Kapitel 36

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Als ich die Augen aufschlage, scheinen schon die ersten Sonnenstrahlen ins Zimmer. Ich strecke mich kurz und bemerke, wie unbequem ich die ganze Zeit gelegen habe, mit dem Nacken auf Blakes Arm, kein Wunder, dass mir jetzt Schultern und Hals wehtun. Ich drehe mich also einmal komplett im Bett rum und bemerke erst dann, dass Blake bereits wach ist und mich anstarrt.

„Morgen!“, sagt er. „Gut geschlafen?“ „Ja, wie immer!“, antworte ich und setze mich auf. „Ich geh duschen, okay?“ Blake nickt. Irgendwie ist die Situation gerade komisch. Ich stehe auf und tappe ins Bad. Dort hole ich mir ein Handtuch aus dem Regal und hüpfe unter die Dusche. Während der kalte Wasserstrahl auf mich prasselt, ja, ich dusche gerne kalt, denke ich darüber nach, ob es richtig war, was ich, was wir, gestern getan haben. Vielleicht haben wir viel ruiniert, ganz sicher sogar. Aber eventuell kann jetzt auch Neues entstehen…Das werden wir mit der Zeit sehen.

Nach dem Duschen trockne ich mich ab und ziehe nochmal das von gestern Abend an, frische Sachen habe ich ja nicht dabei, weil die ganze Aktion recht spontan war.

Als ich aus dem Bad komme ist Blake nicht mehr im Bett, ich finde ihn an seiner kleinen Küchenzeile stehen. „Was machst du?“, will ich wissen und schon wieder fühle ich mich komisch. „Rührei.“, antwortet er. Wortlos hole ich Teller und Besteck, sowie Gläser und Getränke und decke den Tisch.  Die ganze Situation ist merkwürdig! „Es war falsch, oder?“, fragt Blake dann, als ob er meine Gedanken lesen könnte. Ich zucke mit den Schultern. „Weiß ich nicht.“, antworte ich wahrheitsgemäß.

„Gib mir mal die Teller.“, bittet er und ich reiche sie ihm. Er verteilt das Ei und setzt sich dann mir gegenüber an den Tisch. „Es tut mir leid.“, sagt er dann. „Dir muss nichts leidtun.“, weise ich die Entschuldigung ab. „Nein, es ist alles meine Schuld!“, beharrt Blake, „wenn ich gestern meine verdammte Fresse gehalten habe, dann wäre das nicht passiert, dann wäre jetzt alles so wie immer!“ Ich schiebe mir etwas von dem Rührei in den Mund. „So ist es jetzt nun mal und wir sind ja immernoch die Gleichen. Komm schon, Blaky, wir kennen uns schon so lange ich denken kann!“, sage ich dann, als ich geschluckt habe. Er nickt leicht. „Aber du merkst es doch genauso wie ich, jetzt ist alles anders und ich verdammter Trottel bin dran schuld!“ „Hör jetzt auf!“, verlange ich, „es ist jetzt so und wir schaffen das schon! Wir sind das Dreamteam! Blake und Emily, die Unbesiegbaren, wie früher!“ Er schüttelt leicht den Kopf. Langsam geht mir das Gespräch hier echt zu nahe. Will er mir gerade weis machen, dass diese Freundschaft nicht mehr bestehen kann? Dass es kein ,Wir‘ mehr gibt? Eine einzelne Träne kullert mir die Wange hinunter. „Ist das jetzt dein Ernst?“, versuche ich es nochmal. Er nickt. „Emily, du weißt genauso gut wie ich, dass es nie mehr so sein wird wie vorher.“ Ich kann mich nicht mehr halten, die Tränen fließen. In mir machen sich Verzweiflung, Hilflosigkeit und Wut breit. Ich stehe auf und stütze mich mit den Händen auf den Tisch. „Nenn mich nicht Emily!“ Blake senkt den Blick. „Nenn mich verdammt nochmal nicht Emily! Blake, das war ein Kuss, EINER, mehr nicht! Willst du jetzt alles hinschmeißen, wegen diesen beschissenen drei Minuten, wegen diesem winzigen Moment, willst du all die Jahre hinter dir lassen?!“ „Wer spricht denn hier von wollen?!“, Blake steht jetzt auch auf. „Denkst du ich hab mir das ausgesucht?“  Ich sehe, dass auch er wässrige Augen bekommt. „Blaky, ich kann nicht ohne dich!“, setze ich erneut an, „ich KANN einfach nicht! Du weißt alles über mich, niemand auf der Welt bedeutet mir so viel wie du!“ Er antwortet nicht. „Weißt du was?!“, brülle ich, „wenn dir das alles so egal ist, dann…dann…“ Ich schnappe mir meine Sachen, ich bin schneller aus der Wohnung draußen als ich es realisieren kann.

Verloren und verzweifelt durchquere ich die Straßen des Viertels, ich will nicht nach Hause. Meinen Orientierungssinn habe ich auf dem Weg wohl verloren, ist nicht schlimm, durch die verheulten Augen sehe ich sowieso nicht wo ich hinlaufe. Nach einer gefühlten Ewigkeit bleibe ich stehen, irgendwie habe ich es bis über den Stadtrand hinaus geschafft und bin an einem See angekommen. Ich lasse mich auf einen Stein sinken und stütze meinen Kopf in meinen Händen. Das soll es jetzt gewesen sein? The end? Vorbei? Ich kann es nicht fassen.

Bad Boy Made For Lovin' You Baby?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt