Kapitel 6

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[SAMU]

Ich stieg ebenfalls aus und ging zu meinem Haus. Ich schloss die Tür auf und fiel müde auf die Couch. Das Konzert war gelungen und Elena hatte es auch gefallen, also war ja alles gut. Doch tief in meinem Inneren war nichts gut. Ich schloss die Augen und atmete einmal tief ein.

-Rückblende-

Nervös ging ich in der Wohnung auf und ab. Ich hatte mir alle Worte zurechtgelegt, doch jetzt wo sie gleich kommen sollte war mein Kopf wie leergefegt. Verzweifelt fuhr ich mir durch die Haare. Dann ging ich zum Fenster und sah ein Auto die Straße hochfahren. Mein Herz rutschte mir in die Hose, shit sie war gleich da. Da hielt der Wagen auch schon an und sie stieg aus. Mein Blick wanderte einmal zu Elenas Haus und ich entdeckte sie am Fenster, unsere Blicke trafen sich kurz, ehe mich das Geräusch der Klingel zusammenfahren ließ. Ich hastete zur Tür und öffnete diese. Etel stand da und lächelte mich an. Ich zwang mich zu einem Lächeln und lotste sie ins Haus, während ich die Tür schloss. "Hier wohnst du jetzt also", sagte sie, natürlich auf Finnisch, und sah sich neugierig um. "In Deutschland zumindest. Meine Heimat ist nach wie vor Helsinki", sagte ich und folgte ihr mit dem Blick. Sie betrachtete meine Einrichtung und nickte dann. "Schön", war ihr einziger Kommentar. Noch etwas nervös setzte ich mich auf die Couch. Meine innere Stimme schrie, dass alles falsch war, doch ich traute mich einfach nicht. Ich war feige! Ich schloss kurz die Augen, ordnete meine Gedanken. Etel lenkte mich aber sogleich wieder ab und wir unterhielten uns, bis sie mich küssen wollte. Ich drückte sie sanft aber bestimmt weg. "Ich muss dir was sagen", begann ich mit seltsam kratziger Stimme. "Ich kann das nicht mehr" Etel sah mich mit großen Augen an. "Ich- Ich liebe dich nicht mehr", sagte ich dann und fürchtete mich vor ihrer Reaktion. "Hast du etwa eine Neue?", fragte sie leise. Ich blinzelte verwirrt und horchte dann in mich hinein. Doch da war - nichts. "Nein, ich liebe in der Hinsicht nichts und niemanden, wenn ich ehrlich bin", gestand ich. Und ich meinte es völlig ernst. Man musste ja nicht immer verliebt sein und so ging es mir gerade. Etel schluckte und nickte. Sie ging zur Tür und ich folgte ihr etwas bedröppelt. Sie öffnete die Tür und sah mich ein letztes Mal herausfordernd an. "Dann wars das wohl", sagte sie. Ich fuhr mir durch die Haare, doch ich nickte. "Gut. Lebe wohl", und damit verschwand sie.

-Ende Rückblende-

Ich liebte sie zwar nicht mehr und doch fühlte ich mich irgendwie leer. Und da musste ich an Vivi denken und da wieder dieser unerträgliche Herzschmerz, den ich mit Etel vergessen wollte. Sie hatte mich verlassen und war nun mit jemand anderes glücklich und so war es nunmal. Ich schluckte und spürte, wie  da wieder Tränen in mir hochstiegen. Verdammt, dieser Liebeskummer war schier unerträglich. Doch das Tattoo an meiner rechten Wade war da ja nicht umsonst. 》Boys do cry《

Wichtige Anmerkung:

Das Samu hier mit Etel Röhr Schluss gemacht hat ist (logischerweise) frei erfunden! Er war sieben Jahre mit Vivianne Raudsepp liiert, doch sie haben sie getrennt, für alle, die das nicht wussten. Es gibt schon seit August oder so Bilder, wo er Etel Röhr küsst, diese ist übrigens eine unbekannte, 25 Jährige Tänzerin. Ob sie noch zusammen sind weiß ich nicht, in dieser FF sind sie es jedenfalls nicht mehr😉

[ELENA]

Am nächsten Morgen war ich hundemüde und fühlte mich wie gerädert, doch mit einer kalten Dusche und einem Kaffee ging es mir gleich besser. Ich hatte mir frei genommen und musste erst morgen wieder zur Arbeit. Ich arbeite nämlich Dienstags, Mittwochs und Freitags, an den anderen Tagen schrieb ich meine Bücher und auch Kurzgeschichten für die Zeitung. Also setzte ich mich an meinen Laptop und tippte mit fliegenden Fingern eine Geschichte, die mir so gut gefiel, dass ich nur noch einmal kontrolllas, einige Ausdrucksweisen änderte und sie dann an die Redaktion sendete. Zufrieden stand ich auf und machte mir Essen. Es war gerade mal kurz nach zwölf, also hatte ich noch genug Zeit für einen ausgedehnten Spaziergang mit Sunny. Diese freute sich darüber und so schlenderten wir durch Berlin.
Als ich gerade in unsere Straße einbog und fast bei meiner Auffahrt war, entdeckte ich Samu, dessen Gesicht sich aufhellte, als er mich sah. Er kam mit wenigen, großen Schritten auf mich zu und begrüßte mich. "Ich wollte mich verabschieden", sagte er dann. "Verabschieden?", fragte ich und blinzelte verwirrt. Er nickte. "Ja, die Tour geht weiter. Aber diese ist im Dezember durch, da muss ich eh wieder in Berlin sein für the Voice", entgegnete er und ich nickte. Dann kramte er in seiner Tasche und zog etwas hervor. "Könntest du vielleicht in der Zeit meine Blumen gießen? Also nur wenn das geht versteht sich", fragte er dann etwas verlegen und wurde rot. Ich lachte und nahm den Schlüssel entgegen. Was in einer Beziehung als ein Meilenstein galt, war bei uns als Nachbarn praktisch völlig normal. "Klar doch! Viel Spaß!", sagte ich und dann umarmte ich ihn kurz. Nachdem er sich auch von Sunny verabschiedete ging er, allerdings nicht, ohne mir noch einmal zuzuwinken. Fast einwenig wehmütig sah ich ihm nach, er war wirklich nett und man musste ihn einfach mögen.

Zuhause angekommen kuschelte Sunny sich in ihr Körbchen und ich trank erstmal etwas. Da klingelte es plötzlich und verwirrt öffnete ich die Tür. Chloe stand dort und strahlte mich an. "Heyyy!", quietschte sie schon fast und ich runzelte verwirrt die Stirn. "Was ist denn jetzt los?", fragte ich, doch sie quetschte sich einfach an mir vorbei in das Haus. "Gut, dann komm halt rein", murmelte ich und schloss die Tür. Chloe strahlte mich an und hielt mir dann ihr Handy entgegen. "Guck mal!", strahlte sie euphorisch und ich sah auf das Display. Es war ein Selfie, von ihr und - Samu. "Wo hast du den denn aufgegabelt?", fragte ich. "Ich war auf dem Weg zur dir und zufällig war er da auch gerade", grinste sie und sah das Bild zufrieden an. Ich verdrehte lächelnd die Augen. Ich trank einen Schluck Wasser, verschluckte mich aber gleich, bei dem was Chloe als nächstes sagte. "Meinst du ich passe in sein Beutschema?" Ich hustete und röchelte krampfhaft nach Luft. "Meinst du das ernst!?", fragte ich ungläubig. "Du magst ihn doch nur, weil er berühmt ist" Chloe sah mich empört an. "Ich kenne ihn zwar nur aus Interviews, aber da ist er wie der perfekte Mann", sagte sie dann leise. Ich dachte nach. "Chloe, es tut mir ja leid, aber ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass er zu haben ist" Chloe blinzelte mich verwirrt an. "Wieso bist du dir da so sicher?", fragte sie. Ich biss mir auf die Zunge, denn ich hatte soeben seinen Damenbesuch indirekt verraten. "Keine Ahnung, ist nur so ein Gefühl" Chloe nickte nachdenklich. Offenbar hatte sie sich doch wirklich in ihn verknallt. Das gibt's ja nicht. Ich trank weiter und grübelte darüber, wie es wohl wäre, Samu und Chloe als Paar zu sehen. Aufjedenfall schräg. Aber ich würde es ihr gönnen. Sie spielte mit einer ihrer blonden Strähnen und musterte mit ihren braunen Augen die Tischplatte. "Netflix and chill?", schlug ich dann vor und grinste Chloe an. Diese sah auf und stieg in das Spiel ein. "Aber natürlich", sagte sie und grinste anzüglich, wodurch wir beide lachen mussten. Wir pflanzten uns also auf die Couch und schauten eine Serie, bis sie wieder nach Hause ging. Beim Schließen der Tür fiel mein Blick auf das Haus von Samu und unwillkürlich tastete meine Hand zu dem Schlüssel, der noch in meiner Hosentasche lag. Kurzerhand beschloss ich rüber zu gehen. Etwas nervös schloss ich die Tür auf und betrat das Haus. Ich tastete die Wand nach einem Lichtschalter ab, denn es war drinnen sowie draußen dunkel. Die dunkle Jahreszeit halt. Da knipste ich das Licht an und schloss die Tür. Es war modern eingerichtet und gefiel mir auf anhieb. Entgegen meinen Erwartungen war es aufgeräumt und ordentlich und ich begann meinen Rundgang. Zu meiner Verwunderung lag ein kleiner Zettel auf der Kommode im Flur, auf dem mein Name stand. Ich faltete ihn auseinander und bemühte mich, die Zeilen zu entziffern, denn die Handschrift war wirklich grottig.

Liebe Elena,
Willkommen in meinem Reich! ;) Danke für's Blumengießen, hast was gut bei mir! :P Gießkanne ist im Wohnzimmer, fühl' dich wie Zuhause.
Samu <3

Ich steckte den Zettel weg und öffnete einfach die nächstbeste Tür. Sie führte allerdings in ein Badezimmer und ich durchsuchte den nächsten Raum. Ich tapste also in die Küche und sah mich kurz um, ehe ich endlich das Wohnzimmer fand. Die Gießkanne stand auf dem Tisch und ich sah mich neugierig um. Eine Bilderwand erregte meine Aufmerksamkeit und ich musterte sie. Oft entdeckte ich ihn und die Band, aber auch Familienfotos waren dabei. Mein Blick blieb an zwei kleinen Mädchen hängen, die in die Kamera strahlten. Sie sahen wirklich zuckersüß aus und ich musste schmunzeln. "Ah, meine Nichten", ertönte plötzlich eine Stimme hinter mir.

You can never be ready (Samu Haber FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt