Verwirrung

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POV Jenny

Verdutzt starrte ich auf das Kind, welches Margarita dort vor der Tür stehen gelassen hatte. Ich schätzte es auf nicht älter als 3 Monate, doch ich musste selbst nochmal durchrechnen. Waren Margosh und Seb wirklich schon so lang getrennt, als das ihr ein Baby erst nach der Trennung aufgefallen wäre? Doch es kam ungefähr hin, ich war mit Chris nun fast ein Jahr zusammen, an meinem Geburtstag war es ein halbes gewesen, und Julies Geburtstag stand schon fast wieder vor der Tür. Trotzdem verwirrt starrte ich auf meine beste Freundin, die sich mit Tränen in den Augen von Sebs vermeintlichen Kind wegdrehte und ihren Freund anschaute.

"Wusstest du es?" fragte sie ihn mit zitternder Stimme, während er selbst noch ungläubig auf das Kind starrte.

"Nein, Schatz..." stammelte er und schaute Julie zu, wie sie ins Gästezimmer rannte. Seb rannte ihr hinterher, als Chris hinter mich trat.

"Glaubst du ihr?" fragte ich ihn und drehte mich zu meinem Verlobten um, die Verwirrung war mir deutlich ins Gesicht geschrieben.

"Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Margosh will ihn um jeden Preis zurück, und sie weiß, dass er Kinder mag. Aber ich kann mir kaum vorstellen, dass die eine Schwangerschaft so geheim halten konnte. Sie ist schließlich berühmt genug, um auch draußen von Paparazzi erkannt zu werden. Wir müssen unbedingt erfahren, was es mit diesem Kind auf sich hat..." Er trat nach draußen, um das Kind im Maxi-Cosi aufzuheben und nach drin zu tragen. Mir fielen sofort die braunen Augen auf, mit denen das kleine Baby mich starr fixierte. "...und wir sollten Babynahrung kaufen gehen. Wir brauchen auf jeden Fall das Pulverzeug, um das Kind zu versorgen. Und Windeln. Viele Windeln."

Egal, wie verquer diese Situation auch war, ich fand ihn so unglaublich attraktiv, wie er plante, sich um das Kind zu kümmern und der leise Wunsch nach einem eigenen Kind kam auf.

"Wir können schnell zum Walmart fahren und dort alles besorgen." meinte ich und zuckte mit den Schultern.

"Okay. Geh schon mal ins Auto, ich sag Seb Bescheid. Wir nehmen das Kind mit, ich glaube nicht, dass die beiden es jetzt brauchen können. Sie werden viel zu bereden haben."

Ich nickte und küsste ihn kurz, bevor ich mir die Autoschlüssel schnappte und raus zu Chris' Auto lief, der Maxi-Cosi in der rechten Hand. Am Auto angekommen öffnete ich die Hintertür und schnallte den Maxi-Cosi ordnungsgemäß fest, bevor ich die Tür zu schlug und mich auf die Fahrerseite pflanzte. Ich hatte meine Führerscheinprüfung vor ein paar Wochen mit Bravour bestanden und so war auch ich endlich kompetent genug, ein Auto zu fahren. Chris kam kurz darauf ebenfalls nach draußen und reichte mir Cap und Sonnenbrille, die ich völlig drin vergessen hatte.

"Und wenn uns die Presse mit dem Kind sieht?" fragte ich unsicher und nahm seine Hand, nachdem ich ausgeparkt hatte.

"Dann stellen wir in einem Interview oder einem Statement via Social Media die ganze Sache richtig: dass das nicht unser Kind ist, sondern dass wir nur darauf aufpassen." Er lächelte mich an und strich mir sanft über den Handrücken. "Aber sieh es positiv, dass wir jetzt das Kind haben zeigt uns, ob wir schon bereit für ein Kind sind oder nicht."

Ich schaute verwirrt zu ihm rüber.

"Sollten wir nicht zuerst die Hochzeit planen, bevor wir an Kinder denken?"

Er lachte leise auf und verschloss seine Finger in meine, als ich auf den Walmartparkplatz abbog und einen freien Parkplatz suchte.

"Manche Dinge lassen sich manchmal einfach nicht planen, Schatz."

Er ließ meine Hand los, als ich einparkte und als ich den Wagen abgeschaltet hatte, stieg er aus und holte einen Wagen, während ich das Kind nahm und ihm folgte, nachdem ich ich das Auto abgeschlossen hatte und stellte den Maxi-Cosi bei Chris in den Einkaufswagen. Wir betraten den Walmart, der zu dieser Uhrzeit beruhigend leer war und steuerten direkt auf die Babyabteilung zu, in der wir Stillmilch, Babywindeln und ein paar Klamotten einsammelten und an der Kasse bezahlten. Die Kassiererin war so desinteressiert, dass sie nicht bemerkte, wer da vor ihr stand und hoffte, nicht erkannt zu werden. Wir rannten schon fast aus dem Markt und brachten das Zeug ins Auto. Chris brachte noch den Wagen weg, während ich das Baby festschnallte und das Auto startete.

"Ich hab mir ein paar Namen für den kleinen überlegt. Margosh hat uns keinen Namen genannt, also..." fing ich an, als Chris im Auto saß und ich auf die Hauptstraße abbog und mit meiner freien Hand wild gestikulierte.

"Lass das Seb entscheiden, falls es wirklich sein Sohn ist." meinte er mit sanfter Stimme und ich hörte, dass er schmunzelte.

"Wir müssen ihn trotzdem irgendwie nennen, bis wir Klarheit haben. Wir können ihn ja nicht die ganze Zeit mit 'das Baby' ansprechen."

"Ich weiß." murmelte er mit leiser Stimme und schaute aus dem Beifahrerfenster, unglücklich über die Ganze Situation. Wir schwiegen die restliche Fahrt, denn keiner wusste so wirklich, was in solchen Momenten zu tun oder zu sagen sei. Ich überlegte weiterhin und rechnete hin und her, ob Margosh wirklich die Wahrheit gesagt hatte. Vertieft in meine Rechnungen hätte ich fast unsere Einfahrt verpasst, merkte es jedoch noch früh genug, denn der Kleine fing an zu schreien.

"Ich geh und kümmere mich um den kleinen, schau du nach deinem besten Freund und Julie." meinte ich, als ich den Maxi-Cosi nahm und nach drin trug, Chris hinter mir mit den Einkäufen. Er stellte sie ab und verschwand im Gang zum Gästezimmer, während ich den kleinen Mann aus dem Maxi-Cosi nahm und sanft auf meinem Arm anfing, hin und her zu wiegen und leise ein deutsches Schlaflied summte, da ich keine englischen kannte. Nebenher nahm ich das Pulver für die Stillmilch raus und setzte Milch auf, während mir der Kleine weiter ins Ohr brüllte. Langsam rührte ich die Milch an und gab das Pulver hinzu, bevor ich einige Minuten wartete, um die Flüssigkeit daraufhin in die Stillflasche zu schütten. Während ich wartete, dass es abkühlte, wiegte ich den Kleinen weiterhin auf meinem Arm, 'Schlaf, Kindlein, schlaf' nebenher summend. Als die Milch kühl genug war setzte ich mich aufs Sofa und legte den Kleinen so hin, dass ich ihn mit einer Hand halten und mit der anderen füttern konnte. Ich hielt ihm die Flasche vor den Mund und er fing an daran zu nuckeln. Sein Weinen verebbte und genüsslich trank er die Milch, als ich laute Stimmen aus dem Gästezimmerflur hörte. Ich fing an lauter zu singen, damit der Kleine so wenig wie möglich von dem Streit mitbekam. Schließlich war die Flasche leer und von meiner Zeit, als meine kleine Schwester noch ein Baby war, wusste ich, dass das Kind noch ein 'Bäuerchen' machen musste, damit es keine Bauchschmerzen von der geschluckten Luft bekam. So legte ich den Kleinen (ich nannte ihn im Kopf schon Sam), über meine Schulter und tätschelte ihm sanft den Rücken, bis er leise rülpste und dann auf meiner Schulter langsam immer wieder weg nickte, als er schließlich eingeschlafen war, legte ich ihn zurück in den Maxi-Cosi und streichelte Dodger, der mich und das Kind die ganze Zeit aufmerksam verfolgt hatte.

"Na mein Großer? Du weißt auch nicht so genau, was los ist, was?" Seine dunklen Augen fixierten mich und er legte den Kopf schief, als wüsste er sich auch nicht so recht zu helfen. "Hoffentlich wendet sich alles zum Guten..." murmelte ich, als Chris und Seb den Gang runterliefen, Julie versetzt hinter den beiden.

Love Is All You NeedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt