Kapitel 30

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[ELENA]

Nervös stand ich vor der Tür seines Elternhauses. Samu hielt meine Hand fest und lächelte mir ermutigend zu. Da ging die Tür auf und eine ältere Frau lächelte uns an. Sie hatte blonde Haare und die gleichen blauen Augen wie Samu. Dieser strahlte sie glücklich an und umarmte sie. Ich wusste, dass ihm seine Mutter sehr wichtig war und lächelte schüchtern. Als sie Samu losließ breitete sie ihre Arme aus, strahlte mich an und zog mich in eine Umarmung. "Moi!", sagte sie und lotste uns dann ins Haus. Sie redete auf schnellem Finnisch auf Samu ein, welcher ab und zu nickte, ehe er antwortete. Das Einzige was ich verstand war mein Name, der nicht gerade selten fiel und mich etwas unwohl fühlen ließ. Samu lächelte mich liebevoll an und ich konnte nicht anders, ich lächelte zurück. Dann setzte er sich mit mir auf das Sofa und hielt meine Hand. "Gleich kommt noch meine Schwester und ihre Nichten, die du auf dem Bild schon einmal gesehen hast", sagte er und seine blauen Augen funkelten. Ich merkte ihm an, wie sehr er seine Familie liebte und es genoss, hier zu sein. Und das freute auch mich. Da klingelte es und eine Frauen und zwei Kinderstimmen erklangen im Flur. Samu sprang förmlich auf und ich hörte ihn reden, immerhin war er der einzige Mann hier. Da erschien eine hübsche Frau im Türrahmen. Sie lächelte mich aus blauen Augen an, ich stand auf und wir umarmten uns. "Hallo, ich bin Sanna, Samus kleine Schwester", stellte sie sich auf perfektem Englisch vor. Ich lächelte sie an. "Ich bin Elena. Obwohl, das weißt du wahrscheinlich schon", erwiderte ich und wir lachten. Da fielen mir die zwei kleinen Mädchen auf, die schüchtern hinter ihrer Mutter hervorlugten. Ich hockte mich hin und lächelte sie an. "Na ihr?", fragte ich auf Deutsch, auch wenn ich wusste, dass sie mich nicht verstanden. Dann lächelten sie zaghaft und gingen auf mich zu. Ich nahm sie vorsichtig in den Arm, denn ihre kleinen Körper wirkten so zerbrechlich, so zart. Ihre blauen Augen strahlten mich an und sie verzogen ihre Lippen zu einem breiten Grinsen. Ich fuhr Fanni durch die engelsgleichen Haare und tippte ihr dann sanft auf die Nase. "Moi", sagte ich und lächelte sie an. Das war wohl das einzige Wort, was ich mir merken konnte. Und wenn Samu sauer war, fiel das Wort "Paska" recht oft, was wohl ein Schimpfwort sein musste. Ein glucksendes Lachen entwich der Kehle des kleinen Mädchens und zauberte wohl jedem im Raum ein Lächeln auf die Lippen. Ich stand wieder auf und sah zu Samu, welcher mich so liebevoll und stolz ansah, dass ich beinahe weiche Knie bekam. Ich ging zu ihm und er legte einen Arm um mich, was Kaisa nicht entging. Mit großen Augen sah sie Samu an und fragte ihn etwas auf Finnisch. Dieser lachte nur und zog mich noch etwas näher zu sich, was ich lächelnd registrierte. "Sie hat gefragt, ob du meine Freundin bist", übersetzte er für mich und ich lachte.

Nach einem köstlichen finnischen Essen saßen wir alle auf dem Sofa und unterhielten uns. Ich verstand mich super mit Sanna und Eve, Samus Mutter. Sie waren einfach unglaublich nett und nahmen mich sehr herzlich auf. Geistesgegenwärtig sah ich Samu beim Spielen mit den beiden Mäusen zu und spürte, wie es mir einen Stich versetzte. Ich gesellte mich zu ihm und strich Fanni durch die Haare. Samu lächelte mich von der Seite an, beugte sich etwas zu mir und raunte mir etwas ins Ohr. "Du wärst eine wundervolle Mutter" Das brachte das Fass zum Überlaufen, ich stand auf und verließ beinahe fluchtartig den Raum. Eve und Sanna waren in ein Gespräch vertieft, doch Samu entging mein Verschwinden natürlich nicht. Ich öffnete die Tür und lief hinaus zur Terrasse, wo ich mich auf einen Stuhl fallen ließ, nachdem ich den Schnee hinuntergestrichen hatte. Es tat weh, ihn so vertraut mit den Beiden zu sehen. Nicht, weil ich eifersüchtig war, das wäre ja lächerlich! Es tat weh, weil ich ihm sowas nie schenken könnte. Tränen liefen meine Wangen hinunter und ich bemerkte die eisige Kälte nicht einmal. Nur wenig später verriet das Knirschen im Schnee die Anwesenheit einer anderen Person. Und natürlich, es war Samu. Ich senkte den Kopf und Tränen tropften auf meine Jeans. Samu legte mir eine Hand auf die Schulter, stellte sich vor mich und drückte dann sanft meinen Kopf hoch. "Was ist los? Wieso weinst du?", fragte er leise und sah mich besorgt an. Ich schniefte und sah wieder zu Boden. "Elena, rede mit mir. Bitte", sagte er fast flehend und sah mich eindringlich an. "Ich- Du und die Kleinen und Vater und-", meine Stimme brach ab und ich brabbelte nur unnützes Zeug. Samu runzelte die Stirn und strich mir die Tränen von der Wange, was er meines Erachtens immer tat, wenn ich weinte. "Also nochmal ganz in Ruhe und von vorne", sagte er beruhigend. Ich schluchzte und vergrub mein Gesicht in den Handflächen. Samu, der etwas überfordert war mit der Situation, strich mir hilflos über den Rücken. Dann sah ich auf und ihn an. Und dann platzte mir heraus, was bisher wirklich niemand wusste. Nicht einmal Chloe oder meine Mutter.

"Samu, ich kann keine Kinder kriegen! Ich werde dir niemals Kinder schenken können und du hast mal erwähnt, dass du dir eine Familie wünscht. Aber ich kann dir keine geben und werde es nie können! Ich bin unfruchtbar!"

Ich schluchzte erneut und hatte Angst vor Samus Reaktion. Als ich aufsah sah er mich betroffen an. Noch mehr Tränen stiegen mir in die Augen. "Wenn du mich jetzt verlässt ist das völlig in Ordnung, du sollst lieber mit jemanden glücklich werden, der dir Kinder schenken kann!", brachte ich hervor und Samu sah mich entgeistert und gleichzeitig empört an. "Du spinnst doch! Ich würde dich niemals verlassen, Elena. Weißt du, Kinder sind natürlich ein Wunsch, aber wenn du keine bekommen kannst, ist das eben so! Sieh mich an, das ist wirklich nicht schlimm!", sagte er, doch irgendetwas in mir wollte ihm nicht glauben. Ich schüttelte den Kopf und wollte aufstehen, doch er hielt mich fest. "Elena", sagte er ruhig und ich sah ihn an. Meine Tränen verklangen und es tat weh, dieses Wissen, dass ich ihn nie so glücklich machen könnte, wie es vielleicht jemand anderes tun könnte. Auch wenn er sagte es mache ihm nichts aus. Er zog mich in seine Arme und hielt mich fest. Dann löste er sich wieder von mir, drückte mich etwas von ihm weg und sah mir tief in die Augen.

"Elena, ich liebe dich!"

You can never be ready (Samu Haber FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt