14

484 42 8
                                    

In meinem Zimmer angekommen, werfe ich mich direkt auf mein Bett, es ist erst morgens und ich habe jetzt schon keine Lust mehr.

Erinnert mich irgendwie an die Zeit wo ich angefangen habe zum Psychologen zu gehen.

Jedes mal wenn ich wach geworden bin und wieder im Gedächtnis hatte das ich an dem Tag dahin musste, wäre ich am liebsten wieder eingeschlafen und hätte den ganzen Tag übersprungen.

Aber meine Mutter hatte leider auch noch ein Wort mit zu reden immerhin war ich da erst fünfzehn Jahre alt.

Und schon bin ich wieder schlecht drauf. Da haben wir den Beweis, wer zu viel nachdenkt ist unglücklich.

Deprimiert setzte ich mich auf und schaue im Zimmer umher. Irgendwas muss ich doch hier machen können um mich abzulenken.

Da mir aber nichts besseres einfällt und ich nicht auf dumme Gedanken kommen will, beschließe ich dann doch mal aufzuräumen.

Also stehe ich auf und sammel erst mal meine Wäsche zusammen die im ganzen Raum verstreut liegt.

Es ist manchmal wirklich beeindruckend wie ich es schaffe innerhalb von ein paar Tagen ein Zimmer so aussehen zu lassen.

Als ich meine schmutzige Wäsche ins Bad gebracht habe, komme ich wieder an Minhos Zimmer vorbei. Im ganzen Haus herrscht wieder eine Totenstille, was bedeutet das er sicher wieder in seinem Zimmer ist.

Aber lieber ich beende erst mal die eine Sache bevor ich die nächste beginne. Also gehe ich wieder in mein Zimmer und sortiere die saubere Wäsche in meinen Schrank. Bis mir das kleine Päckchen meiner Mutter auffällt, welches auf meinem Schreibtisch liegt.

Neugierig schnappe ich es mir und setzte mich damit wieder auf mein Bett. Nach einem kleinen Kampf mit dem Klebestreifen habe ich es dann auch endlich auf bekommen.

Der Inhalt jedoch zaubert mir nicht wirklich ein Lächeln auf die Lippen, sondern zieht meine Laune wieder unermesslich in die Tiefe.

Das erst was einem ins Auge fällt sind Fotos, von mir und... Ihm. Ein ekelhaft kalter Schauer fährt über meinen Rücken und hinterlässt eine Gänsehaut.

Wieso? Wieso ausgerechnet jetzt? Genau jetzt wo es mir mal besser geht schickt sie mir solche Fotos? Was ist falsch mit meiner Mutter?

Mit zittrigen Händen nehme ich die Fotos und hebe sie aus dem Karton. Mein Atem wird schwer und ich kann meine Tränen nicht unterdrücken.

Wie sehr ich mir doch wünsche das alles wieder so wird wie früher. Damals war ich endlich mal glücklich, und dann musste es ja passieren. Wie sehr muss mich das Leben wohl hassen... und vor allem meine Mutter.

Als ich meinen Blick von den Fotos entferne erblicke ich einen kleinen Brief mit der Aufschrift falls dir nach weinen zumute ist.

Ich liebe zwar die Handschrift meiner Mutter, aber was ist bitte mit ihr falsch? Falls mir nach weinen zumute ist... natürlich weine ich wenn ich so was sehe! Und das weiß sie besser als jeder andere Mensch auf diesem Gottverlassenen Planeten!

Bei diesem Gedanken verwandelt sich meine Trauer in Wut, die sich zuerst als ein kleiner Knoten in meinem Bauch bemerkbar macht, aber sich dann immer weiter ausbreitet.

Mit verkrampften Fingern lege ich die Fotos zurück und schmeiße das Päckchen gegen die Wand. Am liebsten würde ich schreien und gegen irgend etwas hartes schlagen. Aber Minho ist zuhause, und ich will nicht das irgendwer etwas davon mitbekommt.

Schon in der Klinik war es mir mehr als unangenehm wenn jemand einen Wutanfall von mir mit bekommen hat. Doch genau dann war wieder Namjoon da, meistens hat er mich einfach machen lassen und nur aufgepasst das ich mir nicht weh tue, aber seine Worte waren dann immer mehr als beruhigend.

Verzweifelt raufe ich mir die Haare. Ich kann nicht, wieso sollte ich auch. Ich bin alt genug, ich komme ohne ihn klar. Nach dem er gegangen ist habe ich die letzten Monate auch ohne ihn überlebt also werde ich doch wohl jetzt auch klar kommen.

Doch nach ein paar weiteren Minuten ist der Druck einfach zu groß, ich kann einfach nicht mehr anders, weshalb ich nach meinem Handy greife und vor Wut zitternd Namjoons Nummer raus suche.

Zuerst klingelt es nur, bis dann eine verschlafene Stimme rangeht die ich ganz klar als seine identifizieren kann: ,, Ja, Kim Namjoon hier."

,, H-hallo...", ist das einzige was ich unbeholfen heraus bekomme. Du mieser kleiner Feigling, meckere ich in meinen Gedanken über mich selbst.

,, Jungkook?", fragt er überrascht und ich höre sofort das er etwas wacher ist als vorher.

,, Tut mir leid das ich dich wecke.", hauche ich kaum hörbar. Es war eine dumme Idee ihn anzurufen, und am liebsten würde ich direkt wieder auflegen.

,, Nein nein, alles ok. Was ist passiert Kleiner? Du klingst gar nicht gut.", stellt er fest und mir kommen erneut die Tränen. Wie soll ich ihm denn am besten erklären was passiert ist. Es ist mir so unangenehm das ich damit immer noch nicht so umgehen kann wie ich eigentlich sollte.

Als er mein Schweigen als meine Antwort bemerkt beginnt er dann wieder zu reden: ,, Wie schlimm ist es?"

,, Sehr.", schluchzte ich dann. Wieso mache ich mir eigentlich noch Sorgen darüber? Namjoon hat schon viel schlimmere Sachen von mir mitbekommen, also scheiß drauf.

,, Beruhig dich erst mal Kookie, und erzähl mir dann was passiert ist.", sagt er sanft und ich kann sogar ein kleines Lächeln heraus hören.

Ich atme tief durch und balle meine freie Hand zu einer Faust bevor ich anfange ihm alles zu erzählen.

Beim reden ist es so als würde mir eine große Last von den Schultern genommen werden, und meine Hand entspannt sich bei jedem Satz etwas mehr.

,, Ich verstehe, und hast du diesen Brief schon gelesen?", fragt er, was ich verneine.

,, Wenn es dir wieder etwas besser geht guck einfach mal rein. Ich bin mir sicher deine Mutter hat es nur gut mit dir gemeint, aber ich verstehe dich.", sagt er und ich kann ein kleines Rauschen hören bis sich eine verschlafene Stimme im Hintergrund zu Wort meldet: ,, Joonie? Mit wem telefonierst du?"

,, Jungkook, er brauchte jemandem zum Reden, also alles ok Sira~", sagt er süß und dieses kurze Gespräch zaubert mir ein breites Lächeln auf die Lippen.

Es ist schön zu wissen das die beiden immer noch zusammen sind und anscheinend glücklich. Vor allem wenn man bedenkt was passiert ist bevor Sira die Klinik verlassen hat, an dieses Drama will ich mich eigentlich nicht wirklich zurück erinnern. Aber jeder hat seine Fehler, und so auch Namjoon.

_____________

Wen die Backroundstory von Sira und Namjoon interessiert kann sehr gerne bei Ein Tag im Paradies vorbei schauen.

Und ja, Eigenwerbung ist scheiße, verklagt mich doch! XD

After LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt