Kapitel 50

1.1K 40 0
                                    

[SAMU]

Ich war wie erstarrt, ich starrte einfach nur auf den leblosen Körper von Elena. Dann schoss das Adrenalin durch meinen Körper und ich stürzte auf sie zu. Theo hatte die Waffe fallen gelassen und lachte hysterisch, doch ihn beachtete ich gar nicht. Ich warf mich beinahe neben sie und bemerkte nicht einmal, wie der dünne Stoff meiner Jeans riss und Kies sich in meine Haut grub. Wie von selbst legten sich meine Hände an Elenas Gesicht, doch meine Stimme hörte sich an, als wäre sie ganz weit weg. "Elena! Bleib bei mir! Bitte! Ich brauche dich! Elena!", rief sie. Nur nebenbei nahm ich war, wie ein junger Mann Theo zu Fall brachte und hastig telefonierte, während er aus einiger Entfernung zu uns sah.

Da erwachte ich aus meiner Trance und der Schmerz über Elenas Lage traf mich entsetzlich. Ihr Herz klopfte noch, doch ihr Atem ging rasselnd und ihr Shirt war Blutgetränkt. Ich rüttelte an ihr, riss das Shirt hoch und erschrak bei der Menge an Blut. Ich kämpfte meine Übelkeit runter und schrie verzweifelt ihren Namen. Meine Welt brach langsam aber sicher zusammen, denn mir wurde schmerzlich bewusst, dass sie das wohl kaum überleben würde. Da drang das Heulen von Sirenen an mein Bewusstsein und Sanitäter kamen angestürmt. "Nein, ich lasse sie nicht allein!", versuchte ich verzweifelt mitzukommen, doch Elena wurde auf eine Lige gehievt und davongetragen. Ein anderer Sanitäter brachte mich zum Krankenwagen, während Elena neben einem Wagen des Notarztes lag. "Er hat einen Schock", sagte ein Sanitäter zum Anderen und ich verstand erst Sekunden danach, dass ich gemeint war. Mein Verstand schien sich völlig abgekapselt zu haben, meine Gedanken kreisten einzig und allein um Elena und die wahnsinnige Angst, dass sie sterben würde, hielt mich mit eiserner Hand fest.

Da setzte der Konvoi sich in Bewegung, mir wurde ein Beruhigunsmittel verpasst und doch löste es mein inneres Chaos nur wenig. Theo wurde von der Polizei festgenommen, der Mann, der uns praktisch gerettet hatte, war verschwunden.

Im Krankenhaus wurde Elena sofort auf die Intensivstation und dort in den OP geschoben. Lethargisch saß ich vor dem Raum auf einem Stuhl und betete, dass Elena es überleben würde. Nach einer Weile flaute das Adrenalin ab und plötzlich erwachte ich auch aus meiner Lethargie. Beinahe hysterisch schluchzte ich los und ließ mich auf den Boden sinken. Der Schmerz war unerträglich und lastete schwer auf mir, während die Ungewissheit mich beinahe um den Verstand brachte. Ich saß dort und weinte. Unaufhörlich flossen heiße Tränen über meine Wangen. Da ergriff mich eine kalte Wut und ich schrie meinen Frust heraus.

Nach einer Stunde von Gefühlschaos, vielen Tränen und Gebrüll sank ich kraftlos auf dem Stuhl zusammen.

Weitere Stunden später, ich hatte mein Zeitgefühl verloren, öffnete sich die Tür. Die Angst ergriff mich und es fühlte sich an, als würde sich eine kalte Hand um mein Herz legen. Der Arzt sah erschöpft aus und kam auf mich zu. "Ich bin Dr. Haase, gehören Sie zu der Frau, die angeschossen wurde?", fragte er auf Englisch, denn offentsichtlich erkannte er mich. Niedergeschlagen nickte ich, ich würde wohl kaum einen vernünftigen Satz zu stande bringen. Der Arzt sammelte sich kurz, ehe er mich wieder ansah. "Ich möchte ehrlich zu Ihnen sein. Frau Krüger liegt im Koma. Sie hat innere Blutungen und ihre Chancen stehen nicht besonders gut, dass sie es überleben wird. Aktuell ist sie an sämtliche Maschinen angeschlossen, die sie am Leben halten. Doch wenn ihr Zustand sich auch nach Monaten nicht verbessert, werden diese vermutlich abgestellt. Es tut mir wirklich leid, Herr Haber"

Das alles war wie ein Schlag in die Magengrube. Wie betäubt taumelte ich durch Berlin, bis ich mit Mühe und Not an meinem Haus ankam. Dort lag ich in meinem Bett und begann wieder zu weinen. Ich vermisste Elena so unglaublich und diesmal war ich mir nicht einmal sicher, ob ich sie je wieder lachen hören konnte. Ich war einem Nervenzusammenbruch nahe und schrie in mein Kissen, was den Schrei halbwegs erstickte. Ich schlug auf das Kissen ein und schrie meine Frust heraus, doch es brachte alles nichts. Die Liebe meines Lebens würde sterben und ich müsste tatenlos dabei zusehen.

You can never be ready (Samu Haber FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt