Kapitel 55

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[ELENA]

Schmerzen. Dunkelheit. Ein Piepsen, was an mein Ohr drang. Krampfhaft versuchte ich meine Augenlider zu öffnen. Doch kaum hatte ich sie auch nur einen Spalt weit geöffnet, blendete das Licht mich extrem. Sofort kniff ich die Augen wieder zusammen und versuchte es nach wenigen Sekunden erneut. Ich blinzelte, ehe ich es schaffte, einige grobe Konturen des Raumes zu erkennen. Mein Blick fiel auf den Monitor, der meinen Herzschlag anzeigte. Das regelmäßige Piepsen ging mir jetzt schon auf den Geist. Der Raum war hell, ein Fenster sorgte für Sonnenlicht. Da ich meinen Kopf noch kaum bewegen konnte, erahnte ich nur die Anwesenheit einer Person, dessen Atmen sie verriet. Nach einer Weile hob ich den Kopf leicht an und erkannte endlich die Person. Ihr Kopf lag mit dem Gesicht in meine Richtung auf dem Bett, die Augen waren geschlossen, ihr gleichmäßiges Atmen verriet mir, dass sie schlief. Die Hand hatte meine ergriffen, die blonden Haare waren zerzaust. Obwohl er beim Schlafen so friedlich aussah, entging mir nicht, dass sein Äußeres sich etwas verändert hatte. Die Augenringe waren unübersehbar und die Falten schienen tiefer geworden zu sein. Wie lange war ich weg? Was hatte ich verpasst? Stumm sah ich ihn an, erforschte jeden Zentimeter des Gesichtes, welches ich so vermisst hatte. Samus Körper bewegte sich nur minimal während er atmete. Mit einer Menge Willenskraft schaffte ich es, seine Hand zu drücken. Sachte strich ich mit meinem Daumen über seinen Handrücken und seine rauen Finger. Samu regte sich und grummelte irgendetwas, ehe er die Augen öffnete. Der Anblick dieses wunderschönen Blautons verschlug mir fast den Atem und ich spürte erneut, wie unglaublich ich seine Nähe vermisst hatte. Samu hob langsam den Kopf und fuhr sich mit der Hand durch die Haare, ehe sein Blick auf unsere Hände fiel. Er verengte die Augen, denn er schien sofort zu merken, dass meine Hand anders lag als vorher. Da hielt er hörbar die Luft an und sein Blick wanderte zu meinem Gesicht. Zaghaft lächelte ich ihn an und mit riesigen Augen starrte er mich an, ehe diese verdächtig zu glitzern anfingen. Wir sahen uns einfach an, sagten nichts, während ich mit dem Blick einer Träne folgte, die seinen Augenwinkel verließ. Und dann stand er auf, kam neben meinen Kopf und legte eine Hand an meine Wange. "Du bist wach", hauchte er und ich nickte. Kaum merklich traten auch mir Tränen in die Augen und Samu wischte sie weg. "Ich- Ich kann es noch nicht richtig glauben", stammelte er und lachte dann. Er lachte und nahm mich dann behutsam in den Arm, eher gesagt legte er sie um mich, da ich nach wie vor im Bett lag und mich noch nicht so richtig bewegen konnte. Das Bett war für Krankenhausverhältnisse recht breit und ich lag relativ am Rand, deswegen musterte Samu kurz den Platz, ehe er mich fragend ansah. "Darf ich?", fragte er und ich nickte. Er schlüpfte aus seinen Schuhen und legte sich langsam und sehr vorsichtig neben mich. Ich konnte leider nicht allzu viel zu der Zweisamkeit beitragen, denn meine Glieder wollten mir irgendwie nicht richtig gehorchen, doch Samu schien das nichts auszumachen, denn er drückte mich an ihn und hatte seinen Kopf in meinen Haaren vergraben. "Ich habe dich so unendlich vermisst. Ich dachte wirklich, ich hätte dich verloren", brachte er leise hervor und ich sammelte all meine Willenskraft. Ich öffnete meinen Mund und versuchte es mit aller Kraft. "I-i Ich liebe dich", tatsächlich funktionierte es, ich hatte einen Satz hervorgebracht. Samu setzte sich etwas auf und sah mir in die Augen. "Ich dich auch! Du glaubst ja nicht wie sehr!", erwiderte er und dann legte er ganz sanft seine Lippen auf meine. Es kam mir vor, als würden wir uns das erste Mal küssen. Das erste Mal nach einer langen Zeit. Der Kuss war sanft und zaghaft, als hätte er Angst, mir wehzutun. Als wir uns lösten sah ich ihn erneut einfach an, ehe er sich wieder neben mich legte und ich es schaffte, mich an ihn zu schmiegen.

You can never be ready (Samu Haber FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt