Kapitel 24

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[ELENA]

Es tat mir weh ihn abzuweisen, denn offen gestanden wäre es gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich keine Gefühle für ihn hatte. Doch das war eben das Problem, denn ich hatte praktisch ein Beziehungstrauma. Beide meiner Beziehung endeten in einem Desaster und so etwas wollte ich nie, wirklich nie wieder erleben. Samus geknickte und raue Stimme versetzte mir einen Stich, doch ich schaffte es nicht, meinen Schatten zu überwinden. Drei Jahre, hallte Chloes Stimme in meinem Kopf. Doch es ging nicht, immer wenn ich daran dachte waren da wieder diese Bilder. Irgendwann fiel ich in einen unruhigen Schlaf.

Mitten in der Nacht wachte ich auf, ich hatte von ihm geträumt. Der Person in meinem Leben, die es kurzzeitig zerstört hat. Die, wegen der ich nun Angst vor Beziehungen hatte. Ich musste dringend raus, mich bewegen, an die frische Luft. Meine Vergangenheit holte mich ein und ich hatte das Gefühl, so vor ihr fliehen zu können. Mein Fuß war mittlerweile so weit, dass ich problemlos laufen konnte, nur joggen war schwierig. Also stand ich auf, wobei ich am Regal hängen blieb mir eine Schramme zuzog, von der ich nichts mitbekam und etwas Blut tropfte auf den Boden. Ich zog mir meine Jacke über und meine Schuhe an. Ich ging zur Tür, steckte mir einen Schlüssel ein und verschwand nach draußen. Ich lief einfach durch Berlin, ohne Ziel und ohne eine Ahnung wie spät es war. Sicher konnten sich hier komische Gestalten rumtreiben, doch ehrlich gesagt war es mir egal. Ich irrte durch die Straßen und Gassen und beruhigte mich langsam. Mein Gedankenschaos wurde wieder etwas klarer und ich machte mich langsam auf den Rückweg.

Als ich eine gute Stunde nach meinem Aufbruch die Tür aufschloss, stellte ich überrascht fest, dass Licht im Wohnzimmer brannte. Also ging ich ins Wohnzimmer, wo ich zu meiner Überraschung Samu vorfand. Ich ging auf ihn zu und erschrak, als er aufblickte. Er war völlig aufgelöst, seine Augen waren rot und geschwollen, hatte er etwa geweint? Er sah mich aus matten und leblosen Augen an, diese wurden daraufhin groß, als er mich sah. Als ich unmittelbar vor ihm stand löste er sich aus seiner Starre und presste mich so fest an sich, dass ich kaum noch Luft bekam und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren. Nun weinte er tatsächlich, was mich doch irgendwie überraschte, denn ich sah selten Männer weinen. Er hielt mich einfach fest und sein Körper wurde hin und wieder von einigen Schluchzern geschüttelt, bis er sich beruhigte. Er zog mich auf das Sofa und so hielt er mich noch immer fest und ich verstand die Welt nicht mehr. "Samu, was ist los?", fragte ich leise und sah ihn an. Er sah schlimm aus. Die Falten schienen tiefer geworden zu sein, seine Augen nach wie vor verquollen und dunkle Ringe befanden sich gleich da drunter. Er fuhr sich durch die Haare, ehe er mit rauer Stimme begann. "Ich habe die Tür gehört und bin aufgestanden, um nach dir zu sehen. Und du warst weg. Ich habe dich überall gesucht und auch Sunny war aufgeregt und da habe ich das Blut in deinem Zimmer gesehen" Er stockte und schluckte. "Und ich habe das Schlimmste befürchtet", vollendete er seinen Erklärung. Ich sah ihn einfach an und hatte prompt ein schlechtes Gewissen. "Ich bin da", flüsterte ich und legte eine Hand an seine Wange. Er sah mich aus den blauen Augen an und ich zog ihn in eine Umarmung. Am Ende lagen wir umschlungen auf dem Sofa, er hatte sein Gesicht erneut in meinen Haaren vergraben. Er zitterte immer noch und ich schmiegte mich an seinen starken Oberkörper. "Bitte geh nie wieder einfach so", murmelte er. Ich schluckte. "Werde ich nicht, versprochen", flüsterte ich dann und so schliefen wir ein.

Am nächsten Morgen wachte ich müde blinzelnd auf. Ich realisierte schnell, was in den letzten Stunden geschehen ist und ich befand mich noch immer in Samus Armen. Er schlief noch und er sah dabei verdammt süß aus. Du verletzt ihn, sagte plötzlich eine Stimme in meinem Kopf. Ich musste schlucken. Meine Reaktion gestern hatte ihn verletzt, das wusste ich jetzt auch. Ich wollte nicht aufstehen, ich lag einfach so weiter in seinen Armen und lies ihn schlafen. Irgendwann drehte er sich brummelnd um und so lag ich plötzlich halb auf ihm. Mein Oberkörper lag mehr oder weniger auf seinem, doch unsere Beine lagen nach wir vor nebeneinander, was ich nur befürwortete. Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und lauschte seinem gleichmäßigen Herzschlag. Als ich jedoch über seinen Arm strich, wurde sein Herzschlag etwas schneller und er bekam eine Gänsehaut. Süß! Plötzlich strich eine Hand durch meine Haare und der Atem ging nicht mehr so regelmäßig, also war er wach. Ich linste hoch zu seinem Kopf und er lächelte mich an. "Guten Morgen", sagte er. Seine Stimme war ganz heiser und er sah immer noch total fertig aus, doch seinen Augen strahlten wieder zufriedener. "Tut mir leid, wegen gestern", sagte ich dann zögerlich. "Also meine Reaktion. Ich wollte dich nicht verletzen, es ist nur so, meine letzten Beziehungen endeten in einem Desaster. Die Erste in Obdachlosigkeit, die Andere in-" Ich geriet ins Stocken. "... in Körperverletzung und Gefängnisstrafe" Samu sah mich einfach nur an, während er mir eine Strähne aus dem Gesicht strich. "Hat er dich verletzt?", war das Einzige, was er fragte. "Nein... aber alle, mit denen ich näher zu tun hatte. Männliche Personen, versteht sich" Samu nickte und küsste mich dann auf die Stirn. Diese Stelle kribbelte sogleich und ich lächelte ihn an. "Also gut, ich brauche ganz dringend einen Kaffee", sagte Samu dann und so standen wir auf. Samu besaß offenbar eine der Eigenschaften, die ich sehr schätzte. Er drängte mich nicht zum Reden, er wartete, bis ich es von selbst tat.

You can never be ready (Samu Haber FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt