Kapitel 56

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[SAMU]

Ich konnte es noch nicht ganz fassen, dass Elena wieder richtig bei mir war. Immer wieder musste ich mir klar machen, dass es wirklich sie war, die endlich wieder in meinen Armen lag. Wie sehr sie mir gefehlt hatte. Elenas gleichmäßiger Atem war das Einzige, was ich hören konnte. Das ätzende Gerät, was einem den Herzschlag anzeigte und penetrant piepste, hatte man Elena nach unzähligen Kontrollen und Befragungen erspart. Ihr ging es bereits erstaunlich gut, sie konnte sich wieder relativ normal bewegen, abgesehen davon, dass sie nicht aufstehen durfte. Auch das Sprechen fiel ihr leichter, doch wir sind nicht großartig dazu gekommen zu sprechen, denn die Ärzte sind ziemlich schnell aufgetaucht und haben mich vor die Tür gesetzt. Aber glücklicherweise hatten sie mir erlaubt, über Nacht hier zu bleiben und nun schlief Elena seelenruhig in meinen Armen. Sanft hauchte ich ihr einen Kuss auf die Stirn, ehe auch ich in den ersten ruhigen Schlaf nach sechs Wochen fiel.

Ich war noch vor Elena wach und krabbelte aus dem Bett, denn ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass der Arzt gleich auftauchen würde und da wollte ich nicht noch in Elenas Bett liegen. Ich schlüpfte in meine Klamotten und wuschelte mir einmal durch die Haare, ehe ich mich auf den Stuhl plumpsen ließ und dann Elena ansah. Unwillkürlich huschte mir ein Lächeln auf die Lippen, wie immer eigentlich, wenn ich sie sah. Da regte sie sich etwas und blinzelte. Ihre Hand tastete an dem Bett entlang bis sie an die Kante ankam. Ruckartig setzte sie sich auf, nur um sich mit einem Stöhnen wieder in das Kissen sinken zu lassen. Ich sprang auf und war sofort neben ihr, besorgt sah ich sie an. "Hey, alles gut?", fragte ich und musterte meine Freundin, welche krampfhaft die Augen geschlossen hielt und sich die Hand auf den Bauch presste. Ich bekam es mit der Angst zu tun, doch gerade als ich den Arzt holen wollte, hielt Elena mich auf. "Samu, es ist alles gut", sagte sie mit dünner Stimme. Ich verharrte in der Bewegung, denn ich bin bereits zur Tür gegangen und kehrte zum Bett zurück. Nach einem tiefen Atemzug drehte ich mich wieder zu ihr um und setzte mich auf die Bettkante. Elena schloss mit einem zarten Lächeln die Augen, ehe sie diese wieder öffnete und meine Hand ergriff. "Mir geht's gut, du brauchst dir nicht immer Sorgen machen", sagte sie ruhig. Meine Kiefermuskulatur arbeitete, denn ich würde beim besten Willen wohl nie aufhören können, mir Sorgen um sie zu machen. "Kann ich nicht", erwiderte ich leise. Elena drückte meine Hand fester, ehe sie grinste. "Ich habe mich eben so ruckartig aufgesetzt, weil du plötzlich weg warst", erklärte sie mir und ich kratzte mich verlegen am Hinterkopf. Da ich mich schon den ganzen Morgen danach sehnte, beugte ich mich vor und drückte meine Lippen auf ihre. Sie vergrub ihre Hände in meinen Haaren und vertiefte den sehnsuchtsvollen Kuss, bis dieser durch das rasante Öffnen der Tür unterbrochen wurde. Wir fuhren regelrecht auseinander, als der Arzt den Raum betrat. Es war glücklicherweise ein anderer als der, der Elena zu einem Date eingeladen hat. "Guten Morgen! Frau Krüger, wie geht es ihnen?", begrüßte er uns gut gelaunt und dann schob er die Bettdecke beiseite. Elena zog zaghaft ihr Shirt hoch, unter dem ein dicker Verband zu sehen war. Ich schluckte bei dessen Anblick, denn es war das erste Mal, dass ich ihre Wunde zu Gesicht bekommen würde. "Ich werde nun einmal den Verband wechseln und ihren allgemeinen Gesundheitszustand überprüfen, aber wenn er sich genauso rasant bessert wie gestern, können wir sie auf die normale Station verlegen", erklärte er und lächelte dabei. Ich freute mich über diese Neuigkeiten und auch Elena lächelte erleichtert. Der Arzt entfernte die erste Schicht des Verbands und betrachtete den rot verfärbten Zweiten eingehend, ehe er auch diesen abnahm. "Die Wunde hat sich etwas geöffnet, sie sollten ruckartige Bewegungen vermeiden!", mahnte er Elena. Ich senkte den Blick, offensichtlich war doch nicht alles ganz so gut, wie sie sagte. Nachdem der Verband gewechselt war und er alles Mögliche kontrollierte, wurde Elena auf die Normalstation geschoben. Ich ging nachdenklich neben ihrem Bett her und schwieg, was ihr natürlich nicht entging. "Was ist los?", fragte sie und ich sah zu ihr runter. "Nichts- es ist nur... später", sagte ich schnell, denn die Krankenschwester musste ja nun nicht alles mitbekommen.

You can never be ready (Samu Haber FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt