Kapitel 45

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[ELENA]

Theo hatte sich heute ausnahmsweise nicht blicken lassen und auch in Samus Haus war es dunkel. Hoffentlich war er in Finnland, weit weg von Theo. Ich saß mit Sunny auf dem Sofa und kuschelte mich an ihr Fell. Da klingelte das Telefon und ich stand grummelnd auf. "Krüger?", brummte ich in den Hörer. "Hallo Frau Krüger, hier ist das örtliche Krankenhaus" Mein Herz schien stehen zu bleiben, meine Gedanken wanderten sofort zu Samu. "Sie sind als Notfallkontakt für Samu Haber eingetragen, richtig?", fragte die Dame am anderen Ende der Leitung. Er hatte es also doch getan. Und ich war Schuld. Mir wurde schlecht und der Boden seltsam wackelig, also setzte ich mich und versuchte krampfhaft die Fassung zu bewahren. "Ja", antwortete ich mit krächzender Stimme. "Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass er Opfer von einem körperlichem Angriff wurde. Er liegt jetzt bei uns, Sie können ihn besuchen, dort würden wir Ihnen Näheres zu seinem Zustand sagen" Ich bedankte mich knapp und legte auf. Dann sprang ich auf und lief mit klopfendem Herzen zu meinem Auto. Meine Hände zitterten und ich war froh, es überhaupt lebendig bis zum Krankenhaus geschafft zu haben, ohne einen Unfall zu bauen. Ich hastete zur Information, wo mich eine Frau mit Topfschnitt und Brille lächelnd begrüßte. "Herr Haber liegt auf Station zwei, es sind glücklicherweise keine ernsthaften Verletzungen. Wenn sie möchten können sie ihn besuchen, doch er ist noch bewusstlos" Mir fiel ein Stein vom Herzen, doch ganz war meine Sorge nicht verschwunden und so machte ich mich auf dem Weg zu ihm.

Vor der Tür seines Zimmers war ich mir plötzlich nicht mehr so sicher, ob ich zu ihm gehen sollte. Er würde mich garantiert nicht sehen wollen. Doch ich musste mich einfach vergewissern, dass es ihm den Umständen entsprechend gut ging, sonst würde ich wohl nicht mehr ruhig schlafen können. Also drückte ich die Klinke runter und drückte zaghaft die Tür auf. Samus Anblick trieb mir Tränen in die Augen. Er hatte Verbände auf der Nase, unter der noch Blutreste zu erkennen waren. Ich setzte mich an sein Bett und ergriff seine Hand. "Es tut mir so unendlich leid. Ich bin an allem Schuld", schluchzte ich und senkte den Blick. Tränen strömten über meine Wangen und ich saß zusammengekauert auf dem Stuhl. "Dir muss nichts leidtun Elena", flüsterte plötzlich eine mir zu bekannte Stimme. Ich riss den Kopf hoch und starrte Samu an. Er sah mich aus seinen vertrauten, blauen Augen an und lächelte matt. "D-du b-b-bist wach", stotterte ich und sah ihn aus verheulten Augen an. "Ich habe gerade ein Déjà-vu", murmelte er und auch ich erinnerte mich an den Moment, wo er an meinem Krankenhausbett gesessen hatte und sagte, dass es ihm leid täte, obwohl ich wach war. "Ich- Ich bin Schuld", wiederholte ich den Satz und senkte wieder den Blick. "Nein, Theo ist Schuld", sagte Samu sanft und ich sah ihn entgeistert an. Woher wusste er, dass Theo dahintersteckte? Samu las mir offenbar die Frage aus dem Gesicht ab, denn er holte Luft und öffnete dann den Mund. "Bevor er mich hierher befördert hat, hat er mir alles erzählt. Wieso kann ich mir selbst noch nicht ganz erklären. Aber ich weiß jetzt, wieso du Schluss gemacht hast", erklärte er. Ich sah ihn immernoch mit Tränen in den Augen an und nickte. "Ich wollte nicht riskieren, dass er dir wehtut. Und jetzt hat er es doch getan", sagte ich mit zitternder Stimme und Samu drückte meine Hand. "Elena, er hat mir nur ins Gesicht geschlagen und mir den Arm verdreht, ich lebe noch!", sagte eindringlich, doch er merkte schnell, dass das eindeutig nicht beruhigend war. Er rückte im Bett zur Seite und klopfte neben sich. "Komm her... Bitte", murmelte er leise und ich sah ihn kurz skeptisch an ehe ich Schuhe und Jacke auszog, um neben ihn zu krabbeln. Als ich neben ihm lag zog er mich an sich und ich legte meinen Kopf auf seiner Brust ab. Wie ich seine Nähe vermisst hatte! Wir sagten einfach nichts und genossen die Nähe des jeweils anderen. Ich schloss die Augen und lauschte seinem Herzschlag. "Ich liebe dich Elena. Ich will dich nicht schon wieder verlieren, wir kriegen das mit Theo zusammen hin", sagte er und mein Herz machte einen Satz. "Ich liebe dich auch", sagte ich und sein Herzschlag wurde etwas schneller, was mich schmunzeln ließ. Und wie ich ihn liebte! Ich setzte mich auf, beugte mich zu ihm runter und legte meine Lippen auf seine. Ein wohliges Seufzen entfuhr ihm und er schlang seine Arme um mich. Dieses Gefühl von Schmetterlingen im Bauch hatte ich so vermisst und war echt froh, dass es jetzt vorbei war.

Doch ich hatte die Rechnung eindeutig ohne Theo gemacht, der noch auf freiem Fuß war.

You can never be ready (Samu Haber FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt