Kapitel 1

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[ELENA]

Müde schlenderte ich durch die Straßen Berlins. Ich sah in die Schaufenster der Läden und zog den Reißverschluss meiner Jacke weiter zu, denn der Wind war eisig. Ich ging weiter und beobachtete verstohlen die Menschen, die mit gesenktem Kopf an mir vorbei hasteten.
Mein Atem bildete kleine Wölkchen, so kalt war es mittlerweile, obwohl es erst November war. Doch ich mochte die Kälte. Meine Freunde hatten meinen Traum, einmal in den Norden zu ziehen, immer belächelt, während sie ihre Sommer am Mittelmeer verbrachten und sich am Strand von der Sonne bräunen ließen. Manche Menschen waren einfach nicht für die Hitze gemacht und genau zu denen zählte ich. Das kalte Wetter inspirierte mich zu neuen Ideen für das Verfassen meiner Bücher. Ich war hauptberuflich Autorin, arbeitete aber nebenbei noch als Sekretärin und für die Zeitung. Irgendwie musste man seinen Lebensunterhalt ja finanzieren.

In dem nächsten Schaufenster stand ein Spiegel, in den ich hineinsah. Meines Erachtens sah ich ziemlich normal aus. Braune Haare, grüne Augen, schlanke Figur. Ich war ungeschminkt, wie eigentlich immer. Ich hatte weder die Zeit, noch die Lust mich morgens aufzuraffen und zu schminken, doch bewunderte ich heimlich, wie gut einige Frauen und Männer in diesem Bereich waren.
Dann lief ich weiter, bis ich an meinem Lieblingscafé ankam und die Tür aufdrückte. Warme Luft schlug mir entgegen und ich seufzte erleichtert auf. Ich sah mich nach einem freien Tisch um und setzte mich. Luis, der Kellner, erkannte mich und kam lächelnd auf mich zu. "Elena, wie jeden Freitag pünktlich!", begrüßte er mich gut gelaunt. Tatsächlich gönnte ich mir jeden Freitag nach der Arbeit einen Cappuccino in diesem Café und quatschte gerne mit Luis. "Das Übliche?", fragte er und ich grinste. "Das Übliche", bestätigte ich und Luis ging wieder. Erst als ich mich seufzend zurücklehnte, sah ich mich ein wenig um und musterte unauffällig die anderen Cafébesucher. Und da fiel mir ein blonder, großer Mann am Nachbartisch auf. Natürlich erkannte ich ihn, es war Samu Haber von Sunrise Avenue. Ich hörte hin und wieder seine Musik ganz gerne, aber ansonsten interessierte ich mich nicht für Stars. Er saß gegenüber einer Frau, doch sie hatte mir den Rücken zugewandt. Ich saß genau so, dass ich Samu ins Gesicht sehen konnte, doch ich wollte es nicht einmal. Ich fand die Menschen, die einfach Bilder von Stars machten völlig unverschämt, immerhin hatten diese auch ein Privatleben und gehörten nicht der Öffentlichkeit. Ich wusste rein gar nichts über Samu, nur dass er aus Finnland kam und eben der Sänger von Sunrise Avenue war. Wie gesagt interessierte ich mich halt einfach nicht für das Privatleben irgendwelcher wildfremden Leute. Luis kam nach kurzer Zeit mit dem heiß ersehnten Cappuccino und stellte ihn mir auf den Tisch. Ich bedankte mich und er verschwand wieder, um weitere Bestellungen aufzunehmen.

Ich genoss das Gefühl, als der heiße Cappuccino meine Speiseröhre runterlief und mich so von Innen wärmte. Ich sah verträumt nach draußen und hatte meine klammen Finger um die Tasse geschlungen. Da fielen mir einige Menschen auf, die wie verrückt durch das Fenster gafften und unverschämt auffällig auf Samu zeigten. Im nächsten Moment betrat ein Mann den Raum, sah sich suchend um und kam dann mit schnellen Schritten auf mich zu. Er setzte sich mir gegenüber und saß so mit dem Rücken zu Samu. Als er dann den Mund aufmachte und mir auf Englisch eine Frage stellte, dachte ich nicht richtig gehört zu haben.

You can never be ready (Samu Haber FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt