After Life

27

Nach dem Essen helfe ich meiner Tante mit dem Abwasch und unterhalte mich mit ihr über Gott und die Welt.

,, Sag mal Kookie", beginnt meine Tante, und ich ahne schon schlimmes.

,, Ja?" ,, Wir wollen heute Nachmittag wieder aufs Festland und es kann sein das wir wieder über Nacht weg bleiben, ist es ok wenn wir dir Jong-Hun hier lassen?", fragt sie was ich mit einem knappen Ja beantworte.

Danach redet sie eigentlich nur noch über ihre Festlandspläne, was mich aber herzlich wenig interessiert.

,, Hey Tante Kassie.", unterbreche ich sie als ich fertig bin mit meinen Aufgaben: ,, Ich mach mich mit dem Hund im Garten breit, ja?", mit diesen Worten gehe ich schon zur Tür und warte noch ihr fröhliches ok ab, bevor ich die Küche verlasse und den Hund zu mir pfeife und mit ihn im Garten verschwinde.

Zuerst tolle ich wieder etwas mit ihm umher, um ihn auch ja richtig auszupowern. Doch nach einer Zeit werden meine Beine müde, weshalb ich es mir wieder auf der Schaukel in der hintersten Ecke des Gartens gemütlich mache.

Eine ganze Weile sitze ich dort und ärgere den Hund etwas, bis ich einen Anruf bekomme, der mich mehr oder weniger verwirrt.

,, Ja, Jeon Jungkook hier.", melde ich mich als ich den Anruf der unbekannten Nummer annehme.

,, Hallo Jungkookie~", meldet sich eine süße Mädchenstimme, die ich nur all zu gut kenne.

,, Suji? Woher hast du meine Nummer?", frage ich verwirrt, und höre leises Gekicher im Hintergrund.

,, Ich habe die Nummer von meiner Freundin, also die feste Freundin von Jong-Hun", erklärt sie und ich seufze leise.

,, Ok, und... wozu habe ich die Ehre deines Anrufs verdient?", frage ich, da ich schon etwas neugierig bin wieso sie so einen Aufwand betreibt, abstatt mich einfach selbst zu fragen, um an meine Nummer zu kommen.

,, Weißt du... also...", beginnt sie schüchtern und im Hintergrund kann man einiges Mädchengeflüster hören, welche ihr anscheinend Mut zu sprechen wollen, was mir jedoch ein breites Grinsen entlockt.

,, Trau dich ruhig, du weißt das ich nicht beiße~", sage ich süß und ich könnte wetten das sie am anderen Ende gerade so rot anläuft wie eine Tomate.

,, A-also... mein Vater ist nicht da... und ich habe meine Freundinnen heute hier... und dein Cousin wollte noch mit seinen Freunden kommen... i-ich würde mich freuen... naja... wenn du-"

,, Ob ich auch vorbei komme, richtig?", frage ich um die ganze Sache etwas zu beschleunigen.

,, Ja, es würde mich sehr freuen dich heute auch noch hier zu sehen~", schmunzelt sie.

Kurz überlege ich, doch gebe ihr dann meine Antwort: ,, Ich komme gerne, irgendeiner muss ja auch die kleinen Idioten aufpassen, und ich freue mich schon darauf dich wieder zu sehen~", den letzten Teil sage ich etwas ruhiger um die Wirkung nicht zu verfehlen.

Und anscheinend funktioniert es, denn jetzt hört man im Hintergrund unterdrücktes Gequietsche.

Also diese Macht über ihre Reaktionen gefällt mir, daran könnte ich mich sicher gewöhnen.

,, Also... dann bis heute Abend~", sagt Suji süß und legt dann schnell auf.

Aber Hut ab, sie hat ihre Schüchternheit wenigstens etwas in den Griff bekommen.

Grinsend stecke ich mein Handy wieder weg und sehe zum Hund: ,, Ist flirten bei dir auch so kompliziert?", frage ich ihn und tätschle leicht seinen Kopf, welchen er schief legt und mich fragend mustert.

,, Das nehme ich mal als ein Nein.", sage ich und stehe dann auf, mal gucken was Jong-Hun dazu sagt wer heute Abend Babysitter spielen wird.

Also schlendere ich gemütlich ins Haus, in der Gesellschaft eines treu-doofen Hundes und spaziere die Treppen hinauf zum Zimmer meines ältesten Cousin.

Ohne Vorwarnung oder ähnliches marschiere ich in den Raum, in der Hoffnung das ich ihn nicht bei irgendwelchen seltsamen Sachen erwische, was auch zum Glück der Fall ist.

Genervt sieht er von seinem Handy aug und mustert mich skeptisch: ,, Was willst du denn hier?"

,, Habe gehört du hast heute Abend ein Date.", antworte ich und zucke etwas mit den Augenbrauen, bevor ich mich neben ihm auf seinem Bett nieder lasse.

,, Was geht dich das an?", fragt er kühl und legt sein Smartphone bei Seite.

,, Weil wir ab heute Nachmittag alleine sind, ich auf dich aufpasse und dich begleiten werde."

,, Du wirst was?", fragt er leicht erschrocken und sieht zu mir.

,, Suji hat mich eingeladen, aber wenn du mit deiner Freundin für ein paar Minuten im Hinterzimmer verschwindest, habe ich nichts gesehen.", grinse ich und zwinkere ihm zu.

,, So weit sind wir noch nicht, und das geht dich auch gar nichts an, also Themawechsel bitte.", und fuchtelt nervös etwas mit seiner Hand rum.

,, Ernsthaft? Ich hab gedacht du bist ein Player.", gebe ich schulterzuckend zu, aber eigentlich ist es auch gut so.

Mit fünfzehn hat man noch genug Zeit für sowas.

,, Nein bin ich nicht, selbst wenn ich wollte, ich trau mich einfach nicht...", sagt er und wendet seinen Blick von mir ab, es scheint ihm wirklich peinlich zu sein.

,, Hey, das ist doch nichts schlimmes. Du bist erst fünfzehn Junge.", schmunzle ich und wuschle ihm durch die Haare, was ihm aber ganz und gar nicht gefällt, da er meine Hand sofort weg schlägt und sie sich wieder richtet.

,, Ja und? In diesem Alter haben viele schon ihr erstes Mal.", grummelt er.

,, Und? Bist du die Anderen? Nein. Es ist doch vollkommen ok wenn du dir Zeit lässt.", versuche ich ihm klar zu machen, da er etwas deprimiert aussieht.

,, Wann wurdest du denn entjungfert?", fragt er leise.

,, Auf jeden Fall nicht mit fünfzehn.", antworte ich knapp.

,, Wow... das nenne ich präzise Anga-... warte mal.", fängt er an und sieht langsam wieder zu mir herauf während sich seine Mundwinkel zu einem breiten grinsen formen: ,, Du bist noch Jungfrau, oder?"

,, Das hat doch nichts zu sagen.", antworte ich nachdem ich schwer schlucken muss.

,, Also doch! Der Depriboy ist ne eingefleischte Jungfrau!", sagt er amüsiert und lehnt sich etwas zurück.

,, Selbst wenn. Ich finde daran nichts schlimmes. Immerhin habe ich genug andere Dinge zu tun als mich um so was zu kümmern, wenn es sich ergibt dann gerne, aber ich lasse mich eben nicht hetzen.", antworte ich gefasst und sehe ihm dabei direkt in die Augen.

Ich bin zwar ein beschissenes Beispiel für Enthaltsamkeit, aber ich bin eines, und zu sowas sollte man auch stehen wenn es so ist.