Kapitel 76

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Mittlerweile ist es fast sechs Uhr. Ryan und ich haben die Umgebung bereits ein wenig erkundet und haben uns Wasser und kleine Snacks zum Mitnehmen im Supermarkt um die Ecke gekauft. Nun sind wir zurück im Hotel und sitzen auf dem Bett. Ich schreibe meiner Mam eine Sms und bestätige so, dass wir gut angekommen sind. Gerade will ich meine Mails checken, als Ryan mir das Handy aus der Hand nimmt und zur Seite legt. Ich schaue ihn fragend an, doch er lächelt nur vor sich hin und küsst mich auf die Stirn. „Was ist denn mit dir los?“, will ich wissen. „Was soll los sein?“, stellt er sich doof und steht dann auf. „Ich geh jetzt duschen. Willst du mitkommen?“ Ich verdrehe die Augen. „Das ist ernst gemeint.“, schiebt er hinterher. „Ryan!“, brumme ich und ziehe das a dabei schön in die Länge. „Wieso denn nicht Prinzessin?“ Und da ist er wieder, der Dackelblick. „Ich will halt einfach nicht.“ „Dir ist es peinlich.“, stellt Ryan fest und wirkt dabei schon fast traurig. „Ich bin dein Freund, vor mir brauch dir so ziemlich gar nichts peinlich sein und erst recht nicht sowas.“ „Aber“, setze ich zum Erklärungsversuch an, naja, eigentlich eher zu einer Rechtfertigung, „du hattest schon so viele Mädchen und die hatten bestimmt alle größere Brüste und voluminösere Hintern als ich. Die Hälfte von denen hat bestimmt in XS Klamotten reingepasst, waren gebräunt und hatten kein Gramm Speck.“ Ryan kommt auf mich zu, nimmt meine Hand und zieht mich hoch, sodass ich vor ihm stehe. „Weißt du was? Keine von denen hatte so tolle Augen wie du, keine hatte so einen wundervollen Charakter und für mich bist du perfekt. Wenn ich dich sehe, dann sehe ich nichts von Speck und du bist wunderschön so wie du bist! Versprich mir, dass du dir nie mehr einredest, dass du nicht gut genug bist für mich, das ist nämlich kompletter Blödsinn.“ Ich schaue beschämt zu Boden. Ryan gibt mir einen kurzen Kuss auf den Scheitel und geht dann ins Badezimmer. Ich stehe immernoch im Zimmer und merke erst jetzt, dass ich vor lauter Nervosität meinen Nagellack abgerissen habe.  

Ich greife nach meinem Handy und spiele so lange damit herum, bis Ryan wieder ins Zimmer kommt. Außer einem Handtuch, welches er um die Hüfte geschlungen hat, trägt er nichts. Wie immer wenn er kein T-Shirt trägt glotze ich auf seinen trainierten Bauch, reiße meinen Blick aber schnell wieder los, weil mir bewusst wird, dass Ryan mein Starren ganz sicher bemerkt hat. „Ich geh jetzt auch duschen.“, murmele ich und drücke mich an ihm vorbei ins Bad. Die Tür ziehe ich hinter mir zu und drehe den Schlüssel um. Dann stelle ich mich vor den Spiegel, gucke das Mädchen darin an und ärgere mich über ihren nicht vorhandenen Mut.

Unter der Dusche frage ich mich immernoch, warum ich mich eigentlich so anstelle. Normalerweise zweifele ich nicht an mir selbst, aber wenn es darum geht, dass mich jemand nackt sieht, dann ist irgendwie Schluss. Aber das war auch schon als kleines Kind im Schwimmbad so. Ich wasche meine Haare und nehme dann meinen Rasierer zur Hand. Wie könnte es anders sein, schneide ich mich am Bein und stelle dann fest, dass ich keine Pflaster dabei habe. Ich wickele mich also in Handtücher ein und gehe wieder zu Ryan ins Zimmer. „Hast du Pflaster dabei?“, will ich wissen. „Ich glaube meine Mutter hat mir sogar welche in den Koffer geschmissen.“, grinst er und beginnt mit der Suche. „Deine Mutter hat deinen Koffer gepackt?“, frage ich und verkneife mir ein Lachen. „Nein, sie hat mir nur so eine kleine Reiseapotheke oder wie das heißt eingepackt. Den Rest habe ich selbst gemacht, so groß bin ich dann doch schon.“ Er zieht ein kleines rotes Täschchen aus seinem Koffer. Als er es öffnet fängt er an zu Grinsen und hält mir eine kleine Schachtel und die Nase, was er mit  den Worten „meine liebe Mutter“ kommentiert. Ich erkenne sofort, dass es sich um Kondome handelt. Mit schnörkeliger Handschrift steht etwas darauf geschrieben: ,Viel ,Spaß‘ im Urlaub, ihr Beiden! :)‘ Ryan schüttelt den Kopf. „Als ob ich Kondome vergessen würde…“ Mein Kopf ist wahrscheinlich wieder ziemlich rot, aber das macht mir nichts.

Schließlich zieht Ryan dann doch ein Pflaster aus dem Täschchen und hält es mir hin. Ich stelle jedoch nur mein rechtes Bein auf das Bett und grinse ihn an. Er versteht und klebt es auf den Schnitt. In dem Moment knurrt mein Magen. „Wie viel Uhr ist es?“, will ich wissen. „Halb acht, Zeit zum Essen gehen, würde ich sagen.“ „Ich bin aber noch nicht fertig.“, grinse ich und gehe wieder ins Bad, um mir die Haare zu föhnen und mich ein bisschen zu schminken. Dann ziehe ich mir eine dunkelblaue Bluse und einen gleichfarbigen Rock an, dazu beige Sandaletten. Ryan trägt ein weißes Hemd und eine Jeans. Wir verlassen das Hotel. „Wohin gehen wir eigentlich?“, frage ich. „Hab mich zuhause schon schlau gemacht.“, meint Ryan nur und greift nach meiner Hand. Wir steigen in ein Taxi ein, welches vor dem Hotel steht und Ryan nennt dem Fahrer eine Adresse.

Bad Boy Made For Lovin' You Baby?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt