Kapitel 41

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[ELENA]

Es tat mir weh, ihn so abzuweisen, doch ich konnte es ihm nicht sagen. Es war, als wäre da eine Blockade zwischen Gehirn und Mund. Er ist aufgestanden und gegangen. Verübeln konnte ich es ihm nicht, doch ich brauchte ihn gerade am Meisten. Die Tränen überrollten mich wieder und zusammengekauert und schluchzend lag ich in dem Bett, das Gesicht im Kissen vergraben.

Am Morgen ging ich todmüde in die Küche. Ich hatte kaum schlafen können. Dunkle Augenringe prangten unter meinen müden Augen und ich war verdammt blass. Mit anderen Worten sah ich einer Leiche ziemlich ähnlich. Doch auch Samu sah nicht gerade fit aus. Er hatte rote Augen und ich hatte augenblicklich Schuldgefühle. Ich ging zum Kühlschrank, nur um ihn dann wieder zu schließen. Ich hatte partout keinen Hunger und setzte mich Samu gegenüber. Seine Augen glitzerten besorgt, als er mich ansah. "Wie geht's dir?", fragte er mit heiserer Stimme. "Scheiße", antwortete ich wahrheitsgemäß. Samu nickte und wandte den Blick wieder ab. Es war, als hätte ich einen Keil zwischen uns getrieben, nur weil ich ihm nicht sagen konnte, dass mein kranker Ex aus dem Gefängnis frei gekommen war. Ich schluckte und starrte auf den Tisch. "Ich brauche mal frische Luft", sagte ich und stand auf. Gemeinsam mit Sunny ging ich spazieren. Ich starrte auf den Boden des Parks und ließ die Gegend an mir vorbeiziehen, ohne sie zu beachten. Plötzlich packte mich eine Hand unsanft am Arm und drehte mich ruckartig um. Ich sah auf und mir blieb die Luft weg. Ich starrte meinem Gegenüber in die fast schwarzen Augen, die kalt glitzerten und ich bekam Panik. Ich war nicht in der Lage etwas zu sagen. "Elena, lang ist's her", grinste er bösartig und ließ mich los. Wie versteinert stand ich ihm gegenüber und wagte es kaum zu atmen. "Wie ich sehe, bist du wieder glücklich vergeben", fuhr er fort und ich begann zu zittern. "Trenn dich von ihm!" Ich trat einen Schritt zurück und fand meine Sprache wieder. "Wie ich sehe hast du dich nicht verändert!", sagte ich gehässig und funkelte ihn an. Ich wusste nicht woher ich die Stärke nahm und sah ihn feindselig an. "Ich werde mich garantiert nicht von ihm trennen!", patzig spuckte ich die Worte aus und sah ihn herausfordernd an. Theo grinste und verschränkte die Arme. "Das habe ich mir fast gedacht. Hör mir jetzt gut zu, Elli. Wenn du dich nicht von ihm trennst dann befördere ich ihn persönlich ins Krankenhaus, haben wir uns verstanden? Ich sehe dich, egal wo du bist. Und wenn du es wagst etwas über mich oder die Drohung zu erzählen, sorge ich dafür, dass er nie wieder stehen kann, klar?!" Ich starrte ihn entsetzt an. "Das kannst du nicht machen", hauchte ich fassungslos. Theo lachte und funkelte mich dann an. "Oh doch, kann ich. Wenn ich dich schon nicht haben kann, soll es auch kein Anderer! Also hopp, auf nach Hause und setze deinen Lover in den Sand!" Ich schüttelte den Kopf, drehte mich um und rannte los. Sunnys Gejaule ließ mich herumfahren, sie war an einen Baum angebunden. Theo hatte also dafür gesorgt, dass sie ihn nicht anfiel. Clever, wie ich zugeben musste. Ich befreite meine Hündin und sank dann auf die nächste Bank.

Als mich eine Hand berührte fuhr ich zusammen und sprang wie elektrisiert auf. Samu sah mich entgeistert an und ich fühlte mich augenblicklich schlecht. Und ich hatte einen riesen Kloß im Hals, denn ich wusste, dass ich ihm das Herz brechen muss, damit Theo ihm nicht die Knochen bricht. Ich sah kurz zur Seite und bereute es sofort, denn ich sah Theo, wie er an einem Baum lehnte und mich angrinste. "Ich- Ich mache Schluss", sagte ich also mit bebender Stimme. Samu starrte mich sprachlos an und mir schossen die Tränen in die Augen. Ich hasste Theo, ich hasste die ganze Situation und wünschte ich könnte Samu alles erklären, doch ich konnte nicht riskieren, dass ihm wehgetan wurde. Obwohl ich es gerade selbst tat. Samu traten Tränen in die Augen und ich wandte den Blick ab. Ich konnte das nicht. "Es- es- es tut mir leid!" Und so lief ich davon, an Theo vorbei, der mich angrinste und verschwand.

Zuhause weinte ich hemmungslos und lehnte mich gegen die Tür. Kaum hatte ich mein Domizil betreten war ich zusammengesunken und hatten meinen Tränen freien Lauf gelassen. Stunden später, als ich mich etwas beruhigt hatte sah ich aus dem Fenster. Bei jedem Dunkelhaarigen dachte ich es sei Theo und ich begann zu zittern. Da fiel mir ein großer, blonder Mann auf, der die Straße hochtorkelte. Ich stellte erschrocken fest, dass es Samu war. Er versuchte mehrmals die Tür zu öffnen. Als er sich zu einem Haus drehte, trat ich einen Schritt zurück. So konnte ich ihn noch sehen, er aber mich nicht. Sein Anblick verschlug mir die Sprache. Seine Augen waren knallrot und verquollen, er war sturzbetrunken. Ich hatte nicht nur ihm, sondern auch mir das Herz gebrochen und Schuld daran war Theo. Ich weinte wieder los und verfluchte mein verdammtes Leben.

You can never be ready (Samu Haber FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt