Kapitel 9

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[SAMU]

Während ich auf der Couch saß wanderten meine Gedanken immerzu zu Elena. Was sie wohl gerade tat? Ob sie an mich dachte? Ich musste mir eingestehen, dass ich sie wirklich gerne mochte. Ihre Art wie sie mich behandelte, so als wäre ich ein völlig normaler Mensch. Sie scherte sich nicht drum, ob ich ein Star war oder nicht. Und ich genoss ihre Nähe. Doch ich wusste nicht, ob sie mich auch so gerne mochte wie ich sie. Sie hat mein Haus dekoriert und wir haben uns ein paar Mal getroffen, doch mehr war da nicht. Und so begann ich sie mir aus dem Kopf zu schlagen, was mir nur halbwegs gelingen wollte. Daraufhin angelte ich nach meiner Gitarre, meine Gibson lag in Helsinki, also gab ich mich mit dieser zufrieden. Ich schloss die Augen, spielte die ersten Akkorde und sang dann dazu.

Oh, my friend,
You're holding out your hand.
I take it like an oar from the depth.
Hey, lifesaver,
I'm drowning in despair,
but you're fighting for me
right until the end.
You pull me back to land
and save me once again《
[Lifesaver - Sunrise Avenue]

Singen und Gitarre spielen war wie Balsam für meine Seele. Es befreite mich, wenn auch nur für kurze Zeit, von allen Ängsten und Sorgen. Als ich die Augen wieder öffnete, blinzelte ich kurz und stellte die Gitarre wieder weg.

[ELENA]

Müde tippte ich auf dem Laptop herum, doch ich brachte kaum etwas zustande. Sunny war bei meiner Mutter, denn diese wollte mit meiner Hündin einen langen Spaziergang machen. Sie sagte, dass sie sich damit fit halten wolle, doch eigentlich glaubte ich, dass sie einfach jemanden zum Kuscheln wollte, seit mein Vater tot war. Ich seufzte, als ich an ihn dachte. Irgendwann beschloss ich ins Bett zu gehen, denn ich fühlte mich nicht so gut.

Als ich wieder aufwachte, blinzelte ich müde und rümpfte dann die Nase. Wieso roch es denn so nach Rauch? Ich setzte mich auf und tapste die Treppen hinunter, doch es wurde immer stickiger und die Sicht immer unklarer. Da erkannte ich, was hier los war. "Feuer!", rief ich entsetzt. Meine Küche und ein Teil des Wohnzimmers standen in Flammen. Panisch wollte ich zur Eingangstür laufen, da kippte ein Regal um. Ich hechtete im letzten Moment zur Seite, doch es klemmte meinen Fuß ein und ich lag am Boden. Ein heftiger Schmerz durchzuckte mich. Panisch versuchte ich mich zu befreien, doch es gelang mir nicht. Die Welt begann sich zu drehen, der Qualm biss in meinen Augen und ich hustete. Ich griff im letzten Moment zu meinem Handy und wählte die erstbeste Nummer, die mir einfiel - Samus.

[SAMU]

Ich hatte mir gerade mein Abendessen fertig gemacht und mich gesetzt, als mein Handy klingelte. Ich ging ran, ohne zu wissen wer mich da anrief und meldete mich mit einem "Haber?". Doch nur ein seltsames Knistern und Rauschen war am anderen Ende der Leitung. Ich wollte gerade auflegen, als ich es hörte. "Samu... Hilfe" Meine Alarmglocken schrillten, ich erkannte Elenas Stimme sofort. Doch wo konnte sie sein? Ich sprang auf, schlüpfte in meine Schuhe und riss die Tür auf. Da stach mir ihr Haus ins Auge, besser gesagt der Qualm, der aus einem der Fenster trat und die Orange roten Flammen, die am Küchenfenster zu sehen waren. "Elena!", rief ich schockiert und stürzte zu ihrem Haus. Die vordere Eingangstür war verschlossen, also sprang ich über den Gartenzaun und hechtete zu den Wohnzimmerfenstern. Sie boten mir einen guten Blick auf das Geschehen. Währenddessen hatte ich mein Handy herausgekramt und die Feuerwehr mit zittrigen Fingern gewählt. Während ich alle Daten in den Hörer sagte, entdeckte ich Elena und mir blieb die Luft weg. Kaum war das Telefonat beendet, schlug ich mit der Faust gegen die Scheibe, doch nichts geschah. Ich wollte sie gerade eintreten, da fiel mir die morsche Terassentür ein. Ich stürmte zu der Tür, nahm Anlauf und stürzte mich mit meinem ganzen Gewicht gegen die Tür. Ich fiel wortwörtlich mit der Tür uns Haus und ignorierte meine pochenden Gliedmaßen, welche höllisch schmerzten. Doch die nackte Angst um Elena war stärker, weswegen ich aufsprang und zu ihr hastete. Der Rauch biss in meinen Augen und ich musste husten, nur schemenhaft konnte ich Elena erkennen. Sie war bewusstlos und ich wollte ihren Körper anheben, da fiel mir ihr Fuß auf. Mit aller Kraft und einer ledierten Schulter, sowie einem blutenden Arm hob ich das Regal an und zog Elena hervor, dann hob ich sie eilig hoch und humpelte mit ihr aus dem Haus. Ich trug sie so weit es mir möglich war vom Haus weg und ließ mich dann ins Gras fallen. Blut tropfte auf ihr hübsches Gesicht, doch ich stellte erleichtert fest, dass es nicht von ihr war. Dass es sich um mein Blut handelte, wurde mir in diesem Moment gar nicht klar. Da drang der Klang von Sirenen an meine Ohren und ich hievte mich und Elena auf. "Hier!", rief ich kraftlos und humpelte zu den Krankenwagen. Löschfahrzeuge kamen angefahren, Feuerwehrmänner brüllten Befehle und stürzten zu dem Haus, Schläuche wurden ausgefahren. Sanitäter kamen uns entgegen und nahmen mir Elena ab. Ein weiterer Sanitäter kam zu mir und dann wurde alles schwarz.

You can never be ready (Samu Haber FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt