Kapitel 12

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[ELENA]

Ich machte den Fernseher an und stieß prompt auf eine The Voice of Germany Wiederholung. Es war das Finale und ich hatte es nicht gesehen, also starrte ich neugierig auf den Bildschirm. Nach eine Weile kam Samu mit zwei Tellern rein und mühte sich damit ab, die Tür zuzumachen. Ich wollte ihm gerade helfen, als er es schaffte und so kam er lächelnd auf mich zu. Als sein Blick auf den Fernseher fiel schmunzelte er. "Ah, the Voice also", murmelte er und ich lächelte. "Es kommt gerade nichts besseres", rechtfertigte ich mich und spähte dann auf den Teller. Samu lachte leise. "Hat da jemand Hunger?" Ich boxte ihm leicht in den Arm. "Das Essen im Krankenhaus ist nunmal nicht von einem Sternekoch", sagte ich bloß. Samu sah auf das Essen, dann sah er mich an. "Ich bin aber auch kein Sternekoch!", stellte er fest und ich schnappte mir einfach den Teller. Gierig schaufelte ich mir das köstliche Omelette in den Mund und war deutlich schneller fertig als Samu, welcher sich ein Grinsen verkneifen musst. "Waf?", fragte ich mit vollem Mund. "Noch nie ne Frau effen gefehen?" Da prustete er los und ich verdrehte grinsend die Augen. Gerade sang Benedikt mit Rita Ora und es klang echt gut. "Natia ist aber wirklich spitze! Aber irgendwie sind alle gut... Ich finde ja Benedikt hat ne krasse Stimme für sein Alter", analysierte ich die Kandidaten. Aber da ich ohnehin wusste, dass Natia The Voice of Germany geworden ist, kümmerte es mich nicht sonderlich. Samu lächelte versonnen, er schien wohl an seinen ersten Sieg in dieser Sendung zu denken, die ich im Krankenhaus verbrachte habe. "Ich beziehe dir eben das Bett, okay?", fragte er irgendwann leise. Ich nickte und so stand er auf und verließ den Raum. Ich verstand wirklich nicht, wieso er so lieb und fürsorglich zu mir war. Es rührte mich, klar, und ich hatte ihn wirklich gerne, aber das musste er sich nun wirklich nicht antun. Ich seufzte, trank das Glas leer und stand dann ächzend auf. Mühselig versuchte ich die Teller in die Küche zu tragen, was darin endete, dass einer runter fiel und zersplitterte. Ich verlor das Gleichgewicht und fing mich mit einem Schritt nach hinten, was jedoch dazu führte, dass ich mit meinem gesunden Fuß auf eine Scherbe trat. Diese bohrte sich schmerzhaft in meinen Fuß und ich schrie kurz auf. Blut tropfte auf die Fliesen und ich starrte es an, doch dann drohte ich wie ein Baum umzustürzen, denn ich konnte auf keinem der schmerzenden Füße stehen. Binnen Sekunden tauchte Samu auf und sah mich entsetzt an. "Was ist passiert?!", fragte er und stürzte auf mich zu. Im letzten Moment fing er mich auf und hielt mich fest. Ich umklammerte ihn leicht panisch, mein Fuß tat höllisch weh. Dann fiel sein Blick auf das Blut und seine Augen wurden noch größer. "Shit!", murmelte er und hob mich kurzerhand hoch. Um nicht mein Gleichgewicht zu verlieren schlang ich meine Arme um seinen Hals. Er setzte mich auf dem Sofa ab und holte einen ersten Hilfe Kasten. Er zog mir die Socke aus, entfernte die Scherbe, was ich zischend registrierte und desinfizierte die Wunde. Dann verband er auch den Fuß und stand dann auf, um das Chaos wegzuräumen. Ich hatte mich selten so schlecht gefühlt, mein Gewissen ohrfeigte mich förmlich. Irgendwann lies Samu sich schnaufend neben mir auf das Sofa fallen. Ich starrte auf den Boden und spürte, wie mir doch tatsächlich die Tränen hochkamen. Eigentlich war ich überhaupt nicht nah am Wasser gebaut, doch diesmal war es irgendwie komisch. Meine Sicht verschwamm, als die erste Träne auf den Boden tropfte. Diese blieb jedoch nicht unbemerkt, denn eine große Hand legte sich auf meine Schulter. "Weinst du etwa?", fragte Samu etwas verwirrt. "Nee, ich tu nur so", grummelte ich und wischte mir eine Träne weg. Samu sah mich aus seinen Eisblauen Augen an. "Was ist denn los?", fragte er. Ich lachte unfroh auf. "Du bist so lieb zu mir und dann mache ich dir noch mehr Arbeit als ohnehin schon und mache auch noch dein Geschirr kaputt. Aber weißt du was die Krönung ist?" Samu sah mich aufmerksam an. "Du wolltest Weihnachten in Helsinki mit deiner Familie verbringen, hast du mal gesagt. Und jetzt bleibst du hier, nur weil mein blödes Haus abgefackelt ist" Samu sah nachdenklich auf das Leder der Couch, ehe mich einfach in den Arm nahm. "Pssshhht", murmelte er und strich über meinen Rücken. "Ich habe absolut kein Problem damit, mit dir Weihnachten zu feiern" Seine Worte waren wie Balsam für mein Herz und ich musste lächeln. Er roch ziemlich gut und so genossen wir den Moment, bis ich herzhaft gähnte. Kurzerhand hob er mich hoch und ich quiekte erschrocken auf. Erneut lagen meine Arme um seinen Hals. "Was soll das?", fragte ich überrascht. Er zog eine Augenbraue hoch. "Soweit ich mich erinnern kann, sind jetzt beide Füße im Eimer", brummte er und ich seufzte ergeben. Wo er Recht hatte. Er öffnete vorsichtig die Tür und setzte mich auf dem Bett ab. "Schlaf gut. Das Bad ist gleich ein Zimmer weiter", murmelte er und zog dann leise die Tür zu.

You can never be ready (Samu Haber FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt