Sohn unterschieben will, obwohl es nicht meiner ist. Als ob sie nicht draufgekommen wäre, dass wir einen Vaterschaftstest machen."

Ich musterte, wie der Kleine ein wenig erschöpft dem Geschehen folgen wollte, sein Blick jedoch immer wieder am Mobile hängen blieb und seine kleinen Hände danach griffen.

"Aber wer ist dann der Vater?" fragte Julie nachdenklich. Ja, das würde mich auch interessieren. Innerlich machte ich mir noch Hoffnungen, dass ich das Kind auf irgendwelchen Umständen doch behalten durfte, doch tief im Inneren wusste ich, dass das unmöglich war. Es war nicht meines und adoptieren war nicht so einfach - nirgends auf dieser Welt war Adoption einfach.

"Ich weiß es nicht. Ist das wichtig?" erwiderte Seb darauf und schaute meine beste Freundin verwirrt an. Er hatte das ganze Thema satt und ich presste meine Lippen aufeinander, um meine Wut zu verbergen. Er hatte sich dem Kind doch gar nicht angenommen gehabt, er sollte nicht darüber urteilen, in keiner Weise.  Kurz ballte ich meine Hände zu einer Faust, bevor ich mich zur Ruhe ermahnte und dem Gespräch weiter folgen wollte.

"Naja, vielleicht weiß Margosh nicht mal selbst, wer der Vater ist." meinte meine beste Freundin daraufhin schulterzuckend mit einem Seitenblick zu mir. Sie merkte, dass ich angespannt war, sie konnte mich lesen wie ein Buch und trotzdem verstand sie mich nicht. Nicht gut genug, nicht in dieser Situation. Aber ich nahm es ihr überhaupt nicht übel. "Vielleicht ist sie davon ausgegangen, dass Seb der Vater ist, und dass sie schon schwanger war, als sie was mit einem anderen Typen angefangen hat."

Der Kleine fing an zu schreien und ich stand auf, um ihn aus dem Maxi-Cosi zu nehmen. Gedankenverloren strich ich ihm über die Wangen und hielt ihm meinen Finger hin, den er  jetzt wieder freudig lachend packte. Sanft wiegte ich ihn hin und her und konnte nicht anders als Lächeln. Er war ein wahrer Sonnenschein und er musste mich wirklich ins Herz geschlossen haben, was meines schwer werden ließ. Ich merkte, wie Chris hinter mich trat und seine Arme um mich legte, bevor er mir sanft die Lippen auf die Wange drückte.

"Bei dir alles gut?" flüsterte er leise und legte seinen Kopf auf meine Schulter. Auch er merkte, dass mir das Ganze zu schaffen machte. Mehr, als ich zugeben wollte.

"Klar." antwortete ich zögernd und lehnte meinen Kopf an seinen.

"Ich weiß, den Kleinen wieder herzugeben ist schwer für dich. Aber bald haben wir ein eigenes Kind, da bin ich mir ganz sicher."

Er küsste mich umständlich auf die Lippen, bevor er vor mich trat und mir den Kleinen abnahm. Als ich mich zum Esstisch umdrehte, bemerkte ich Seb, der gerade in den Flur zum Gästezimmer verschwand, das Handy am Ohr, ernste Miene aufgesetzt. Julie saß am Tisch und auch ihre Miene hatte sich verfinstert.

"Ruft er Margarita an?" fragte ich mit Kopfnicken in Richtung Seb. Sie bejahte die Frage mit einem einfachen Brummen und zog ihre Augenbrauen noch weiter zusammen, als es möglich erschien.

Love Is All You NeedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt