Kapitel 68

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[ELENA]

Es war der sechzehnte Januar, also unser Jahrestag. Wir waren nun drei Jahre zusammen. Drei Jahre voller Höhen und Tiefen. Doch Samu ist in aller Frühe abgehauen und seitdem nicht aufgetaucht. Enttäuscht darüber saß ich auf dem Sofa. Marie war mal wieder bei Leo, also war ich völlig alleine. So hatte ich mir den Jahrestag eindeutig nicht vorgestellt! Frustriert rief ich Chloe an, die uns schon mehrmals besucht hatte. Sie war nach wie vor meine beste Freundin, doch ich hatte auch hier echt gute Freundinnen und auch mit den Partnerinnen der Bandkollegen verstand ich mich super. Finnland war einfach meine Traumheimat und ich wollte hier nicht wieder weg. Es wurde schon wieder dunkel draußen, es war tiefster Winter und es lag jede Menge Schnee.

Mein Handy piepte, nachdem ich aufgelegt hatte und ich warf einen Blick drauf. Es war eine Nachricht von Riku. Selbst der konnte sich melden, was ich von Samu eindeutig nicht behaupten konnte! Immerhin war es schon nach vier Uhr und ich bin den ganzen Tag alleine gewesen. Riku war mittlerweile mein bester Freund, aber ich hatte alle echt lieb gewonnen. Und durch Anna, die für Samu so etwas wie eine kleine Schwester war, habe ich meine Leidenschaft zur Fotografie entdeckt.

Zieh dir was hübsches an, ich hole dich gleich ab!, schrieb Riku. Ich war etwas verwirrt darüber und stand auf. Ich durchwühlte den gigantischen Schrank in unserem Schlafzimmer und entschied mich für ein Bordeauxrotes Kleid. Ich schlüpfte in Ballerinas und zog mir einen Mantel über. Dann richtete ich meine Haare und war fertig. Noch immer schminkte ich mich nicht. Ich fühlte mich nämlich mit Schminke ungefähr so wie die Leute die sich schminkten ohne. Da klingelte es auch schon und ich öffnete die Tür. "Du siehst toll aus!" Riku schloss mich kurz in seine Arme, ehe er mich zu seinem Auto dirigierte. "Wie geht's dir?", fragte er und lächelte mich an, während er das Auto durch Helsinki steuerte. "Abgesehen davon, dass ich den Jahrestag komplett alleine verbracht habe ganz gut", sagte ich und Enttäuschung schwang in meiner Stimme mit. Riku sah mich mitfühlend an, ehe er Helsinki verließ. "Sag mal, wo fahren wir eigentlich hin?", fragte ich nach einer Weile. Wir waren nun fernab der Stadt und waren nur noch von Wald umgeben, was mich etwas verwirrte. "Tja, das darf ich dir leider nicht sagen", wich er meiner Frage aus und konzentrierte sich wieder auf die schneebedeckte Straße.

Mitten auf einem Waldweg ließ er mich plötzlich raus. "Gut, wir sind da!", sagte er und lächelte mich ermutigend an. "Du machst doch Witze!", sagte ich empört und sah in die Dunkelheit, bis mir irgendwann ein leichtes Licht in der Ferne auffiel. "Wir sehen uns", sagte er und ließ mich aussteigen, ehe er davon fuhr. Einzelne Rosenblätter lagen auf dem Schnee und hoben sich von dem weißen Untergrund ab. Ich folgte ihnen durch den Schnee, wobei meine Füße verdammt kalt wurden, da die Ballerinas nicht für Schnee gemacht waren. Ich kam dem Licht immer näher und stand plötzlich auf einer Lichtung. Neben einem Mökki war eine freie Fläche, auf der Kerzenständer standen, in denen Kerzen brannten. Überall lagen Rosenblätter verteilt und ich sah mich sprachlos um. Ein See grenzte an das Mökki und es war einfach wunderschön. Mittlerweile war es pechschwarz draußen, der Mond spiegelte sich auf der glasklaren Wasseroberfläche. Plötzlich trat eine Gestalt hervor. Mit klopfendem Herzen erkannte ich Samu. Eigentlich müsste ich sauer auf ihn sein, weil er mich den ganzen Tag allein gelassen hat, aber bei dieser Überraschung konnte ich es einfach nicht. Er lächelte mich sanft an, ehe vor mir stehen blieb und hauchzart mein Gesicht berührte. "Du bist wunderschön", flüsterte er und mir stieg eine leichte Röte ins Gesicht. Er trug einen Anzug, seine blauen Augen funkelten mit den Sternen um die Wette und seine Haare waren so verwuschelt wie immer. Da entdeckte ich Marie, in einem schlichten beigefarbenen Kleid. Ihre blonden Haare waren zu einem Zopf geflochten und sie hielt ihre Geige in der Hand. Als sie zu spielen begann, bekam ich feuchte Augen. Sie spielte die Melodie von Sweet Symphony Samu hielt mir die Hand hin. "Darf ich um einen Tanz bitten?", fragte er und ich ergriff seine Hand. Er simulierte den Tanz kurz vor unsrem ersten Kuss! Wir wiegten uns zu der Melodie und ich war unbeschreiblich glücklich. Die Schmetterlinge tanzten in meinem Bauch, ich hatte eine Gänsehaut und ich wollte, dass dieser Moment niemals endete. Samu sah mir die ganze Zeit tief in die Augen. Ich spürte nicht einmal mehr die Kälte, so sehr war ich in den Tanz vertieft, der jeden Teil meines Körpers kribbeln ließ. Es fühlte sich an wie fliegen, so frei, so gut. Kaum verklang der letzte Ton des Liedes, blieben wir stehen. Wir sahen uns tief in die Augen, bis Samu plötzlich vor mir in die Knie ging. Ich realisierte überhaupt nicht was er da tat, bis er anfing zu reden.

"Elena, du machst mich so glücklich wie kein anderer. Ich kann mit dir lachen und mit dir weinen. Du bedeutest mir die Welt und gibt's mir die Inspiration zum Lieder schreiben. Mit dir möchte ich alt werden"

Tränen flossen über meine Wangen, ich hatte die Hände vor den Mund geschlagen. Samu sah kurz zu Boden, auch er hatte Tränen in den Augen, ehe er eine kleine Schachtel aus der Hosentasche zog.

"Ich liebe dich. Und deswegen frage ich dich jetzt, Elena, willst du mich heiraten?"

Mein Herz klopfte so schnell wie noch nie, meine Knie wurden weich und unaufhörlich flossen Tränen über meine Wangen. Ich konnte es nicht glauben, nicht in Worte fassen was gerade in mir vorging oder wie unbeschreiblich glücklich ich war. Samu sah mich unsicher aus seinen ozeanblauen Augen an, die ich so liebte.

"Ja, ja ich will!"

You can never be ready (Samu Haber FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt