Kapitel 21

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[ELENA]

Ich schlief erstaunlich gut und wachte frisch und gut erholt auf. Voller Tatendrang ging ich vorsichtig, tatsächlich beide Füße belastend aber mit den Gehhilfen als Stütze in die Küche, wo ich Kaffee kochte und Brötchen aufbackte. "Guten Morgen", begrüßte ich Samu gut gelaunt, der im Gegensatz zu mir gar kein Morgenmensch war. Er sah etwas gequält drein, doch er schaffte ein Lächeln ich reichte ihm seinen Kaffee, das einzige Mittel am Morgen, was ihm Lebensgeister einhauchen konnte. "Danke", brummte er. So aßen wir unser Frühstück und ich grinste ihn breit an, was ihn etwas verwirrt drein gucken lies. "Wieso grinst du so?", fragte er und trank einen Schluck Kaffee. "Heute ist der letzte Tag in 2017", sagte ich und er nickte. "Ach stimmt ja, Silvester", nickte er und lächelte. "Da können wir uns ja einen schönen Abend machen", schlug er dann vor. Ich musste ihn wohl angestrahlt haben, denn er sah mich amüsiert an. "Hab ein paar Raketen besorgt, dann können wir zum Feuerwerk beitragen", sagte ich dann und er stimmte mir nickend zu. "Ich geh mal eben mit Sunny raus", sagte ich dann und stand auf, denn wir waren fertig. Samu sah mich an und mir entging nicht das besorgte Flackern in seinen Augen. "Soll ich nicht mitkommen?", sagte er und ich zuckte die Schultern. "Klar kannst du mitkommen, aber nicht damit du auf mich aufpassen kannst", erwiderte ich und schüttelte den Kopf. "Chloe wollte nachher noch kurz vorbeikommen, ist das okay? Also wenn das nicht geht kann ich natürlich auch zu ihr", fragte ich und begann zum Ende hin etwas zu stottern, denn es war mir unangenehm Freunde praktisch in ein fremdes Haus einzuladen. Nicht, dass sie nicht bereits hier gewesen war. Wie eine Agentin hat sie alles genauestens inspiziert und eingehend die Bilder betrachtet. Das war zu der Zeit, wo Samu in Helsinki war, also vor nur wenigen Tagen. Samu lachte über meine Verlegenheit und sah mich wieder so amüsiert an. "Klar kann sie kommen", beschwichtigte er mich und so gingen, beziehungsweise humpelten, wir in den Flur, wo er mir ganz wie der Gentleman in die Jacke half. Ich nahm meine Gehhilfen mit und leinte Sunny an und so machten wir uns auf den Weg. Besonders viel war für Berlins Verhältnisse nicht los und so gingen wir in einem gemächlichem Tempo, ich konnte beim besten Willen nicht schneller, durch den weitläufigen Park. Samu wirkte entspannt und zufrieden und das freute mich, denn ich konnte mir gut vorstellen, wie anstrengend so ein Leben als Sänger sein kann. Und er hat erst kürzlich eine Trennung hinter sich. Es gab sicher viele Frauen die ihn vergötterten und mir die Augen auskratzen würden, um jetzt mit ihm durch den Stadtpark zu laufen. Schon lustig, dass nun gerade ich bei ihm wohnte, die, die es wohl am wenigsten gewollt hatte. Mit der Zeit begann mein Fuß zu schmerzen und ich konnte nicht mehr, was ja verständlich war, immerhin habe ich meine Beine fast vier Wochen nicht wirklich belastet. Ich verzog das Gesicht, denn mein blöder Fuß ziepte und ich wurde immer langsamer, was Samu natürlich nicht entging. "Alles gut?", fragte er sogleich und sah mich prüfend an. Ich wollte nicht, dass er sich wieder Sorgen machte und nickte. "Alles gut", gab ich zurück und biss die Zähne zusammen. Sunny beschnüffelte gerade einen Busch und so warteten wir. Ich entlastete sofort meinen Fuß. Samus Blick lag genau auf diesem und sein Blick wanderte in sekundenschnelle von meinem Fuß zu meinem Gesicht. Seine blauen Augen bohrten sich praktisch in meine. Natürlich wusste er, dass ich gelogen hatte. Da lief Sunny weiter und ich entkam der unangenehmen Situation. Irgendwann hatte ich genug von den Schmerzen und nutzte meine Gehhilfen wieder auf den herkömmlichen Weg, ich belastete den kaputten Fuß nicht. Samu entging auch das nicht, denn er starrte mich die ganze Zeit an. Irgendwann schien es ihm zu reichen, er zog mich recht grob am Arm zu einer Bank und drückte mich beinahe auf die Sitzfläche. Demonstrativ setzte er sich neben mich. "Wir bleiben jetzt solange hier sitzen, bis du eingesehen hast, dass du Schmerzen hast und endlich umdrehst. Oder ich trage dich persönlich nach Hause, das gibt dann bestimmt einen netten Artikel bei Promiflash als Neujahrsgeschenk", knurrte er schon fast. Ich starrte auf den Boden. Geschlagene fünf Minuten saßen wir schweigend auf der Bank und Sunny sah uns ratlos an, bis ich einknickte. "Mein Fuß tut weh", gestand ich leise. Samus Miene war schon deutlich weicher und er legte mir eine Hand auf die Schulter. "Na geht doch. Kannst du zurücklaufen oder soll ich dich mit dem Wagen abholen?", fragte er und seine Augen blitzten wieder so besorgt und gleichzeitig fürsorglich. "Ich schaffe das schon", sagte ich und stand auf. Und so humpelte ich nach Hause und Samu ging stillschweigend neben mir, doch ich spürte genau, dass er aufmerksam jede meiner Bewegungen beobachtete, um mir helfen zu können, was auch immer passieren sollte.

Zuhause, es klang komisch es so zu nennen, setzte ich auf das Sofa und legte gleich meinen Fuß hoch. Samu verschwand in der Küche, dicht gefolgt von Sunny und dem darauffolgenden Schlabber-Geräusch nach zu urteilen, hatte er ihr etwas zu trinken gegeben. Schon süß die Beiden. Ich lehnte den Kopf zurück und kniff die Augen zusammen, denn mein Fuß hatte wohl zu viel Belastung abbekommen. "Shit, shit, shit", fluchte ich leise. "Tut immer noch weh?", fragte Samu plötzlich hinter mir und da war er wieder, dieser besorgte Unterton. Ich glaube der Kerl hört nie auf sich Sorgen zu machen. Ich war kurz davor wieder zu lügen, doch das hätte keinen Zweck. Also nickte ich nur und Samu kam kurze Zeit später mit einem Kühl Akku wieder, den er behutsam auf meinen Fuß legte. Ich zuckte zusammen als der kalte Akku meinen Fuß berührte, dann entspannte ich mich wieder etwas. "Besser?", fragte er und ich nickte. Da klingelte es an der Tür.

You can never be ready (Samu Haber FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt