Kapitel 42

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[ELENA]

Ich ging den nächsten Tag nicht aus dem Haus, weinte mir einfach die Augen aus und hatte bei jedem kleinsten Geräusch Panik. Ich kam mir langsam paranoid vor und konnte kaum noch klar denken. Ich musste zugeben, dass ich noch nie Herzschmerz hatte und so war dieser besonders heftig. Und dazu kam noch die unglaubliche Angst Theo könnte irgendwo sein und Samu wehtun. Ich wusste, dass er mir kein Haar krümmen würde, denn er schien immernoch an mir zu hängen, sonst hätte er mir ja kaum gedroht.

Sunny sah mich aus traurigen Augen an und mir wurde bewusst, dass ich meine Hündin nicht vernachlässigen konnte. Also hievte ich mich auf, schleppte mich ins Bad und versuchte mein getötetes Gesicht mit etwas Concealer zu retten, doch es endete in einer Katastrophe und so wusch ich alles wieder ab. Sollten die Menschen doch sehen, dass nicht alles im Leben perfekt lief. Ich zog mir meine Jacke über und ging mit Sunny an der Leine zur Haustür. Der Anblick von Samus Haus versetzte mir einen Stich und ich ging mit gesenktem Blick an genau diesem vorbei. Doch kaum war ich auf Höhe seines Wohnzimmerfensters konnte ich nicht anders, ich musste reinsehen. Und der Anblick brach mir das Herz. Samu saß auf seinem Haus, das Gesicht in seinen Händen vergraben und sein Körper wurde von Schluchzern geschüttelt. Es trieb mir die Tränen in die Augen und so ging ich eilig weiter. Die Bewegung und die frische Luft taten mir gut, doch ich hatte überall das Gefühl von den fast nachtschwarzen Augen von Theo verfolgt zu werden.

[SAMU]

Ich wachte völlig verkatert auf. Nach Elenas unverhoffter Trennung hatte ich mir das Gehirn totgesoffen, um dem unglaublichen Schmerz zu entgehen. Und der Gedanke an sie versetzte mir wieder einen Stich. Mit glasigen Augen schleppte ich mich in die Küche, wo ich eine Kopfschmerztablette einwarf und ein Glas Wasser in wenigen Zügen leerte. Und danach konnte ich sie nicht mehr zurückhalten, die Tränen überrollten mich und ich begann wieder zu weinen.

Ich durchsuchte sämtliche Seiten im Netz, denn ich suchte nach einem Flug nach Helsinki, der Ort, an dem ich jetzt sein wollte. Doch verdammter Weise waren alle Flüge in den nächsten zwei Wochen ausgebucht. Das Schicksal verteilte also heute miese Karten und ich klappte wütend den Laptop zu. Ich hielt mich davon ab ihn auf den Tisch zu feuern und brach wieder in Tränen aus. Da ich mein Gesicht in meinen Händen vergraben hatte bemerkte ich nicht die Person, die bei meinem Anblick anfing zu weinen - Elena.

Vier Tage vergingen, in denen ich mit leerem Blick in meinem Haus gesessen und nichts getan hatte. Alles in diesem Haus erinnerte mich an sie, doch ich konnte nirgendwo anders hin. Da überkam mich wieder diese unkontrollierte Wut und ich schlug mit der Faust auf den Glastisch. Die Scheibe zersplitterte und die Scherben gruben sich schmerzhaft in meine Hand. Warmes Blut tropfte über meine Hand auf den Boden und im nächsten Moment meldete sich mein Verstand zurück. "Was in aller Welt hast du dir dabei gedacht?!", fluchte ich über mich selbst und meine eigenen Dummheit. Ich holte eilig Verbandszeug und säuberte die Wunde. Nachdem ich meine Hand gerettet hatte, sah ich mir den ruinierten Tisch an und seufzte. Ich kehrte die Scherben zusammen und trug die Reste des Tisches in den Garten, wo ich sie vorerst lagerte. Zurück im Haus ging ich wie automatisch zum Fenster und sah hinaus.
Ich konnte es nicht steuern, meine Augen hingen wieder an Elenas Haus. Licht brannte in der Küche und ich erschauderte bei dem Gedanken, als ich dort die Flammen gesehen hatte. Aber das war alles Vergangenheit. Da sah ich Elenas Silhouette, die durch die Küche ging, ein Regal öffnete und es wieder schloss. Sie drehte sich um und so konnte ich einen Blick auf ihr Gesicht erhaschen, doch aus der Ferne konnte ich nicht genau erkennen, wie sie aussah. Da ging ein braunhaariger Mann an dem Haus vorbei und starrte intensiv durch das Fenster. Als Elena ihn entdeckte wich sie zurück und hatte die Augen aufgerissen. Als der sonderbare Mann wieder auf die Straße sah und am Haus vorbei war schlug Elena die Hände vor ihr Gesicht und schluchzte los. Sie ließ sich am Schrank hinabgleiten und verschwand so aus meinem Sichtfeld. Ich trat vom Fenster weg und geriet ins Grübeln. Was hatte der Mann damit zu tun?

You can never be ready (Samu Haber FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt