Kapitel 16

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[ELENA]

Ich las gerade ein Buch, als es klingelte. Samu konnte es nicht sein, er würde erst morgen kommen. Der Postbote war allerdings auch schon da, also rollte ich zur Tür und öffnete sie. Überrascht erkannte ich die Braunhaarige, die ich vor einem Monat bei Samu gesehen habe. Sie begann auf Finnisch zu reden und sah mich dann erwartungsvoll an, doch sie erkannte recht schnell, dass ich kein Wort von dem verstanden habe, was sie da sagte, weswegen sie lächelte und es auf Englisch wiederholte. "Entschuldigung, wissen Sie zufällig wo Samu ist?" - "Er ist in Finnland", antwortete ich, woraufhin ihr sämtliche Gesichtszüge entglitten. Fassungslos sah sie mich an. "Paska!", fluchte sie und ich überlegte kurz. "Soll ich ihm was ausrichten?", fragte ich dann. Plötzlich sah sie mich prüfend an und ihre Mimik wurde fast etwas gehässig. "Sag mal, bist du etwa seine Neue?", fragte sie dann ziemlich indiskret, woraufhin ich den Kopf schüttelte. "Wir sind nur Freunde, also eigentlich Nachbarn, aber er hat mir angeboten hier zu wohnen, weil mein Haus", ich sprach den Satz nicht zu ende, sondern deutete auf mein zerstörtes Haus. Die Frau verstand und sah mich mitleidig an. "Tut mir leid, ich wollte dir nicht komisch kommen, es ist nur so, er hat sich vor einem Monat ungefähr von mir getrennt" Das überraschte mich und ich sah sie an. "Oh, das wusste ich nicht", sagte ich. "Na gut, ich gehe dann auch wieder", sagte sie dann, lächelte mir noch einmal zu und verschwand dann.

Heute würde Samu wiederkommen und deswegen wollte ich für ihn kochen. Ich bin in die Stadt gefahren, mit dem Rollstuhl versteht sich, und habe dort alles Nötige eingekauft. Sunny hat mich begleitet und es war ein ganz lustiger Trip. Nun schnitt ich Gemüse klein und schüttete es in einen Topf. Ich war gerade dabei den Tisch zu decken, als die Tür geöffnet wurde. Sunny lief schwanzwedelnd los und bellte freudig, sie hatte Samu mittlerweile sehr lieb gewonnen. So wie du, dachte ich und drehte mich dann um, denn der Finne stand in der Tür und lächelte mich an. Er sah müde, aber glücklich aus und das zählte. Er kam auf mich zu und umarmte mich. "Hey du", sagte er dann und seine blauen Augen verstrahlten wieder diesen Glanz. "Ich habe gekocht", sagte ich und grinste. Ich hinkte zu dem Topf, in dem der Eintopf brodelte und wollte diesen auf den Tisch stellen, als Samu ihn mir abnahm. Empört sah ich ihn an. "Hey, das kriege ich auch alleine hin!", sagte ich und verschränkte die Arme, konnte mir das Grinsen aber nicht verkneifen. Samu sah mich an, ehe er antwortete. "Du könntest ihn fallen lassen und dich verbrennen", sagte er todernst und ich verdrehte die Augen. "Ich bin doch keine vier Jahre alt", grummelte ich, doch er ging darauf nicht weiter ein. Er verteilte den Eintopf auf zwei Teller und begann dann zufrieden seufzend zu Essen. "Schmeckt's?", fragte ich und er nickte hastig. "Sag mal, hast du in Finnland zu wenig zu essen gekriegt?", fragte ich und zog eine Augenbraue hoch. Leicht bedröppelt sah er mich an, was irgendwie ziemlich niedlich aussah, schüttelte dann aber den Kopf. "Nein, aber ich wusste ja nicht, dass du so gut kochen kannst", grinste er und ich lächelte. "Danke. Wie war es in Helsinki?", fragte ich daraufhin neugierig. Samu wischte sich den Mund ab und schob den Teller beiseite, denn er hatte die Suppe in Rekordzeit ausgelöffelt. "Schön! Familie besucht, die frische Luft genossen, sowas halt", sagte er und lächelte.

"Ich hoffe es ist nicht schlimm, wenn ich dich an dieser Stelle verlasse, aber ich bin hundemüde", sagte er nach einer Weile und ich nickte nur. "Gute Nacht", sagte ich noch, dann räumte ich den Tisch ab. Müde hinkte ich in mein Zimmer, doch als ich an Samus Zimmer vorbeikam, hörte ich seine Stimme, die auf Finnisch leise und recht schnell sprach. Nach einer kurzen Pause redete er wieder, woraus ich schloss, dass er telefonierte. Doch ich erschrak, als er plötzlich ziemlich laut wurde. Eilig huschte ich in mein Zimmer, wo Sunny bereits auf mich wartete und setzte mich auf mein Bett. Ich wechselte den Verband an dem Fuß, der von der Scherbe lädiert wurde und tauschte es gegen ein Pflaster, da die Wunde sehr gut verheilt ist. Plötzlich brüllte Samu dermaßen laut, dass ich fast vom Bett fiel und Sunny jaulte. Kurz darauf herrschte Totenstille und ich hatte fast Angst vor ihm, denn so laut hatte ich ihn noch nie erlebt. Auch wenn sein Zorn nicht gegen mich gerichtet war, gruselte es mich und so verkroch ich mich unter der Decke und schief ein.

You can never be ready (Samu Haber FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt