Kapitel 19

1.6K 60 0
                                    

[ELENA]

Ich rollte ins Haus und Samu schloss die Tür hinter mir. "Das waren doch gute Nachrichten", sagte er und lächelte mir zu, woraufhin ich nickte. "Ja, das war tatsächlich besser als erwartet", erwiderte ich und fuhr in die Küche, um etwas zu essen zu machen. "Hast du Hunger?", fragte ich ins Haus und Samus Kopf tauchte auf. "Ja, ich habe heute noch nichts gegessen", antwortete er. Ich drehte mich in seine Richtung und zog eine Augenbraue hoch. "Das war ja auch deine eigene Schuld, was zu essen gab es nämlich", sagte ich und er grinste etwas schuldbewusst, ehe er ganz in die Küche trat und neugierig in den Kühlschrank spähte. "Du warst ja fleißig am Einkaufen", stellte er fest und ich zuckte die Schultern. Irgendwas musste ich ja schließlich essen. "Also gut, irgendwelche Wünsche?", fragte ich dann und er überlegte. "Spaghetti würden mir reichen", sagte er dann, woraufhin ich mir gedanklich eine passende Soße überlegte und dann alles bereitstellte. Samu saß am Küchentisch und starrte an die Wand. "Du musst das nicht machen", sagte er nach einer Weile. Überrascht sah ich ihn an und ließ die Tomate sinken, die ich gerade in der Hand hielt. "Was denn?", fragte ich und sah ihn an. "Für mich kochen" Ich lachte und wandte mich wieder dem Herd zu. "Du lässt mich bei dir wohnen, da musst du nicht auch noch für mich kochen, dass muss ich normalerweise auch", erwiderte ich und schüttelte grinsend den Kopf. Doch als ich mich wieder zu ihm drehte, starrte er angestrengt auf den Boden und ich sah ihm an, dass er etwas sagen wollte, nur offenbar nicht wusste wie. "Was auch immer du sagen willst, schieß los", forderte ich ihn dann zum Reden auf. Er sah auf und seine blauen Augen sahen mich angestrengt an, weswegen ich die Stirn runzelte. "Hast du einen Freund?", fragte er dann zögerlich. Ich verharrte in der Bewegung, ehe ich mich ruckartig zum Herd zurückdrehte. Hätte ich ihn bloß nicht dazu aufgefordert!, schellte ich mich selbst. Samu war aufgestanden und legte mir behutsam eine Hand auf die Schulter. "Wenn ich dich irgendwie verletzt habe, dann tut es mir leid", sagte er leise. Ich schluckte den Kloß in meinem Hals runter und ließ das Messer sinken, mit dem ich gerade die Tomate schneiden wollte. "Nein, ich habe keinen Freund. Und damit möchte ich das Thema bitte nicht mehr erwähnen", sagte ich und meine Stimme klang dabei brüchiger als ich wollte, doch ich konnte es beim besten Willen nicht vermeiden. Samus Hand lag immer noch auf meiner Schulter und er sah mich forschend an, dann nickte er und ging. Ich atmete aus und widmete mich dann wieder dem Schneiden, doch ich war so unkonzentriert, dass ich mir in den Finger schnitt. Seufzend rollte ich ins Wohnzimmer, wo ich Samu mit einem Block und seiner Gitarre auf dem Sofa vorfand. Er sah sofort auf, als ich den Raum betrat. "Hast du irgendwo Pflaster?", fragte ich ihn. Erst sah er mich verwirrt an, ehe er meinen blutenden Finger bemerkte und dann aufsprang. Er lief zu einer Kommode und zog eine Schachtel Pflaster heraus, doch anstatt mir eins zu geben, kam er zu mir, hob meinen Finger an und klebte es sachte auf die Wunde. "Hast du dich etwa geschnitten?", fragte er ganz leise, als würde er nicht wollen, dass irgendjemand es hörte. Ich nickte kaum merklich, flüsterte ein Danke und verschwand dann wieder. Was war das denn eben? Ich schüttelte sämtliche Gedanken ab und konzentrierte mich wieder auf das Schneiden, bis ich es tatsächlich schaffte, ohne weitere Zwischenfälle fertig zu kochen. "Essen ist fertig!", rief ich ins Haus und nur wenig später tauchte der Finne auf. Wir setzten uns an den Tisch und begannen schweigend die Spaghetti zu essen. "Das ist echt richtig lecker", sagte er nach einer Weile, was mich aufblicken ließ. "Freut mich", entgegnete ich und lächelte. Entweder kam es mir nur so vor, oder er sah plötzlich erleichterter aus und sein Blick hellte sich auf. Nach dem Essen bestand er darauf den Tisch abzudecken, deswegen fuhr ich ins Wohnzimmer, wo ich mich mit Sunny auf das Sofa kuschelte. Neugierig spähte ich auf den Block, auf den flüchtig einige Liedzeilen gekritzelt worden sind, doch ich konnte beim besten Willen nichts entziffern, denn diese Handschrift war wirklich grottig. Also lehnte ich mich wieder zurück und da fiel mir ein, dass ich ja wieder langsam laufen konnte. Ich angelte nach meinen Gehhilfen, die an der Wand lehnten und stand auf. Vorsichtig setzte ich meinen lädierten Fuß auf den Boden. Anfangs schmerzte es ein bisschen, dann wurde es wieder besser. Also wagte ich einen Schritt und stützte mich dabei mit den Gehilfen ab, um ihn nicht zu sehr zu belasten. "Was machst du da?", ertönte Samus tiefe Stimme und ich sah auf. "Ich versuche zu laufen", antwortete ich und lächelte matt. Er sah mich etwas skeptisch an, ehe er langsam auf mich zukam. "Wenn du Hilfe brauchst, sag bescheid", sagte er und ließ sich neben Sunny auf das Sofa fallen.

Als ich mich wieder setzte, fiel mir wieder etwas ein, was ich Samu schon längst sagen wollte. "Samu?", begann ich, um seine Aufmerksam zu erregen. Er sah mich aufmerksam an. "Neulich, als du weg warst, da tauchte ein braunhaarige Frau auf", sagte ich und kaute auf der Unterlippe herum, da es mir irgendwie unangenehm war, mit ihm über eine verflossene Liebschaft zu reden. "Sie wollte etwas von dir" Er dachte nach, doch er schien nicht zu wissen, wen ich meinte. "Sie hat Finnisch gesprochen... und du hast vor einem Monat mit ihr Schluss gemacht", fuhr ich dann zögerlich fort und sah ihn vorsichtig an. Sein Gesicht erhellte sich schlagartig, er schien zu wissen wen ich meinte. "Etel!", sagte er. Ich zuckte die Schultern. "Keine Ahnung, wie sie heißt. Sie hat mich gefragt, ob ich deine Neue bin", schob ich dann noch hinterher und wurde irgendwie immer leiser. Samu sah mich kurz mit einem undeutbaren Blick an, ehe er aufstand und verschwand.

You can never be ready (Samu Haber FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt