Kapitel 15

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[ELENA]

Am Abend saßen Samu und ich mit einem Rotwein auf der Couch und sahen einen Film. Ich hatte kein Weihnachtsgeschenk für ihn und ärgerte mich schwarz darüber, doch ihm war es egal. "Du warst Drei Wochen im Krankenhaus, wie sollst du denn da ein Geschenk besorgen?", hatte er lachend gesagt. "Außerdem ist deine Anwesenheit Geschenk genug", hatte er noch leise hinzugefügt, was mein Herz höher schlagen ließ. Und dieser Satz spukte noch immer in meinem Kopf herum. "Frohe Weihnachten", sagte er und wir stießen lächelnd an. "Frohe Weihnachten"
Am Abend fiel ich totmüde ins Bett und war froh, dass Sunny sich neben mich kuschelte. Samu steckte noch einmal den Kopf herein und lächelte, als er uns so sah. "Wenn du Alpträume hast, sag bescheid, okay?", flüsterte er in den Raum. "Ja. Danke für alles. Schlaf gut", flüsterte ich zurück und Samu sah mich ein letztes Mal an, ehe er die Tür leise schloss und die Schritte auf dem Flur verklangen...

Am ersten und zweiten Weihnachtstag war ich alleine. Ich hatte Samu quasi dazu gezwungen nach Finnland zu fliegen, da ich es nicht ertragen konnte, wenn er nur wegen mir hier blieb. Nur widerwillig hatte er zugestimmt und schrieb mir nun jeden Tag mehrmals, um sich nach meinem Ehrgehen zu erkundigen. Jedes Mal antwortete ich ihm, dass es mir gut ging und doch schrieb er mir. Seine Fürsorglichkeit rührte mich, doch er würde am achtundzwanzigsten eh wieder hier sein, also morgen abend. Ich war schon mit Sunny spazieren, mit anderen Worten rollte ich und sie lief, denn ich saß noch immer in dem Rollstuhl fest, mit dem ich aber eigentlich ganz gut klar kam. Mein Fuß, mit dem ich in die Scherbe getreten bin, heilte gut und tat nur noch minimal weh, weswegen ich vorsichtig versuchte aufzustehen. Nit den Gehilfen humpelte ich durch das Haus und fühlte mich gleich fitter. Das ewige Rumgesitze nervte mich nämlich ziemlich. Da leuchtete das Display meines Handys auf und ich musste nichtmal hinsehen, um zu wissen, dass es Samu war. Etwas genervt entsperrte ich mein Handy und siehe da, ich hatte Recht!

Hey, wie geht's dir? Alles gut?《

Schrieb er, natürlich auf Englisch. Mittlerweile war ich fast etwas verwirrt wieder Deutsch sprechen zu müssen, da ich mit Samu nunmal nur Englisch sprach.
Ich verdrehte lächelnd die Augen.

Tatsächlich lebe ich noch《

Antwortete ich also und schaltete mein Handy ab. Doch dieses vibrierte gleich wieder und ich ignorierte es einfach.

[SAMU]

Elena hatte meine letzte Nachricht nicht gelesen, wahrscheinlich ignorierte sich mich. Ich ging ihr vermutlich auf die Nerven mit meinem Gefrage, doch ich sorgte mich nunmal, immerhin saß sie im Rollstuhl und konnte nicht laufen. Sanna saß neben mir und meine beiden Nichten, Kaisa und Fanni, turnten auf der Couch herum. Eine kleine Hand legte sich auf meinen Rücken und Kaisa strahlte mich an. Ich musste augenblicklich schmunzeln und tippte auf ihre Nase. "Na du?", fragte ich und sie kicherte. Sanna neben mir seufzte und ich sah sie fragend an. "Was ist?", fragte ich, während Fanni meinen linken Arm umklammerte. "Ich frage mich ja, wann ich Tante werde", sagte sie bloß. Ich sah zu Boden. Das Thema schon wieder. "Ich bin viel Unterwegs, da passt das mit dem Kinder kriegen einfach noch nicht", erwiderte ich. Sanna verdrehte die Augen. "Das sagst du jedes Mal! Aber du bist schon einundvierzig und wirst auch nicht jünger!" Ich schluckte, denn ich wusste ziemlich genau, dass sie Recht hatte. "Mit Vivi hätte ich mir das ja auch alles vorstellen können", sagte ich mit rauer Stimme und Sanna legte mir eine Hand auf die Schulter. "Tut mir leid", murmelte sie. Sie wusste, dass sie einen wunden Punkt getroffen hatte. "Was ist denn mit Etel?", fragte sie dann. Ich schüttelte geistesgegenwärtig mit dem Kopf. "Ich habe mich von ihr getrennt", sagte ich. Sanna seufzte. "Och Samu" Plötzlich runzelte sie die Stirnm "Sag mal, mit wem schreibst du denn dann die ganze Zeit? Und wieso verbringst du so viel Zeit in Deutschland?" Sie setzte sich auf und sah mich scharf an. "Ich... das ist eine lange Geschichte", versuchte ich mich rauszureden, doch Sanna beeindruckte das nicht. "Ich habe Zeit", sagte sie ungerührt und ich biss mir auf die Unterlippe, ehe ich ihr alles über Elena und dem Brand erzählte. Von Anfang an versteht sich. Kaisa und Fanni sind schon längst draußen spielen gegangen und so waren wir alleine.
Sanna lauschte aufmerksam und stellte keine Fragen, wofür ich ihr dankbar war. Als ich fertig war, lächelte sie. "Da scheinst du ja jemand nettes kennegelernt zu haben", sagte sie. "Wie alt ist sie denn?", fragte sie und sah mich prüfend an. Sie akzeptierte jede meiner Freundinnen und hat sich gut mit Vivi verstanden, doch wusste ich, dass sie den Altersunterschied manchmal etwas krass fand, denn zwischen fünfunandzwanzig, Etels Alter, und einundvierzig, mein Alter, war schon ein recht großer Unterschied. Ich überlegte kurz, ehe ich antwortete. "Sie ist achtundreißig" Sanna sah mich verblüfft an. "Wow, mal deine Altersklasse", neckte sie mich und ich verdrehte grinsend die Augen. Dann sah sie mich wieder ernster an. "Gib es zu Samu, du hast dich in sie verliebt"
Ich horchte in mich rein und stellte mir selbst einmal diese Frage. Und eine Gänsehaut überkam mich, als mein Herz die Antwort flüsterte.

Ja, ich hatte mich in sie verliebt.

You can never be ready (Samu Haber FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt