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,, Choi!", ruft meine Tante ihm nach und versucht zu folgen, doch klappt kurz vor der Terassentür zusammen.

Schnell fange ich sie auf, nicht das sie sich auch noch ihre Knochen bricht, und bringe sie rein um sie auf die Couch zu legen: ,, Du bleibst hier, ich gehe Choi zurück holen.", sage ich schnell, aber sie hält mich am Handgelenk fest bevor ich los kann.

,, Zieh dir vorher was über...", sagt sie leise, und jetzt fällt mir mal wieder ein das ich nur in Boxershorts unterwegs bin.

Schnell nicke ich und löse mich dann von ihr. Zuerst suche ich das Haus nach Choi ab, doch als ich ihn nirgendwo entdecken kann, ziehe ich mir schnell ein T-Shirt und eine Jogger an bevor ich den Rest der Familie wecke und zum mit suchen animiere.

Nach dem wir, ohne Erfolg, das ganze Grundstück nach ihm abgesucht haben, gehen wir unsere Nachbarn wecken, welche uns sofort bei der Suche helfen.

Zusammen durchkämmen wir die ganze Insel, und auf dem Weg haben sich noch viel mehr Freiwillige Helfer dazu gesellt. Doch es gibt keine Spur von dem Kleinen.

Als wir wieder vor unseren Haus ankommen, gehe ich verzweifelt in die Knie und raufe mir meine Haare.

Wo könnte er nur sein? Jetzt waren wir überall, und wir haben nicht mal den Hauch einer Ahnung.

,, Ich hab was gefunden!", ruft plötzlich einer unserer Nachbarn, und hält etwas in die Luft.

Sofort richten sich alle Taschenlampen auf ihn, und ich kann Chois Teddy erkennen, welche er in der Hand hielt.

,, Wo war der?", fragt mein Onkel schnell und nimmt den Plüchbären an sich.

,, Unten beim Strand.", bei dieser Antwort fällt mir sofort die Lösung ein.

,, Ich weiß wo er ist!", brülle ich hysterisch und dränge mich durch die Leute um wie von Bluthunden gejagt zum Strand zu rennen.

Es ist mir scheiß egal ob die anderen mir folgen oder nicht. Hier geht es um Choi, und wenn dem Kleinen etwas zu stoßen sollte, werde ich es mir niemals in meinem ganzen Leben verzeihen können.

Ohne weiter darüber nach zu denken renne ich ins Wasser und kämpfe mich so schnell wie möglich zum Höhleneingang voran.

Und tatsächlich, in einer Ecke, von vielen Felsen bedeckt, dringt ein kleines Licht hervor.

Und ein leises Schluchzen verrät mir endgültig das ich Recht habe.

Schnell kämpfe ich mich weiter durch und krabble zu meinen Kleinen in unser Piratenversteck.

,, Ahoi Leichtmatrose, welcher Schatz wurde dir denn entwendet?", sage ich leise mit meiner Piratenstimme, und Choi fällt mir direkt in die Arme.

,, Alles gut Kleiner... ich bin ja hier.", versuche ich ihn zu beruhigen und ziehe ihn so eng wie möglich an mich.

Ich will gar nicht daran denken was der Kleine in diesem jungen Alter schon alles mit erleben musste, und jetzt auch noch zu sehen wie seine starke Mutter darunter leidet... muss wirklich zu viel gewesen sein.

,, Wird Mama mich jetzt auch alleine lassen?", fragt er schluchzend.

,, Nein, wird sie nicht. Sie liebt euch alle ganz doll, wie könnte sie euch jemals im Stich lassen?", frage ich und versuche ein kleines Lächeln auf zu setzen.

,, Hat sie das wegen dem Streit gemacht?", jammert er und drückt sich leicht von mir.

,, Ich weiß nicht, mir hat keiner gesagt worum es ging, also kann ich es dir leider nicht beantworten."

,, Es ging um Minho...", nuschelt er leise und senkt den Blick.

,, Und worum genau?", versuche ich vorsichtig nach zu harken, aber jeder Zeit darauf bedacht zurück zu rudern.

,, Ich weiß warum er ein Engel wurde."

Überrascht sehe ich ihn an, so viel ich weiß hat Minho kein Schriftstück hinterlassen, aber wenn er es seinem Bruder erklärt hat... ein lebender Abschiedsbrief so zu sagen.

Das ist nun wirklich das Grausamste Paradoxon wovon ich je gehört habe.

,, Was... kannst du es mir verraten?", frage ich vorsichtig und lege meine Hände an seine Wangen im welche er sich leicht schmiegt.

,, Nicht direkt, aber er hat mir gesagt wo sein Brief liegt.", flüstert er, und genießt augenscheinlich die Nähe.

,, Und wieso hast du es deine Mutter nicht gesagt?"

,, Sie denkt das ich lüge...", murmelt er unsicher.

Das heißt also er hat heute wieder versucht es ihr zu sagen... entweder sie glaubt ihm nicht, oder sie will es ihm nicht glauben. Aber ich weiß das es viel erleichtern würde, wenn sie den Brief in die Hände bekommt.

,, Und wieso hast du ihn nicht einfach geholt?"

,, Weil Mama sein Zimmer abgeschlossen und den Schlüssel versteckt hat...", jetzt fängt er wieder leicht an zu weinen.

,, Ach komm her~", sage ich bevor ich ihn wieder in den Arm nehme: ,, Hör zu Kleiner, ich will das du eines weißt. Du bist der tapferste kleine Junge den ich je in meinem Leben kennen lernen durfte, und das ich wirklich sehr stolz auf dich bin."

,, Danke Kookie... du bist mein größtes Vorbild.", nuschelt er erschöpft, und ich muss stolz grinsen.

So ein bisschen hätte ich es mir ja denken können, aber es aus deinem Mund zu hören, erfüllt mich mit so viel Freude wie schon lange nicht mehr in meinem kleinen traurigen Leben.

,, Wollen wir langsam zurück? Die ganze Insel sucht schon nach dir~", sage ich nach einer Weile und er nickt müde, weshalb ich ihn einfach auf den Arm nehme und mich langsam auf den Weg zurück mache.

Ich komme gerade am Strand an, da sehe ich schon von weitem den großen Suchtrupp welcher nach uns ruft und alles mit ihren Lampen erhellt.

Während ich auf sie zu gehe, schläft Choi friedlich in meinen Armen ein. Und so trage ich ihn zu seinem Vater, welcher ihn überglücklich an sich nimmt und erleichterte Tränen weint.

Diese Familie hat schon so viel durch gemacht, und so etwas noch mal in echt zu sehen, gibt mir irgendwie das Gefühl nicht mehr alleine zu sein.

Ich habe mich irgendwie immer einsam gefühlt, niemand konnte verstehen wie ich mich fühle. Oder haben mir eine heile Welt vor gespielt um mich nicht noch weiter zu belasten.

Aber das hier ist genau das was ich brauche. Ein Teil von etwas zu sein, zu wissen das ich gebraucht werde und zu wissen für wen es sich lohnt weiter zu machen.

After LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt