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Lächelnd sehe ich ihr noch etwas nach, bis der Hund mir in den Rücken stupst.

,, Na? Was hälst du davon Großer?“, frage ich ihn lächelnd und drehe mich zu ihm. Leicht legt er seinen Kopf schief und hechelt mich an.

,, Guck nicht so, sag mir nicht auch noch das mit ihr was komisch ist.“, sage ich augenrollend und knuddel meinen vierbeinigen Freund.

Dieser bellt fröhlich und scheucht mich dann wieder auf die Beine um mich weiter über den Strand zu scheuchen.

Bis wir wieder an der Felsformation ankommen, wieder schicke ich den Hund im Wasser spielen und klettere auf die Felsen.

Als ich wieder am Ende der kleinen Kette angekommen bin, mache ich es mir bequem und starre etwas in die Weite.

Gedankenlos beobachte ich einfach die Wellen, Möwen und die kleinen Schiffe die in der Ferne vorbei ziehen. Bis ich mich etwas bewege, und mir ein kleines Knistern von Papier auffällt.

Überrascht ziehe ich den Brief aus meiner Hosentasche, welchen ich total vergessen habe.

Zuerst ringe ich mit mir. Bin ich wirklich bereit das zu lesen?

Ich hole ein mal tief Luft bevor ich mit zitternden Händen das Schriftstück auseinander falte und lese die letzten Worte von Ihn an mich.

Heyo Kookachu~

Ich weiß nicht genau wie ich das hier anfangen soll, vor allem da ich mir nicht mal sicher bin ob du das hier jemals lesen wirst. Aber ich will das du etwas weißt. Es tut mir alles sehr leid. Es tut mir leid das du das alles so mit erleben musst. Du bist zwar ein fröhlicher Mensch der immer Lächelt und mich zum Lachen bringt wenn der Arzt bei mir war... aber ich kenne dich lange genug um zu wissen wie es wirklich ist. Ich sehe deine Risse die du so sehr versuchst vor mir zu verstecken, und das schmerzt. Ich weiß das ich daran Schuld bin, und das verletzt mich um so mehr. Ich wollte dir niemals weh tun Kookie, und es ist mir sehr wichtig das du das weißt. Uns ist zwar beiden klar das niemand etwas dafür kann was hier gerade passiert, aber dennoch fühle ich mich dazu verpflichtet mich bei dir zu entschuldigen. Ich würde gerne das alles einhalten was ich dir versprochen habe: mit dir zusammen die Schule beenden, eine Abschlussparty planen an der wir uns betrinken, am nächsten Morgen deine Hand halten wenn du dich verkatert übergibst, zur selben Uni gehen, dein Trauzeuge sein, dir bei Umzügen helfen, für dich da sein wenn deine Frau euer erstes Kind gebärt und mit dir wenn wir achtzig sind am Strand sitzen mit einer Flasche Wodka und über alte Zeiten scherzen. Es bricht mir das Herz das alles nicht einhalten zu können. Aber egal was passiert, ich will das du weißt das ich immer bei dir sein werde, egal was passiert. Ich werde immer bei dir sein. Und egal was diese ganze Scheiße hier noch bringen wird, bleib der fröhliche Kookie der du bist, ich könnte den Gedanken nicht ertragen dich nur wegen mir leiden zu sehen.
Und sag meiner imaginären Frau das ich sie liebe✌XD

Und das wars, das sind also die letzten Worte meines besten Freundes an mich.

Ich weiß zuerst gar nicht was ich sagen oder tuen soll. Mein Körper ist wie gelähmt und immer wieder überfliege ich den Brief.

Ich kann nicht weinen, ich kann nicht schreien und auch nicht lächeln oder mich freuen, ich kann einfach nur da sitzen und versuchen das alles zu verarbeiten.

Das einzige was mich aus meiner Schockstarre löst ist eine Hand die aug ein mal auf meinem Oberschenkel platz findet.

Überrascht sehe ich dort hin und folge dem Arm bis hin zum Körper, der sich als Jimin heraus stellt.

,, Alles ok bei dir? Oder ist wer vor deinen Augen ermordet worden?“, fragt er mich besorgt, aber ich bin immer noch nicht fähig zu antworten.

Stumm reiche ich ihm einfach den Brief, welchen er gleich in die Hand nimmt und genau durch ließt.

,, Du warst mal fröhlich?“, fragt er schmunzelnd als er fertig ist mit dem Lesen und faltet das Schriftstück wieder zusammen.

,, Bei ihm schon.“, antworte ich knapp und verstaue den Brief wieder in meiner Hosentasche bevor ich meine Knie an mich ziehe und meine Arme darum schlinge.

Alles fühlt sich irgendwie leer an, und selbst in meinem Kopf ist es wie als wäre nie etwas darin gewesen.

,, Hat das was mit deinen Problemen zu tun?“, fragt er leise woraufhin ich nur stumm nicke.

,, Was ist passiert?“, fragt er als nächstes und legt einen Arm um meine Schultern.

Ich brauche erst einen Moment um meine Worte wieder zu finden und alles zu sortieren.

,, Er war erst fünfzehn... genau wie ich.“, beginne ich mit wackliger Stimme zu reden und ich merke wie sich ein dicker Klos in meinem Hals breit macht: ,, Er ist auf ein mal nach der Schule zusammen gebrochen, und ist ins Krankenhaus gekommen, aber da war es schon zu spät.... es wurde ein Hirntumor im Endstadium fest gestellt, und seit dem habe ich mit bekommen wie es ihm jeden Tag schlechter ging.“

Ich verliere mich in meinen Worten und stocke in meiner Erzählung. Es fühlt sich alles so an als wäre es erst gestern gewesen als es passiert ist.

,, Jeden Tag nach der Schule bin ich bei ihm gewesen und bin auch immer erst zum Ende der Besucherzeit nach Hause gegangen... immerhin war er mein bester Freund, ich hätte mir ein Leben ohne ihn nicht vorstellen können. Und... eines Tages als ich-“, bei diesem Satz kann ich meine Tränen nicht mehr zurück halten.

Vor meinem inneren Auge sehe ich genau die Szene noch mal wie sie sich damals abgespielt hat. Und weinend vergrabe ich mein Gesicht an meinem Beinen.

Es tut genau so weh wie damals.

,, Es ist ok wenn du darüber nicht reden kannst, ich hoffe einfach nur das es ihm gut geht...“, versucht mich mein Gegenüber aufzumuntern, weshalb ich mich wieder aufrichte und ihn mit verquollenen Augen ansehe: ,, Er ist tot Jimin! An dem Tag wo ich ihn besuchen wollte standen seine Eltern vor dem Zimmer und wollten mich nicht durch lassen, da war mir schon klar was passiert ist. Ich habe mich vorbei gekämpft... und da lag er. Halbtot und... ich bin zu ihm gerannt und habe seine Hand genommen, ihm gesagt das alles gut wird. Aber er hat mich einfach nur angesehen... und hat gelächelt, bevor er einfach die Augen geschlossen hat... und nicht mehr aufgewacht ist.“, beende ich unter Tränen die Geschichte und die Sirene verstummt.

Schweigend nimmt er mich in den Arm und streicht mir sanft über den Rücken während ich einfach nur dabei bin mir die Seele aus dem Leib zu weinen.

After LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt