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Meine Kinnlade klappt förmlich runter und meine Hände beginnen zu schwitzen, während gleichzeitig jegliche Wärme aus ihnen entweicht.

Mein Herz setzt kurz aus bevor es auf ein mal mit einer rasenden Geschwindigkeit wieder anfängt zu schlagen.

,, Oh Gott, Jungkook ist alles ok bei dir?", fragt mich meine Tante besorgt und legt mir eine Hand auf meine Schulter, und selbst Er sieht mich so an.

,, Taehyung...", flüstere ich leise und direkt fließt mir eine dicke Träne meine Wange hinunter.

Was soll das? In welchem falschen Film befinde ich mich? Und wieso tut es so weh ihn zu sehen, oder eher jemanden der genauso aussieht wie er?

Fragend sieht mich meine Tante an, da sie anscheinend meine Worte nicht verstanden hat.

Aber die Miene des jungen Mannes vor mir spricht Bände. Er scheint genau zu wissen worum es geht, und macht sich keinerlei Mühe es zu verstecken.

,, Kommen sie doch rein, ich habe gerade Kaffe gemacht und dann kann ich mir die Hand in Ruhe angucken.", sagt er ruhig, aber mustert mich dennoch eindringlich.

Ich kann mich nicht bewegen, in mir baut sich etwas auf, und ich kann nicht genau definieren ob es gut oder schlecht ist.

Es ist irgendwie alles zusammen: die Trauer, etwas Erleichterung, der Drang weg zu laufen und ihn in den Arm zu nehmen, Wut wegen seiner Reaktion und das dringende Bedürfniss ihm deswegen den Hals um zu drehen.

In Kurzfassung, ich stehe wie angewurzelt und weiß einfach nicht was ich tun soll.

Doch meine Tante scheint mir diese Entscheidung schon ab zu nehmen, denn schon zieht sie mich am Ärmel in das Haus meines tot geglaubten Besten Freundes.

Mit gezielten Schritten begleitet er und ins Wohnzimmer und bittet uns auf dem Sofa platz zu nehmen, was meine Tante auch lächelnd tut.

Ich selbst bleibe noch etwas stehen und sehe mich etwas um, während Herr Kim, oder auch Taehyung, kurz in der Küche verschwindet.

Mit einem strengen Blick sieht meine Tante mich an und fordert mich somit auf mich ebenfalls zu setzen, was ich aber gekonnt ignoriere.

,, Und du bist also das Sorgenkind der Insel~", sagt der junge Mann fröhlich als er mit einem kleinen Tablett zurück zu uns kommt und es vor uns auf den Couchtisch stellt.

Ich kann einfach nicht anderes als ihn stumm zu mustern. Er sieht genau so aus wie früher, nur mit mehr Haaren auf dem Kopf, welche ihm bei Behandlungsversuchen ausgefallen waren, und deutlich erwachsenere Gesichtszüge, wie kleine Falten an den Augen und Stirn.

,, Also gut, zeig mir mal bitte deine Hand.", fordert er mich lächelnd auf.

Dieses Lächeln, es ist noch genau das gleiche. Wie sehr ich es doch vermisst habe ihn Lächeln zu sehen, und jetzt wo ich es sehe... versetzt es mir abertausende von Stichen in mein sowieso schon genug geschundenes Herz.

Als nach fast einer ganzen Minute immer noch keine Reaktion von mir zu erwarten ist, kommt er dichter und greift selbst nach meinem Arm.

Was ich jedoch dadurch verhindere das ich einen Schritt zurücktrete und nun das Sofa in meinen Kniekehlen spüre.

,, Jungkook! Jetzt lass Herr Kim doch deine Hand ansehen.", fordert mich meine Tante auf.

Wie kann es sein das sie ihn nicht erkennt?!

,, Keine Sorge ich beiße schon nicht Kookatchu.", grinst Taehyung, weshalb ich erschrocken die Augen aufreiße und an ihm vorbei Stürme.

,, Wo ist das Bad?", frage ich schnell und er erklärt mir kurz den Weg bevor ich so schnell wie möglich das Zimmer verlasse.

Ich kann das nicht mehr! Ich ertrage es einfach nicht ihn zu sehen!

Und dann hat er mich auch noch bei meinem Spitznamen genannt. Meine Welt ist mehr als erschüttert, und ich kann kaum noch gerade aus gehen, denn in meinem Kopf beginnt sich alles zu drehen.

Mit letzter Kraft schleppe ich mich ins Bad und verschließe die Tür, bevor ich auf dem kalten Fliesenboden weinend zusammenbreche.

Nennt mich schwach, werft mir alles mögliche an Beleidigungen an den Kopf. Aber ich kann nicht mehr.

Ich halte das ganze einfach nicht mehr aus! Gerade war ich dabei endlich nach so langer Zeit mit seinem Tod und ihm abzuschließen, und plötzlich steht er vor mir und tut so als wäre nichts gewesen.

Und ich habe ganz genau gesehen das er wusste wer ich bin. Aber wieso tut er dann so scheinheilig?

Will er sich denn nicht daran erinnern oder liegt es daran das meine Tante mit anwesend war.

Ich verstehe es einfach nicht! Bitte, erklärt es mir doch!

Ein leises Klopfen an der Tür lässt mich schlagartig komplett verstummen, und mein Herz setzt aus als ich die Stimme wieder höre: ,, Jungkook, mach bitte die Tür auf. Und wage es nicht mich zu ignorieren, ich weiß genau das du mich hörst."

Zögerlich erhebe ich mich vom Boden und lege vorsichtig eine Hand an den Schlüssel, welcher das einzige ist was Tae und mich noch trennt.

Zitternd schließe ich auf, und schon kommt Tae herein und schließt die Tür hinter sich.

Ungläubig starre ich ihn einfach nur an und beobachte ihn wie er sich seufzend umdreht und sich gegen die Tür legt.

,, Also gut, ich sehe das du Fragen hast.", sagt Tae ruhig und verschränkt die Arme vor der Brust.

,, Fragen? Das alles könnte ich nicht mal in tausend Fragen packen!", sage ich ernst und kann nicht glauben wie kalt er ist.

,, Komm runter Kookie, du scheinst anscheinend immer noch nicht zu begreifen in welcher Lage du dich befindest.", sagt er ernst und mustert mich genau von unten bis oben.

,, Was für eine Lage? Meine Güte, du warst verdammt noch mal tot!", brülle ich schon fast und wische mir einige Tränen von den Wangen, was aber nicht wirklich etwas bringt da sie sofort von neuen ersetzt werden.

Seufzend stößt sich Taehyung von der Tür ab und zieht mich seufzend in seine Arme.

Ich kann einfach nicht anders als mein Gesicht in seiner Schulter zu vergraben und meinen Emotionen freien Lauf zu lassen.

Alles hier ergibt gerade keinen Sinn, aber ich kann nicht abstreiten das es mich freut Tae wieder in die Arme schließen zu können.

After LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt