Kapitel 25

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[ELENA]

Ich folgte ihm in die Küche und ließ mich auf den Stuhl fallen. Ich hatte keinen Hunger und trank deswegen einfach nur meinen Kaffee. Meine Gedanken hingen an der Nacht. Und erst da realisierte ich wirklich, dass Samu in mich verliebt war. Zumindest laut dem Zettel, aber wieso sollte er das schreiben, wenn er es gar nicht meinte. Nachdenklich zeichnete ich Kreise auf den Tisch und starrte auf die Tischplatte. Samu versuchte sich am Zeitung lesen, packte sie aber irgendwann grummelnd weg, denn er schien weniger zu verstehen als von ihm erwartet. "Wie geht es dir?", fragte ich ihn irgendwann. Er sah auf und ich stellte erleichtert fest, dass er wieder recht normal aussah, wenn man von den Augenringen absah. "Bestens", sagte er und schenkte mir ein ehrliches Samu-Lächeln. "Gut", sagte ich und schmunzelte. "Sag mal, gibt es nicht eigentlich einen Spitznamen für dich?", fragte er plötzlich. Alarmiert sah ich auf und wollte gerade den Kopf schütteln, als er aussprach, was ich vermeiden wollte. "Wie wäre es denn mit Elli?" Ich zuckte zusammen. "Nenne mich niemals so!", sagte ich hastig und sah ihn mit großen Augen an. Er sah kurzzeitig verwirrt drein, bis bei ihm der Groschen fiel. "Er hat dich so genannt, oder?", fragte er leise, damit ich mich nicht aufregte. Ich biss mir auf die Unterlippe, starrte auf den Tisch und nickte. Da fasste ich einen Entschluss. Er sollte es wissen. Ich stand auf, griff nach seiner Hand und zog ihn ins Wohnzimmer. "Du sollst es wissen", sagte ich bestimmt und wir setzten uns auf das Sofa. Er war anfangs etwas verwirrt, ehe er mich aufmerksam ansah. Ich schluckte einmal, atmete tief ein und dann begann ich zu erzählen.

"Mein erster Freund und ich waren acht Jahre zusammen. Es hielt, bis ich siebenundzwanzig war. Wir zogen gemeinsam in ein Haus in Berlin. Dann stritten wir uns nur noch und er trennte sich von mir und setzte mich auf die Straße. Zwei Wochen lang hing ich dort fest und hatte nichts. Dann zog meine Mutter wieder nach Berlin und half mir wieder auf die Beine. Ich hatte einen vernünftigen Job und kaufte mir mein Haus, das, was ich immer noch habe. Zwei Jahre war ich Single. Dann traf ich auf ihn. Theo. Er war praktisch der Traummann. Und wie das Schicksal es so wollte kamen wir zusammen. Als wir schon fünf Jahre zusammen waren verlor er plötzlich seinen Job. Und damit begann das Unheil. Anfangs war er einfach nur schlecht gelaunt, bis das zu seinem Dauerzustand wurde. Und dann wurde er wahnsinnig. Er schrie, trank Alkohol und war eindeutig nicht mehr der Theo, in den ich mich verliebt habe. Ich war da vierunddreißig und hatte gerade einen Bestseller rausgebracht, also konnte ich für unseren Unterhalt sorgen. Er sagte mir jeden Tag, dass er im Jobcenter war, doch stattdessen war er in der Kneipe und verpulverte mein Gespartes. Als ich das herausfand war das Fass übergelaufen und ich warf ihn raus. Zwei Wochen hielt das, ich traf mich ab und an mit meinem besten Kumpel, Finn, bis Theo das herausfand und ihn ins Krankenhaus prügelte. Obwohl wir nicht mehr zusammen waren verprügelte und verletzte er auch zwei weitere gute Kumpels von mir. Und dann kam er wegen Körperverletzung und Drogenhandels in Knast. Und deswegen habe ich mittlerweile Angst eine Beziehung zu führen. Drei Jahre ist es zwar schon her, aber ich kann das einfach nicht vergessen"

Samu hörte mir die ganze Zeit zu und sah mich betroffen an, er unterbrach mich nicht, sondern lauschte einfach dem, was ich sagte. Am Ende nahm er mich einfach in den Arm. "Sowas wird dir nie wieder passieren. Ich passe auf dich auf. Versprochen", flüsterte er. Doch ich konnte es ihm nicht glauben, denn Theo hatte das auch gesagt...

You can never be ready (Samu Haber FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt