Ein Tag in Stuttgart

471 30 6
                                    

Jenny Pov

Mir war nicht wohl dabei, Julie zurück zu lassen, jetzt, wo sie verletzt war, doch andererseits gefiel es mir, Zeit mit Chris verbringen zu können, vor allem Zeit mit ihm alleine, auch wenn ich mich dazu entschieden hatte, mit ihm zu kommen wusste ich nicht, wie viele solche ruhigen Momente ich noch mit ihm haben würde. Deswegen hatte ich beschlossen, mit ihm ein wenig durch die Einkaufsstraße zum Fernsehturm bis zu meiner Lieblingsbar zu laufen, auf dem man sich auf der Terrasse eine Liege Mieten konnte um den Sonnenuntergang zu genießen.

Ich wartete unten auf ihn, während ich Jules noch bemitleidete, weil sie jetzt auf der Couch saß, Seb an ihrer Seite und ich musterte die beiden. Sie wären ja schon ein ideales Paar, und träumen durfte man ja wohl. Als Chris die Treppe runterkam, verschlug es mir den Atem. Er trug eine verspiegelte Sonnenbrille und eine schwarze Cap, auf dem das Logo der New England Patriots zu sehen war. Erstaunt war er jedoch, als ich ein passendes T-Shirt dazu an hatte, auf das sein Blick direkt fiel.

"Du bist ein Patriots-Fan?" war seine erstaunte Frage gewesen.

"Schon immer gewesen!" lachte ich.

"Das macht dich mir noch sympathischer." meinte er grinsend, bevor ich aufgestanden war und zu ihm lief, damit wir uns in Richtung Innenstadt aufmachen konnten. Er hatte meine Hand genommen und gelächelt und ich konnte die Schmetterlinge in meinem Bauch gar nicht mehr bändigen. Dazu konnte ich noch Julias skeptischen Blick in meinem Rücken spüren, die überhaupt nicht überzeugt davon war, dass ich ihm direkt so nahe war. Sie hatte Angst, dass ich mich an ihm verlieren würde, wie es mir in jüngeren Jahren schon passiert war, aber ich hatte das im Griff, zumindest hoffte ich das.

So liefen wir in Richtung Milaneo, dem großen Einkaufscenter in Stuttgart, da ich mir noch einige Sachen besorgen wollte, bevor ich nach Amerika flog. Chris nahm seinen Blick selten von mir und ich genoss die Aufmerksamkeit, die er mir gab, weil ich sie mir nicht teilen musste, und ich umschloss seine Hand ein wenig fester, um zu sichern, dass ich sie nicht verlieren würde.

"Du Chris?" murmelte ich auf halber Strecke.

"Ja, Jenny?" antwortete er mir lächelnd.

"Ich hab jetzt ziemlich überstürzt zugesagt, dass ich mit nach Amerika komme, aber ich weiß noch nicht mal wo ich wohne--"

Bevor ich meinen Satz beenden konnte, fiel er mir ins Wort.

"Du kommst natürlich mit zu mir, ich hab genug Platz. Das Haus ist sowieso viel zu riesig für mich allein." meinte er lächelnd und drückte sanft kurz meine Hand. Unsicher lächelte ich zurück und blieb kurz stehen.

"Es ist nicht nur das. Einkommen, Möbel, Führerschein, Staatsbürgerschaft beantragen, schließlich bin ich dort geboren, das hab ich alles nicht bedacht. In Deutschland leben ist relativ einfach, aber was ist, wenn mir in Amerika was passiert und ich ins Krankenhaus muss, das kann ich doch niemals bezahlen."

Er lächelte weiterhin und zog mich an sich, um meinen Kopf sanft an seine Brust zu drücken.

"Zerbrich dir deinen schönen Kopf nicht darüber, dafür hast du mich. Jobs finden ist recht einfach, vor allem mit deinem Hintergrund, dass du deutsche Berufserfahrung hast. Möbel stehen genug in meiner Wohnung, Führerschein machen in Amerika ist nicht schwierig und da du den Deutschen auch hast, sollte das ein Klacks für dich sein, die Staatsbürgerschaft ist schnell beantragt, weil du, wie du schon gesagt hast, dort geboren bist und ich hab das Geld für eine Arztbehandlung, falls du das vergessen haben solltest."

Er drückte mir einen Kuss in meine Haare und ich war erst etwas verwirrt von der Geste, was aber schnell von einem Kribbeln an genau der Stelle abgelöst wurde.

Love Is All You NeedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt