Kapitel 18

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Ich sehe ihn an, er sieht mich an und kommt mir dabei immer näher. Während dessen fixiere ich seine Augen, mein Hirn ist anscheinend nicht mehr vorhanden. Näher. Noch näher. Schließlich lehnt seine Stirn an der Meinen. „Entscheide dich.“, sagt er. „Nicht wenn du dich nicht entscheidest.“ Mein Blick wandert zu seinem Mund. „Was soll ich entscheiden?“, fragt er. Wieder schaue ich ihm in die Augen. „Magst du mich wirklich oder tust du nur so?“ „Sag du es mir.“ Wie soll ich ihm sagen ob er mich mag oder nicht? „Weiß nicht.“, sage ich deshalb. „Ich auch nicht.“, sagt er. „Lass es uns herausfinden.“ Er kommt mir immer näher, unsere Nasen berühren sich. Was zum Teufel mache ich hier eigentlich?! Was zum Teufel macht mein Herz hier eigentlich?! Wieso pocht es so sehr?! Und wo ist mein Hirn geblieben?! Dann spüre ich seinen Atem, seine Lippen streifen Meine…doch dann drehe ich meinen Kopf weg. Wieder spüre ich, wie ich rot anlaufe , deshalb richte ich meinen Blick starr geradeaus auf den Boden. „Was ist?“, fragt Ryan. „Ich bin einfach dumm!“, antworte ich und stütze meinen Kopf in meine Hände. Dann spüre ich seine Hand auf meinem Rücken. „Wieso?“ Ich komme mir plötzlich total falsch und doof vor, wie konnte ich ihn nur fast küssen? Er hat gesagt, dass er mich verarscht hat! Dass er mich nicht leiden kann! „Weil du eben noch gesagt hast wie leicht ich zu beeinflussen bin und dass du mich gar nicht magst.“ „Vielleicht habe ich auch nur geblufft.“ „Aber vielleicht hast du auch die Wahrheit gesagt.“ „Ich kenne die Wahrheit“, sagt er und lacht leise. „Schön für dich!“, entgegne ich. „Wir reden morgen, okay? Wäre echt toll, wenn du dann ehrlich wärst.“ Langsam stehe ich auf und tapse auf den  Flur und in mein Zimmer. Maddy und Lauren liegen beide schon in ihren Betten. Ich nehme mir meine Schlafsachen und gehe ins Bad um mich Bett fertig zu machen.

Ich liege lange wach in dieser Nacht, zu viel ist passiert in den letzten Stunden. Meine Gedanken fahren Achterbahn. Hat Blake mich etwa angelogen? Wenn er das getan hat und Ryan die Wahrheit gesagt hat…dann mag er mich wirklich nicht. Aber wenn Blake nicht gelogen hat, dann hat Ryan Schwachsinn erzählt und dann mag er mich ja vielleicht doch…

Meine Gedanken drehen sich im Kreis, wieso ist es mir so wichtig, ob er mich mag oder nicht? Es sollte mir egal sein! Ich sollte mich verdammt nochmal auf Wichtigeres konzentrieren! Ich spüre, dass sich die Matratze bewegt und Lauren zufrieden seufzt. Sie schläft schon lange, Maddy auch. Ich schaue auf mein Handy. 01:36 Uhr. Na toll, morgen muss ich früh aufstehen! Auf den Schlaf warte ich leider vergebens, irgendwann stehe ich auf und schleiche zur Garderobe. Ich nehme mir eine Sweatshirtjacke und schlüpfe in meine Schuhe, dann schließe ich langsam die Tür auf und gehe leise durch den Flur und die Treppe runter durch die Lobby. Die Eingangstüren sind wirklich noch offen, also gehe ich raus und hole tief Luft. Als wir zum Strand gegangen sind habe ich eine Bank nicht weit von hier gesehen. Deshalb laufe ich den Weg entlang durch die Dunkelheit. Die Nacht ist ruhig, ich höre nichts außer dem leisen Zirpen der Grillen.

Da! Endlich sehe ich die Bank. Ich setze mich hin und ziehe die Beine an meine Brust. Es ist kühl aber nicht wirklich unangenehm. Ich sitze eine gefühlte Ewigkeit so da und starre ins Nichts, als ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter spüre. Ich schrecke hoch und fahre herum. „Tschuldigung, ich wollte dich wirklich nicht erschrecken.“ Ema. „Kein Problem…Kannst du auch nicht schlafen?“, frage ich sie. Sie schüttelt den Kopf. „Ich muss zu viel nachdenken. Die Sache mit Jonah…“ „Ich verstehe schon.“, unterbreche ich sie. Dann klopfe ich einladend neben mich auf die Bank und sie setzt sich. Beide starren wir geradeaus. Ich spüre wie meine Lider langsam schwer werden. Es ist schön mit Ema zu schweigen, es ist schon lustig, dass ich mich plötzlich mit Allen so gut verstehe. Naja, nicht mit Allen, es schien nur so. Verdammt, meine Gedanken driften schon wieder in Richtung Ryan. Dann höre ich ein leises Schluchzen. „Ema?“ Sie sieht mich nicht an. „Ema, weinst du?“  Ein Schniefen, das reicht als Antwort. Ich ziehe sie ein Stückchen an mich ran und nehme sie in den Arm.

Eine ganze Weile sitzen wir so da, dann löst sie sich langsam von mir. In der Dunkelheit sehe ich, dass sie mir ein leichtes Lächeln schenkt. „Warum verstehen wir uns eigentlich erst jetzt so gut?“, fragt sie und schnieft. „Keine Ahnung…“, gestehe ich und lache. „Was ist eigentlich mit dir, Emily? Warum kannst du nicht schlafen?“ Ich denke  kurz nach. Soll ich es ihr erzählen? Vor Lauren, vor meiner besten Freundin? Ja. „Du musst es aber für dich behalten.“

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Als ich aufwache pfeift mir der Wind um die Ohren. Und es ist hell. Sehr hell. Ich weiß nicht sofort wo ich bin, aber als ich Ema neben mir liegen sehe, wird mir bewusst, dass wir die Nacht wohl auf der Bank verbracht haben. Das wiederrum erklärt auch meine extremen Nackenschmerzen. „Ema!“, ich rüttele sanft an ihren Schultern. „Ema!“  Langsam öffnet sie die Augen und blinzelt. Dann setzt sie sich auf und guckt sich um. „Wir haben nicht wirklich auf einer Bank gepennt!“, lacht sie. „Doch!“, ich stimme in ihr Lachen ein. Leider haben wir Beide keine Ahnung wie spät es ist, deshalb laufen wir schnell zurück in Richtung Hotel. Die Kälte sitzt uns in den Knochen.

Ich hatte Ema erzählt was mich so belastet, die Situation mit Blake und Ryan war einfach zu viel für mich. Sie hatte mir verständnisvoll zugehört und hier und da eine Frage gestellt und versucht mir zu helfen. Sie meinte, dass ich mit Beiden noch einmal reden solle, damit hat sie natürlich absolut Recht! Irgendwann sind wir dann wohl einfach eingeschlafen, auch wenn wir Beide nur sehr wenig und auch nicht erholsam geschlafen haben.

Schließlich betreten wir die Lobby, wo uns Simon entgegen kommt. „Alter! Wo wart ihr denn die ganze Zeit? Miss Muriel ist fast ausgerastet!“ Ema und ich schauen uns an. Scheiße! „Wo ist sie?“, fragen wir fast gleichzeitig und Simon deutet in Richtung Essenssaal. „Sie sucht euch, viel Spaß, das wird sicher lustig!“ Er grinst uns ironisch an und wir laufen auf den Essenssaal zu, ab in die Höhle des Löwen!

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„Ema! Emily! Als Strafe müsst ihr nach den nächsten Mahlzeiten in der Küche helfen!“ Wie zu erwarten war Miss Muriel nicht sonderlich erfreut über unseren nächtlichen Ausflug.   „Muss das sein?“, protestiert Ema und Miss Muriel nickt. „Seid froh, dass ich euch nur den Abwasch aufbrumme, ich könnte noch viel schlimmere Strafen über euch verhängen. Außerdem ist das Personal hier so nett, sie freuen sich sicher über zwei motivierte und engagierte Mädchen.“ Für sie ist die Diskussion beendet.

Wir laufen die Treppen hinauf in unsere Zimmer. Erst mal duschen! Empfangen werde ich von meinen Zimmerkameradinnen und auch ihnen muss ich erzählen wo ich die Nacht verbracht habe. Den Grund verrate ich allerdings nicht.

Das warme Wasser prasselt auf meinen Rücken und lässt den letzten Rest des Kältegefühls verschwinden. Der Mango-Duft meines Duschgels hält was er verspricht und bringt ein belebendes Gefühl.

Kaum habe ich mich wieder angezogen und meine Haare zur Seite geflochten, klopft es an unserer Zimmertür. Ich öffne und er steht vor mir. „Emily, können wir jetzt reden?“

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Überraschuuuung :D

Habe es geschafft heute schon ein Kapitel fertig zu schreiben, ich hoffe ihr freut euch ein kleines bisschen :)

Vielen Dank für all euer Feedback, i luuv youu, ihr seid toll! :)

Bad Boy Made For Lovin' You Baby?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt