Kapitel 60

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[ELENA]

Samu und ich waren auf dem Weg zum Altenheim, um meiner Mutter von unseren Plänen zu erzählen. Ich war nervös, wie würde sie wohl reagieren? Aber im Grunde genommen würde sie da nichts gegen sagen, denn sie mochte Samu und hatte mich bisher immer unterstützt, egal worum es ging. Gestern, kurz nach meiner Rückkehr nach Hause haben wie telefoniert, doch sie hatte gestern keine Zeit mehr vorbeizukommen, denn sie hatte noch Krankengymnastik und gerade bei ihrer Gesundheit sollte sie diese nicht ausfallen lassen.

Samu sah mir meine Nervosität an, denn er lächelte mir beruhigend zu und drückte meine Hand. "Das wird schon. Abhalten kann sie dich so gesehen ohnehin nicht, du bist erwachsen", ermutigte er mich. "Tja, aber ihren Segen hätte ich trotzdem gerne. Sie ist das einzige Familienmitglied was ich noch habe, seit Papa tot ist", erwiderte ich und sah zu Boden. Die Tür schwang auf und wir gingen direkt zu ihrem Zimmer. Nach einem Klopfen ging die Tür auf und meine Mutter sah uns kurz verblüfft an, ehe sie strahlte und mich in ihre Arme zog. "Schätzchen, schön dich zu sehen! Was führt euch denn in mein bescheidenes Heim?", begrüßte sie uns. Samu stand etwas verloren hinter mir, ehe auch dieser von meiner Mutter, die gut drei Köpfe kleiner war als er, in eine feste Umarmung gezogen wurde. Er war von dieser Geste kurz überrascht, lächelte dann aber ebenfalls. "Kommt doch rein!" Ihr Zimmer war nicht besonders groß, doch es war gemütlich und hübsch eingerichtet. Samu und ich setzten uns auf das kleine Sofa, während meine Mutter sich auf das Bett sinken ließ. "Wie geht es dir?", fragte sie an mich gewandt und ich setzte mich etwas auf, um sie besser ansehen zu können. Samu hatte seinen Arm um mich gelegt und es tat gut, seine Nähe zu spüren. "Mir geht es gut, danke. Aber wir sind wegen etwas anderem hier", ich sah kurz zu Samu, doch der verstand nicht alles was wir sagten und wirkte dementsprechend etwas verlegen. Er räusperte sich kurz und sah mich dann auffordernd an. Also musste ich wohl erzählen. "Wir wollen zusammenziehen", redete ich gar nicht erst um den heißen Brei herum. Meine Mutter sah uns mit großen Augen an. "In Finnland. Wir wollen in seine Wohnung in Helsinki ziehen" Die Augen meiner Mutter wurden immer größer, ehe sie freudig aufsprang und mich erneut an sich drückte. "Das ist ja wunderbar! Ich habe mich schon immer gefragt, wann ihr endlich zusammenzieht! Auch wenn wir uns dann nicht mehr oft sehen, ich freue mich für wirklich für euch!" Mit einer so durch und durch positiven Reaktion hätte ich nicht gerechnet, doch das freute mich. Ich sah breit grinsend zu Samu, der zwar nicht alles verstanden hat, aber natürlich sofort gemerkt hat, dass Mama sich für uns freute. Nachdem wir uns noch etwas mit meiner Mutter unterhalten hatten, verließen wir das Altenheim wieder, welches direkt neben dem Kinderheim lag. Samu drehte plötzlich den Kopf in eine Richtung und sein Blick haftete an etwas. Ich folgte seinem Blick und entdeckte ein Mädchen, was auf einigen Treppenstufen hockte. "Was ist?", fragte ich an Samu gewandt. Er blieb stehen und sah mich an. "Ich habe sie zwei mal, nein eigentlich drei mal, im Krankenhaus getroffen. Sie hat mich um ein Foto gebeten, aber später habe ich sie gesehen, weil ihr Vater nur einige Zimmer weiter lag als du. Bei ihm wurden die Maschinen abgestellt und sie war am Boden zerstört. Jetzt ist sie offenbar im Kinderheim", er klang betroffen und sah wieder zu ihr rüber. Er sorgte sich offensichtlich und dann ging er einfach in ihre Richtung. Da mir nichts anderes übrig blieb folgte ich ihm. Er setzte sich einfach neben sie und sagte nichts, bis sie den Kopf zu ihm drehte und ihn überrascht ansah. "Was machst du denn hier?", fragte sie leise. Sie sah niedergeschlagen aus, ihr Blick war leer. Sie tat mir unglaublich leid, denn ich wusste wie es war, den eigenen Vater zu verlieren. Ich musste sagen, dass sie wirklich hübsch war. Blondes Haar und blaue Augen, eine Stupsnase und leichte Sommersprossen. "Wieso bist du hier?", antwortete Samu mit einer Gegenfrage und das Mädchen sah zu Boden. "Ich wohne hier", erwiderte sie noch leiser als zuvor. Ich setzte mich neben Samu, da ich nicht so rumstehen wollte und lächelte sie zaghaft an. "War er wegen Ihnen so oft im Krankenhaus?", fragte sie mich und ich nickte. "Was ist mit deiner Mutter?", wagte ich es zu fragen, denn es war mir irgendwie unangenehm sie nach ihrer Familie zu fragen, obwohl ich sie nicht kannte. "Die ist vor sieben Jahren gestorben", murmelte sie. "Das tut mir leid", antwortete ich. Wir redeten wegen Samu alle auf Englisch, so verstand er auch alles. Doch plötzlich runzelte er die Stirn und sah sie forschend an. Plötzlich riss er die Augen auf und starrte das Mädchen fassungslos an.

You can never be ready (Samu Haber FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt